Subgruppenanalyse der MIRACL-Studie

Atorvastatin reduziert Schlaganfallrate bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom


Bettina Polk, Stuttgart

Bei 3 086 Patienten mit akutem Koronarsyndrom wurde unter Atorvastatin (Sortis®) 80 mg/Tag über 16 Wochen das relative Risiko für Schlaganfälle um 50 % gegenüber Plazebo reduziert. Unter Atorvastatin traten keine hämorrhagischen Schlaganfälle auf, in der Plazebo-Gruppe drei.

In der MIRACL-Studie (Myocardial ischemia reduction with aggressive cholesterol lowering) bekamen 3 086 Patienten mit akutem Koronarsyndrom (instabile Angina pectoris oder Herzinfarkt ohne ST-Strecken-Hebung) innerhalb von 96 Stunden entweder Atorvastatin 80 mg/Tag oder Plazebo. Dabei wurde gezeigt, dass der CSE-Hemmer Atorvastatin die Häufigkeit von Tod und nicht tödlichen ischämischen Ereignissen signifikant reduziert.

Ein sekundärer Endpunkt der Studie war die Schlaganfallinzidenz. In der Atorvastatin-Gruppe traten insgesamt 13 Schlaganfälle auf, in der Plazebo-Gruppe waren es 25 (relatives Risiko 0,49, p = 0,04). Davon waren drei in der Atorvastatin-Gruppe und zwei in der Plazebo-Gruppe tödlich (Tab. 1).

In der Vergangenheit brachten epidemiologische Daten den Verdacht auf, dass sehr niedrige Cholesterol-Werte das Risiko für hämorrhagischen Schlaganfall erhöhen. Bisher wurde dies aber in den großen Studien mit CSE-Hemmern nicht beobachtet. In der MIRACL-Studie wurden die LDL-Cholesterol-Werte im Mittel auf 72 mg/dl gesenkt, dabei trat kein hämorrhagischer Schlaganfall auf. Langzeitauswirkungen von Atorvastatin auf die Schlaganfallrate können anhand der MIRACL-Studie (Beobachtungszeitraum 16 Wochen) nicht beurteilt werden.

Die in der MIRACL-Studie klinisch nachgewiesene Wirkung von Atorvastatin wird durch weitere Untersuchungsergebnisse unterstützt: Bei 161 Patienten mit Indikation für eine CSE-Hemmer-Therapie wurden Atorvastatin (Sortis®, 80 mg/Tag) und Pravastatin (z. B. Pravasin®, 40 mg/Tag) verglichen. Dabei senkte Atorvastatin die Cholesterol-Werte um 48,5 % und Pravastatin um 27,2 % (p < 0,001). Ein primärer Endpunkt der randomisierten Studie war die Veränderung der Intima-Media-Dicke über 12 Monate, die als prognostischer Faktor für das Auftreten neuer kardiovaskulärer Ereignisse gilt. Die Messung erfolgt mit Ultraschall. Die mittlere Dicke der Intima-Media der Carotis-Arterien wurde in der Atorvastatin-Gruppe signifikant reduziert (–0,034 mm), während in der Pravastatin-Gruppe keine starke Veränderung beobachtet wurde (+0,025 mm).

Quelle

Waters DD, et al. Effects of atorvastatin on stroke in patients with unstable angina or non-Q-wave myocardial infarction – a myocardial ischemia reduction with aggressive cholesterol lowering (MIRACL) substudy. Circulation 2002;106:1690-5.

Taylor AJ, et al. ARBITER: Arterial biology for the investigation of the treatment effects of reducing cholesterol – a randomized trial comparing the effects of atorvastatin and pravastatin on carotid intima medial thickness. Circulation 2002;106:2055-60.

Tab. 1. Anzahl und Art der Schlaganfälle in der MIRACL-Studie

Plazebo

(n = 1 548)

Atorvastatin 80 mg/Tag

(n = 1 538)

Schlaganfälle insgesamt [n]

25

13

Patienten mit Schlaganfall [n]

24 (1,6 %)

12 (0,8 %)

Tödliche Schlaganfälle [n]

2

3

Hämorrhagische Schlaganfälle [n]

3

0

Thromboembolische Schlaganfälle [n]

19

10

Embolische Schlaganfälle [n]

1

0

Unklare Schlaganfälle [n]

2

3

Arzneimitteltherapie 2003; 21(04)