COX-2-Hemmer

Gastrointestinal besser verträglich, aber nicht in allen Fällen


Veröffentlicht am: 28.11.2019

Alexandra Hennemann, Stuttgart

In die Therapieentscheidung für einen selektiven COX-2-Hemmer oder ein klassisches nicht steroidales Antirheumatikum (NSAR) sollten nicht nur gastrointestinale Faktoren, sondern auch kardiovaskuläre Risiken und wenn vorhanden eine Nierendysfunktion, Diabetes mellitus, Asthma bronchiale und eine Besiedelung mit Helicobacter pylori eingehen.

Klassische nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) führen häufig zu gastrointestinalen Nebenwirkungen. Schwerwiegende Komplikationen (Perforation, Blutung, Striktur) sind selten, aber gefährlich. Sie treten häufig ohne vorherige subjektive dyspeptische Beschwerden auf. Selektive COX-2-Hemmer führen nachweislich zu signifikant weniger klinisch relevanten gastrointestinalen Nebenwirkungen, die Nebenwirkungsraten sind um etwa 50 % gegenüber NSAR reduziert. Weitere Faktoren wie die Besiedelung mit Helicobacter pylori oder Begleitmedikationen sowie der Lebensstil haben Einfluss auf gastrointestinale Nebenwirkungen. Dyspeptische Beschwerden sind mit den COX-2-Hemmern seltener, treten jedoch in geringem Umfang ebenfalls auf.

In einigen Studien wurde ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko mit COX-2-Hemmern im Vergleich zu unselektiven COX-Hemmern wie Acetylsalicylsäure oder Naproxen festgestellt. Dieses könnte auf die fehlende protektive oder auf eine schädliche Wirkung der COX-2-Hemmer zurückzuführen sein. Auch Patienten mit rheumatoider Arthritis haben ein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt. Bei Patienten, die eine kardiovaskuläre Prophylaxe mit Acetylsalicylsäure erhalten, treten auch bei Einsatz von COX-2-Hemmern zur Schmerzhemmung und antientzündlichen Langzeittherapie gastrointestinale Nebenwirkungen auf.

Renale Nebenwirkungen treten mit NSAR und COX-2-Hemmern häufiger auf, wenn die Patienten Nierenfunktionsstörungen haben, älter als 65 Jahre sind oder an einer arteriellen Hypertonie oder Herzinsuffizienz leiden. Außerdem erhöht sich das Risiko bei gleichzeitiger Einnahme von Diuretika oder ACE-Hemmern. Das Risiko unterscheidet sich nicht wesentlich zwischen NSAR und selektiven COX-2-Hemmern. Die Wirkungen von täglich 25 mg Rofecoxib (Vioxx®) und 2 x täglich 200 mg Celecoxib (Celebrex®) im Vergleich zu 2 x täglich 500 mg Naproxen (z. B. Aleve®) und Plazebo auf die Niere wurden in einer vierwöchigen Studie untersucht. 67 Patienten erhielten eine NaCl-kontrollierte Diät. Die Ausscheidung von Natrium-Ionen im Urin in den ersten 72 Stunden der Behandlung (primärer Endpunkt) war sowohl mit Rofecoxib und Celecoxib wie mit Naproxen im Vergleich zur Ausgangsmenge verringert. Außerdem stieg der systolische Blutdruck um 3,4, 4,3 und 3,1 mm Hg. Die Veränderung der Creatinin-Clearance und der Kalium-Ionen-Ausscheidung war in allen Verum-Gruppen vergleichbar. Es traten keine Ödeme auf, und kein Patient brach die Behandlung wegen Nebenwirkungen ab.

Die Therapieentscheidung im Einzelfall hängt nicht nur von gastrointestinalen Faktoren, sondern auch von kardiovaskulären Risiken und Begleiterkrankungen wie Nierendysfunktion, Diabetes mellitus und Acetylsalicylsäure-sensitivem Asthma bronchiale sowie vom Helicobacter-pylori-Status ab. Bei elektiven Operationen ist die fehlende Hemmung der Blutgerinnung mit selektiven COX-2-Hemmern vorteilhaft.

Quelle

Prof. Dr. med. Dr. h. c. Kay Brune, Erlangen, Dr. med. W. Bolten, Wiesbaden. Rofecoxib in der Schmerztherapie, Frühstücksseminar veranstaltet von MSD im Rahmen des Deutschen Schmerzkongresses 2002, Aachen, 27. September 2002.

Arzneimitteltherapie 2003; 21(02)