HIV-Infektion

Enfuvirtid senkt Viruskonzentration bei mehrfach vorbehandelten Patienten


Veröffentlicht am: 28.11.2019

Dr. Susanne Heinzl, Stuttgart

Der Fusionshemmer Enfuvirtid (vorgesehenes Warenzeichen Fuzeon®) führt zu einer zusätzlichen Senkung der Viruskonzentration bei mehrfach vorbehandelten HIV-Patienten. Dies ergab die 24-Wochen-Analyse einer Phase-III-Studie mit 491 Patienten.

Enfuvirtid (T-20) ist ein Fusionshemmer, der zweimal täglich subkutan injiziert wird (siehe auch Arzneimitteltherapie 2000;18:62-3). In den TORO-1- und TORO-2-Studien (T-20 versus optimized regimen only) hatte sich gezeigt, dass eine Kombinationstherapie, die Enfuvirtid beinhaltete, bei HIV-Infizierten die Viruskonzentration in nicht mehr nachweisbare Bereiche senkte. Die Immunantwort nach 24 Wochen war im Vergleich zu einer Kombination ohne den Fusionshemmer verbessert.

Eine Subgruppen-Analyse der TORO-1-Studie zeigte, dass die Vorteile der Enfuvirtid-Kombinationstherapie unabhängig von Alter, Geschlecht, Rasse, Ausgangs-CD4-Werten und Ausgangs-Viruskonzentration sowie unabhängig vom Ausmaß der Virusresistenz war. Allerdings sprachen mehr Patienten auf die Enfuvirtid-haltige Kombination an, wenn ihr Regime mehr wirksame Agenzien enthielt, wenn also die Viren noch auf mehr verfügbare Substanzen ansprachen. Die Wirksamkeit lässt sich beispielhaft wie folgt beschreiben: Die Viruskonzentration der Patienten bei Studienbeginn betrug etwa 100 000 Kopien/ml. Für einen Patienten, der ohne Enfuvirtid behandelt wurde und dessen Therapieregime keine weitere hochwirksame Substanz enthielt, wurde der Viruskonzentration auf 75 860 Kopien/ml gesenkt; erhielt er zusätzlich Enfuvirtid, sank die Viruskonzentration auf 12 000 Kopien/ml. Bei einem Patienten, der drei bis vier aktive Agenzien erhielt, kam es zu einer Senkung auf 3 162 Kopien/ml, erhielt er zusätzlich Enfuvirtid, sank die Viruskonzentration auf 501 Kopien/ml.

Gepoolte Daten von drei Phase-II-Studien mit insgesamt 168 Patienten zeigten, dass die Mehrzahl der Patienten (69 %) nach 48 Wochen und etwa die Hälfte (46 %) nach 96 Wochen noch das Enfuvirtid-basierte Regime einnahmen. Häufigste Nebenwirkung waren lokale Reaktionen an der Infektionsstelle, Übelkeit, Fatigue, Myalgien und Hautausschläge.

Mit T-1249 befindet sich ein weiterer Fusionshemmer in der Phase I/II der klinischen Prüfung. Die ersten Daten zeigen, dass er dosisabhängig zu einer Abnahme der HI-Viruskonzentration führt, die höchste Effektivität wurde mit einer einmal täglichen Dosis von 200 mg subkutan erzielt. Bisher konnten keine Dosis-limitierenden Nebenwirkungen identifiziert werden. Schwerwiegend waren je ein Fall einer Grad-4-Neutropenie, einer Überempfindlichkeitsreaktion und von Fieber mit lokaler Reaktion an der Injektionsstelle.

Quellen

Lalezari JP, Henry K, O’Hearn M, Lefebvre E, et al. Enfuvirtide (T-20) in combination with optimized background (OB) regimen vs. OB alone: week 24 response among categories of treatment experience and baseline (BL) HIV antiretroviral (ARV) resistance.

Drobnes C, Fang L, Nelson E, True A, et al. Tolerability of Enfuvirtide (T-20) during chronic therapy in phase II trials. .

Gulick R, Eron J, Bartlett JA, Merigan T, et al. Complete analysis of T1249-101: safety, pharmacokinetics, and antiviral activity of T-1249, a peptide inhibitor of HIV membrane fusion.

42. ICAAC, San Diego, 27. bis 30. September 2002. sh

Arzneimitteltherapie 2003; 21(02)