Prof. Dr. H. C. Diener, Essen
Frovatriptan (Allegro®) ist wie Sumatriptan ein Agonist am 5-HT1B/1D-Rezeptor, hat aber im Tierexperiment eine 16-fach höhere Potenz, zentrale Arterien zu konstringieren. Darüber hinaus ist die Halbwertszeit mit 25 Stunden 10-mal so lang wie die von Sumatriptan. Dies könnte bei guter Wirksamkeit zur Verminderung wiederkehrender Kopfschmerzen führen, die bei Serotonin-Agonisten mit einer Häufigkeit von 20 bis 40 % beobachtet werden.
In einer früheren Studie zeigte sich zwischen Dosierungen von 2,5, 5, 10, 20 und 40 mg Frovatriptan kein Unterschied in der Wirksamkeit, aber bei den Nebenwirkungen. Daher wurde eine randomisierte doppelblinde Plazebo-kontrollierte Dosisfindungsstudie mit 635 Patienten durchgeführt. Untersucht wurden die Dosierungen 0,5, 1, 2,5 und 5 mg Frovatriptan. Die Patienten nahmen die Medikation ein, wenn der Kopfschmerz bei einer Migräneattacke mittelschwer oder schwer war. Registriert wurden die Kopfschmerzintensität nach 2 und 4 Stunden, die funktionelle Beeinträchtigung sowie wiederkehrende Kopfschmerzen und Migräne-assoziierte Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Lichtscheu und Lärmempfindlichkeit über 24 Stunden.
Das mittlere Alter der Patienten, überwiegend Frauen, lag bei 40 Jahren. 2 Stunden nach der Einnahme von 2,5 mg Frovatriptan berichteten 38 % von einer Besserung der Kopfschmerzen (Plazebo 25 %). 5 mg Frovatriptan waren nicht wirksamer als 2,5 mg. Die niedrigeren Dosierungen waren nicht wirksamer als Plazebo. Schmerzfrei nach 2 Stunden waren mit der 2,5-mg-Dosis Frovatriptan 15 % der Patienten, mit Plazebo 5 %. Wiederkehrende Kopfschmerzen innerhalb von 24 Stunden wurden bei 20 % der Patienten beobachtet, die ihre Migräneattacke mit 2,5 mg Frovatriptan behandelt hatten. Die Recurrence-Raten waren bei den anderen Dosierungen identisch und nicht unterschiedlich zu Plazebo. Allerdings war die Zeit bis zum Wiederauftreten der Kopfschmerzen mit 16 Stunden bei 2,5 mg Frovatriptan deutlich länger als bei Plazebo mit 8,7 Stunden. Zusätzliche Medikamente nahmen 28,6 % der Patienten mit 2,5 mg Frovatriptan und 48,3 % mit Plazebo. Insgesamt berichteten 37 % über Nebenwirkungen, mit Plazebo 28 %. Ein Engegefühl im Bereich der Brust wurde von 0,8 % der Patienten berichtet. Zwei Patienten berichteten über eine Tachykardie.
Frovatriptan ist seit kurzem auf dem deutschen Markt. Die in Deutschland zugelassene Dosis von 2,5 mg ist signifikant wirksamer als Plazebo, der therapeutische Gewinn (Unterschied Verum/Plazebo) beträgt jedoch nur 13 %. Dies ist bei indirekten Vergleichen weniger als bei den meisten anderen Serotonin-Agonisten mit Ausnahme von Naratriptan, das ähnlich gering wirksam ist. Der einzige Vorteil von Frovatriptan scheint die niedrige Recurrence-Rate zu sein. Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass diese bei geringer Wirksamkeit kleiner ausfällt als bei guter Wirksamkeit. Bemerkenswert ist die geringe Nebenwirkungsrate bei der in Deutschland zugelassenen Dosis. Es wäre interessant, Frovatriptan in einer Vergleichsstudie mit Mutterkornalkaloiden oder Acetylsalicylsäure in Kombination mit Metoclopramid zu sehen.
Quelle
Goldstein J, Keywood C, on behalf of the 251/96/14 Study Group. Frovatriptan for the acute treatment of migraine: a dose-finding study. Headache 2002;42:41-48.
Arzneimitteltherapie 2003; 21(01)