Schizophrenie

Erstes atypisches Neuroleptikum in Depotform


Gabriele Blaeser-Kiel, Hamburg

Als Nachteil der atypischen Antipsychotika galt bisher, dass sie nicht als Depotformulierung zur Verfügung standen. Diese therapeutische Lücke wurde jetzt durch Einführung von Risperidon-Microspheres geschlossen.

Mit der Entwicklung einer intramuskulär injizierbaren Depotform des Wirkstoffs Risperidon (Risperdal Consta®) steht nunmehr erstmals ein atypisches Antipsychotikum in Depotformulierung für die Langzeittherapie der Schizophrenie zur Verfügung. Das Ziel, die neuroleptische Wirksamkeit über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten, wird durch die Einbettung von Risperidon in so genannte Microspheres erreicht. Diese bestehen aus einer biologisch abbaubaren Polymermatrix, die im Organismus allmählich zerfällt und in Form von Wasser und Kohlendioxid vollständig eliminiert wird. Risperidon wird aus den Microspheres nach der Applikation nach und nach freigesetzt. Therapeutische Spiegel werden etwa drei Wochen nach der Erstinjektion erreicht, sodass der Patient während dieser Zeit zusätzlich mit Risperidon-Tabletten behandelt werden sollte. Danach reicht eine Applikation im Abstand von zwei Wochen für eine wirksame Langzeittherapie aus.

Im Unterschied zu den herkömmlichen Depotpräparaten auf Ölbasis werden Risperidon-Microspheres in einer wässrigen Lösung suspendiert. Daher ist mit deutlich weniger lokalen Reaktionen an der Injektionsstelle zu rechnen. Da die besondere galenische Zubereitung sehr gleichmäßige Plasmaspiegel gewährleistet, ist möglicherweise auch eine noch bessere klinische Wirksamkeit als bei der oralen Medikation zu erzielen.

Dafür sprechen die Langzeiterfahrungen im Rahmen einer offenen Studie zur Sicherheit und Verträglichkeit der Medikation. Stabil auf Risperidon eingestellte Patienten mit Schizophrenie (n = 615) oder schizoaffektiver Störung (n = 110) waren von der täglichen oralen Medikation auf die zweiwöchentliche intramuskuläre Applikation umgestellt worden.

Die Depotbehandlung sowohl mit 25 mg als auch 50 mg führte zu einem weiteren Rückgang des PANSS-Scores (Positive and negative syndrome scale) um durchschnittlich zehn Punkte. Die statistisch signifikante Veränderung galt für alle fünf Subskalen (Abb. 1).

Die Ansprechrate, definiert als Besserung des PANSS-Score um mehr als 20 %, lag bei 55 bzw. 56 % nach zwölf Monaten. Ebenfalls deutlich niedriger als in der Zeit vor Umstellung der Risperidon-Therapie war die Hospitalisierungsrate.

Parallel dazu wurde eine Besserung der Lebensqualität (gemessen über das SF 36/Short form 36 health survey questionnaire) dokumentiert. Die Verträglichkeit war gut bei nur geringer Gewichtszunahme – im Mittel 0,5 kg unter 25 mg Risperidon und 1,2 kg unter 50 mg Risperidon nach zwölf Wochen, ohne Steigerung im weiteren Verlauf.

Quelle

Prof. Dr. med. Dieter Naber, Hamburg, Prof. Dr. med. Hans-Jürgen Möller, München, Pressekonferenz „Durchbruch in der Langzeit-Therapie der Schizophrenie – Risperdal Consta®, das erste Atypikum in Depotform“, Hamburg, 18. September 2002, veranstaltet von Janssen-Cilag.

Abb. 1. Veränderung der PANSS-Subscores nach Umstellung von Risperidon-Tabletten auf Risperidon-Depot [nach Fleischhacker et al. Schizophr Res 2002/Suppl]

Arzneimitteltherapie 2003; 21(03)