Akute Hepatitis C

Interferon alfa-2b verhindert Chronifizierung


Dr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Wird im akuten Stadium einer Hepatitis C mit Interferon alfa-2b behandelt, so kann eine chronische Infektion verhindert werden. Unentschieden ist allerdings noch, ob alle Patienten mit einer akuten Hepatitis C therapiert werden sollten oder ob eine Spontanheilung abgewartet werden sollte.

In den westlichen Ländern gehört das Hepatitis-C-Virus (HCV) zu den häufigsten Ursachen für chronische Hepatitis, Leberzirrhose und hepatozelluläre Karzinome. Weltweit sind schätzungsweise 170 Millionen Menschen mit dem Virus infiziert. In 50 bis über
80 % der Fälle geht die akute Hepatitis-C-Infektion in ein chronisches Stadium über, für das es bislang keine sicher wirksame Therapie gibt. Auch der neueste Ansatz, eine Kombinationstherapie aus Peginterferon alfa-2a oder 2b und Ribavirin, eliminiert das Virus nur in
rund 55 % der chronischen Fälle. Alternativ kann deshalb versucht werden, die akute Infektion früh zu behandeln, um ein Fortschreiten zu verhindern. Die grundsätzliche Eignung dieses Ansatzes ließ sich experimentell und am Beispiel einer akuten Infektion mit dem HI-Virus zeigen.

In einer prospektiven Studie wurde untersucht, ob eine frühe Kontrolle der Virusreplikation bei Patienten mit einer akuten Hepatitis-C-Infektion die Entwicklung des chronischen Stadiums verhindern kann. Dafür wurden zwischen März 1988 und März 2001 an 24 Zentren in Deutschland 25 Frauen und 19 Männer mit akuter Hepatitis C identifiziert. Das Durchschnittsalter der Patienten lag bei 36 Jahren (18 bis 65 Jahre). Von der Infektion bis zu den ersten Anzeichen einer Hepatitis vergingen durchschnittlich 54 Tage, von der Infektion bis zum Therapiebeginn 89 Tage.

Alle 44 Patienten wurden vier Wochen lang täglich mit 5 Mio. E. Interferon alfa-2b (IntronA) subkutan behandelt, anschließend über 20 Wochen noch dreimal wöchentlich. Vor, während und 24 Wochen nach Therapieende wurden
die Serumspiegel der HCV-RNS bestimmt.

43 Patienten beendeten die Studie protokollgemäß, einer brach die Behandlung nach 12 Wochen wegen Haarausfall und grippeartiger Symptome ab. Bei den 43 Studienteilnehmern, deren Gesamtdaten ausgewertet werden konnten, ließ sich sowohl am Ende der Therapie als auch am Ende der Nachbeobachtungszeit keine HCV-RNS im Serum mehr nachweisen, die Serumspiegel der Alaninaminotransferase waren normal. Nicht mehr nachweisbar war die Virus-RNS durchschnittlich nach 3,2-wöchiger Behandlung.

Die Therapie mit Interferon alfa-2b zeigte, mit Ausnahme des einen Patienten, keine gravierenden Nebenwirkungen und war gut verträglich.

Die Ergebnisse der vorliegenden Studie belegen bei 98 % der Patienten eine anhaltende biochemische und virologische Antwort auf eine Behandlung mit Interferon alfa-2b. Diese Ansprechrate liegt weit höher als die Spontanheilungsrate oder die Ansprechrate von anderen Therapien. Dennoch bleiben Fragen, insbesondere die, ob alle Patienten mit einer akuten Hepatitis-C-Infektion mit Interferon alfa-2b behandelt werden sollten. Außer möglichen Nebenwirkungen sprechen insbesondere die hohen Kosten einer Interferon-Therapie dagegen. Auch gibt es noch wenig Hinweise dafür, dass eine Behandlung den Verlauf der Krankheit verkürzt. Überdies ist die Chronifizierungsrate möglicherweise niedriger als angenommen, so wurden bei Kindern, jungen Erwachsenen, insbesondere jungen Frauen, und bei Personen mit Gelbsucht niedrigere Raten an chronischer Hepatitis C berichtet. Es könnte daher gerechtfertigt sein abzuwarten, ob die Infektion spontan abheilt, und erst bei Chronifizierung zu behandeln.

Sowohl für den abwartenden als auch den sofortigen Behandlungsansatz gibt es gute Argumente. Um sie besser abwägen zu können, braucht man dringend mehr Informationen aus weiteren prospektiven Studien mit einer größeren Anzahl von Patienten und vollständigeren virologischen Tests. Dabei sollte die Therapie entweder sofort nach der Diagnose oder nach einer Wartezeit von zwei oder drei Monaten eingeleitet werden, um einem Teil der Patienten eine Spontanheilung zu ermöglichen.

Quellen

Jaeckel E, et al. Treatment of acute hepatitis c with interferon alfa-2b. N Engl J Med 2001;345:
1452-7.

Hoofnagle JH. Therapy for acute hepatitis C.
N Engl J Med 2001;345:1495-7.

Arzneimitteltherapie 2003; 21(02)