Prävention vaskulärer Ereignisse mit einer Polypille

Zum Video

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

ich bin Hans-Christoph Diener von der medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und für den Monat Dezember habe ich eine ganz aufregende Studie aus dem New England Journal of Medicine für Sie. Sie alle wissen, wie wichtig die Behandlung von Risikofaktoren ist zur Primärprävention von Herzinfarkt und Schlaganfall. In vielen Ländern mit mittleren und niedrigen Einkommen ist allerdings das Problem, dass es für die betroffenen Personen schwierig ist, an alle diese Medikamente heranzukommen. In unseren zivilisierten Ländern ist das Hauptproblem die Compliance. Also jemand der Bluthochdruck und beispielsweise hohes Cholesterin hat, muss ja manchmal vier oder fünf Tabletten am Tag einnehmen. Und daher stammt die Idee von Salim Yusuf aus Kanada eine Polypille zu entwickeln. Diese hat er jetzt in einer Studie erprobt, die im New England Journal of Medicine vorgestellt wurde. Diese Polypill-Studie hat eine Polypille eingesetzt, die 40 mg Simvastatin, 100 mg Atenolol, 25 mg Hydrochlorothiazid und 10 mg Ramipril enthält oder Placebo. Und in einem faktoriellen Design haben die Patienten dann entweder 75 mg Acetylsalicylsäure bekommen oder Placebo. Die Studie hat insgesamt 5713 Teilnehmer mit Risikofaktoren rekrutiert, aber ohne Schlaganfall und Herzinfarkt. Diese wurden über fast fünf Jahre behandelt. Diese Menschen waren im Schnitt 65 Jahre alt und kamen überwiegend aus Ländern mit mittleren und niedrigen Einkommen. 83 % der Teilnehmer hatten bereits eine arterielle Hypertonie, aber nur 10 % nahmen Antihypertensiva ein. Wenn wir uns dies anschauen, dann führte die Polypille tatsächlich zu einer signifikanten Reduktion des LDL-Cholesterins und des systolischen Blutdrucks. Wenn man sich den Endpunkt anschaut, und das sind praktisch alle vaskulären Ereignisse, die eingetreten sind, dann waren das 4,4 % in der Gruppe, die die Polypille erhielt, und 5,5 % in der Placebo-Gruppe. Das entspricht einer relativen Risikoreduktion von 21 %, die statistisch signifikant war. Unter Acetylsalicylsäure kam es auch zu einer Reduktion vaskulärer Ereignisse, aber das verfehlte die statistische Signifikanz. Die gute Nachricht war, dass diese niedrige Dosis von Acetylsalicylsäure in dieser Studie von Menschen, die nicht besonders alt sind, kein erhöhtes Risiko für Blutungsereignisse hatte. Ich glaube, dass es deswegen eine ganz wichtige Studie ist, weil sie zeigt, dass, wenn Menschen eine Tablette am Tag einnehmen, die Antihypertensiva und Statine enthält, sie damit doch eine signifikante Reduktion vaskulärer Ereignisse erreichen können. Das Ganze ist natürlich sehr praktisch „einmal täglich“ und das andere sind die Kosten. In Ländern wie Indien beispielsweise kann eine solche Polypille zu einem Preis von 30 Cent hergestellt werden. Das können sich natürlich auch Menschen mit niedrigen Einkommen leisten.

Meine Damen und Herren, das war das „Paper of the month“ also die Publikation des Monats Dezember 2020 „Polypille zur Reduktion vaskulärer Ereignisse“.

Ich bin Hans-Christoph Diener von der medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

Zum Video