Malignes Melanom

Nutzen von Interferon alfa unklar


Dr. Annette Kloboucek, München

Ob eine Therapie mit Interferon alfa (IFN-α) bei Patienten mit malignem Melanom die Überlebensrate erhöht, ist nach wie vor nicht geklärt. Das geht aus einer systematischen Überprüfung mehrerer randomisierter kontrollierter Studien hervor.

Die Prognose metastasierender Melanome ist schlecht. Nach wie vor gibt es keine Standardtherapie im Sinne einer systemischen adjuvanten Behandlung mit nachgewiesenem Überlebensvorteil.

Ein möglicher Ansatz für die adjuvante Behandlung von Melanom-Patienten nach einer Operation ist Interferon alfa. Die Substanz wurde bereits in mehreren randomisierten, kontrollierten Studien untersucht. Ziel der vorliegenden systematischen Überprüfung dieser Studien war es nun, den Nutzen einer Therapie mit Interferon alfa bei malignen Melanomen zu beurteilen – insbesondere vor dem Hintergrund, dass Interferon alfa die Lebensqualität der Patienten mindert.

Ausgewertet wurden acht randomisierte, kontrollierte Studien mit knapp 3 200 Patienten. In diesen Studien wurden adjuvante Therapie-Regime mit und ohne IFN-α bei Patienten ohne Lymphknotenbefall (Stadium I oder II gemäß des American Joint Committee on Cancer, AJCC) nach Entfernen des primären Melanoms und bei Patienten mit Lymphknotenbefall (Stadium III) nach Entfernen der regionalen Lymphknoten untersucht.

IFN-α wurde als Monotherapie in Dosierungen zwischen 3 MU/m2 dreimal pro Woche (niedrig dosiert) bis hin zu 20 MU/m2 pro Tag (hoch dosiert) verabreicht. Die Behandlung dauerte zwischen 12 Wochen bis zu drei Jahren. In drei Studien wurde IFN-α hoch dosiert eingesetzt, in den anderen niedrig dosiert.

Der Einfluss von IFN-α auf das Gesamtüberleben, das krankheitsfreie Überleben, das Wiederauftreten von Melanomen und die Verträglichkeit von IFN-α wurden untersucht.

  • In einer der acht Studien wurde von einem statistisch signifikanten Überlebensvorteil unter einer Hochdosis-Therapie mit Interferon alfa berichtet. Dieser konnte aber nicht bestätigt werden.
  • Zwei weitere Studien (ebenfalls Hochdosis-Therapie) hatten einen signifikanten Vorteil beim krankheitsfreien Überleben ergeben. In einem Fall konnte der Vorteil bestätigt werden.
  • In nur einer Studie schritt die Erkrankung statistisch signifikant langsamer fort, die Patienten erhielten in dieser Studie eine niedrig dosierte Therapie mit IFN-α.
  • Vor allem bei Hochdosis-Therapie musste die Behandlung wegen toxischer Nebenwirkungen häufig aufgeschoben oder die Dosis reduziert werden.

Die ausgewerteten Studien sind im Design sehr unterschiedlich und klinisch als äußerst heterogen einzustufen, deshalb sind sie für eine Metaanalyse, wie sie beispielsweise von Wheatly et al. auf dem Jahrestreffen der American Society of Clinical Oncology (ASCO) 2001 vorgestellt wurde, nicht geeignet. Dort zeigte sich für Patienten, die mit IFN-α behandelt wurden, ein klarer Vorteil beim krankheitsfreien Überleben.

Um die Wirkung einer Therapie mit IFN-α bei Melanom-Patienten eindeutig zu klären, wäre eine große randomisierte kontrollierte Studie nötig. Sie könnte zeigen, welches Therapieregime wirksam ist oder welche Patientengruppen von einer IFN-α-Behandlung in dem Maße profitieren, dass die Toxizität einer Hochdosis-Behandlung aufgewogen wird.

Quelle

Lens MB, Dawes M. Interferon alfa therapy for malignant melanoma: a systematic review of randomized controlled trials. J Clin Oncol 2002;20:1818-25.

Arzneimitteltherapie 2003; 21(03)