Alexandra Hennemann, Stuttgart
Mit Opioiden können neben Tumorschmerzen auch chronische Schmerzen des Bewegungapparats, Rückenschmerzen und Schmerzen durch Arthrose und Osteoporose behandelt werden, wenn andere medikamentöse und nicht medikamentöse Therapiemöglichkeiten versagt haben. Die Opioid-Therapie soll den Schmerz nach Möglichkeit nicht ausschließlich symptomatisch zudecken, sondern beispielsweise im Rahmen eines multimodalen Therapiekonzepts mit gegebenenfalls Gewichtsreduktion ein Bewegungstraining und physiotherapeutische Maßnahmen ermöglichen. Chronische Schmerzen des Bewegungsapparats können durch Bewegungvermeidung über Bewegungseinschränkung, Kraftverlust und Rückzug zu einem Teufelskreis führen. Die Opioid-Therapie soll nur solange erfolgen, wie sie therapeutisch notwendig ist, allerdings sollte ansonsten austherapierten Patienten mit degenerativen Erkrankungen die Schmerzlinderung durch ein Opioid auch nicht vorenthalten werden, wenn die symptomatisch schmerzstillende Behandlung im Vordergrund steht.
Zur Opioid-Behandlung mit transdermalen Systemen stehen Fentanyl (Durogesic®) und Buprenorphin (Transtec®) zur Verfügung.
In einer Anwendungsbeobachtung mit 10 891 ambulanten Patienten (50 % älter als 70 Jahre) wurden Buprenorphin-Pflaster zu 34 % wegen Tumorschmerzen und zu 78 % wegen chronischen Muskuloskelettalschmerzen (z. B. Rückenschmerzen, Glieder- und Gelenkschmerzen, keine feststehende Diagnose nach ICD-10) behandelt. Der häufigste Grund war die angestrebte Verbesserung der Schmerzkontrolle, vorher erhielten 35 % Nicht-Opioid-Analgetika, 11 % schwache und 4 % starke Analgetika. 14 % der Patienten wurden mit Co-Analgetika behandelt. Die Schmerzkontrolle war bei mehr als 90 % befriedigend, 12 % brachen die Therapie wegen Nebenwirkungen ab. Erfahrungen für eine Therapiedauer über 2 Monate sind noch begrenzt.
Häufigste Nebenwirkungen von Buprenorphin-Pflastern sind Übelkeit (17 %), Erbrechen (9 %), Schwindel (7 %), Müdigkeit (6 %) und Verstopfung (5 %).
Lokale Hautreaktionen (Erythem 17 %, Juckreiz 15 %) waren überwiegend schwach, bei Anwendung über durchschnittlich 5 Monate bis zu 2 Jahre traten bei 7,5 % der Patienten Exantheme auf. Das Reaktionsvermögen kann so eingeschränkt sein, dass eine Teilnahme am Straßenverkehr oder das Bedienen von Maschinen nicht möglich ist.
Bei Überdosierung (z. B. Atemdepression) ist Naloxon nur begrenzt als
Antagonist für Buprenorphin, einen Partialagonisten am μ-Opioidrezeptor und Antagonisten am κ-Rezeptor, wirksam.
Quelle
Dr. med. Reinhard Sittl, Erlangen, Priv.-Doz. Dr. med. Rudolf Likar, Klagenfurt, Dr. med. Wolfgang Sohn, Kempen, Prof. Dr. med. Christoph Baerwald, Leipzig, Dr. med. Jan-Peter Jansen, Berlin, Satelliten-Symposium „Ein Jahr Matrixpflaster Transtec®. Erfahrungen bei der Behandlung von chronischen nicht tumorbedingten Schmerzen“, veranstaltet von Grünenthal im Rahmen des Deutschen Schmerzkongresses 2002, Aachen, 27. September 2002.
Arzneimitteltherapie 2003; 21(02)