Bettina Polk, Stuttgart
Studienergebnisse
1 112 Männer mit leichter bis schwerer erektiler Dysfunktion, im mittleren Alter von 59 Jahren (22–82 Jahre) bekamen randomisiert bei Bedarf eine tägliche Dosis von 2,5 mg (n = 74), 5 mg (n = 151), 10 mg (n = 321) oder 20 mg (n = 258) Tadalafil oder Plazebo (n = 308). Unter den Teilnehmern waren 30 % Hochdruckpatienten, 21 % Diabetiker, 8 % Patienten mit koronarer Herzkrankheit und 5 % mit Depression.
Endpunkte waren unter anderem die Verbesserung auf der IIEF-Skala (international index of erectile function) und der Anteil eines erfolgreich durchgeführten Geschlechstverkehrs bei Versuch sowie der Anteil der Männer mit verbesserter Erektionsfähigkeit nach GAQ (global assessment questionnaire).
Alle Dosierungen waren wirksam. Inzwischen wird eine Dosierung von 10 mg als Standarddosis empfohlen, die bei nicht ausreichender Wirksamkeit auf 20 mg erhöht werden kann. Daher sollen im Folgenden die Ergebnisse für die 10- und 20-mg-Gruppen vorgestellt werden:
Die Werte auf der IIEF-Skala verbesserten sich um 7,9 Punkte in der 20-mg-Gruppe und um 6,5 Punkte in der 10-mg-Gruppe im Vergleich zu 0,6 Punkten in der Plazebo-Gruppe (p < 0,001). Erfolgreicher Geschlechtsverkehr konnte in der 20-mg-Gruppe zu 75 % durchgeführt werden, in der 10-mg-Gruppe zu 61 % und in der Plazebo-Gruppe zu 32 % (p < 0,001, Abb. 1). Die Erektionsfähigkeit verbesserte sich bei 81 % der Männer, die 20 mg einnahmen, 67 % der Männer, die 10 mg einnahmen, und 35 % der Männer, die Plazebo einnahmen (p < 0,001).
Als unerwünschte Wirkungen traten bei den Tadalafil-Patienten (n = 804) Kopfschmerzen (14 %), Dyspepsie (10 %), Rückenschmerzen (6 %), verstopfte Nase (5 %), Myalgie (5 %) und Gesichtsröte (4 %) auf. Spektrum und Häufigkeit der unerwünschten Wirkungen sind damit ähnlich wie bei Sildenafil, wobei Sehstörungen im Sinne von „Blau-sehen“ unter Sildenafil häufiger sind, was man mit der weniger ausgeprägten Selektivität von Sildenafil gegenüber der PDE 5 erklären kann. Rückenschmerzen dagegen sind bei Tadalafil häufiger beobachtet worden, eine Erklärung dafür hat man bisher nicht gefunden.
Pharmakokinetik
Die maximale Plasmakonzentration von Tadalafil wird etwa 2 Stunden nach der Einnahme erreicht, das ist etwas später als bei Sildenafil und Vardenafil. Eine Erektion war nach 16 min bei 32 % der Patienten möglich, 30 min nach Einnahme berichteten 52 % der Patienten von einer Erektionsfähigkeit.
Die Wirkung dauert lange an, 36 Stunden nach der Einnahme von Tadalfil waren 60 % der Männer immer noch in der Lage, Geschlechtsverkehr erfolgreich durchzuführen. Im Alltag ist sicherlich auch relevant, dass bei Tadalafil die Zeit bis zur maximalen Plasmakonzentration und zum Plasmaspitzenspiegel unabhängig von Nahrungsaufnahme und Alkoholkonsum sind, wohingegen bei Sildenafil mit einem verzögerten Wirkungseintritt und einer verminderten Plasmaspitzenkonzentration gerechnet werden muss.
Alle PDE-5-Hemmer werden über CYP3A4 abgebaut, aber sie hemmen oder induzieren das Enzym nicht. Bei gleichzeitiger Gabe von Induktoren wie Rifampicin ist mit verminderter Bioverfügbarkeit, bei gleichzeitiger Gabe von Enzymhemmern wie Ketoconazol oder auch Grapefruitsaft ist mit einer erhöhten Bioverfügbarkeit zu rechnen.
Einmal tägliche Gabe?
Bei einmal täglicher Gabe von Tadalafil in einer fixen Dosierung ergaben sich konstante Plasmaspiegel nach etwa 5 Tagen, diese entsprachen der 1,6-fachen Einzeldosierung, bei täglicher Gabe von 10 mg war also die Plasmakonzentration nach 5 Tagen so hoch wie nach einer Einzelgabe von 16 mg und blieb konstant. An der 12-wöchigen Untersuchung nahmen fast 300 Patienten teil. 5,4 % der Patienten brachen die Studie wegen unerwünschter Wirkungen vorzeitig ab. Es zeigten sich keine anderen unerwünschten Wirkungen als bei Bedarfsmedikation. Die Daten reichen aber nicht aus, um eine Langzeitsicherheit zu gewährleisten, daher wird von einer regelmäßigen täglichen Einnahme bisher abgeraten.
Fazit
Die Wirksamkeit der neuen Substanz liegt im selben Bereich wie bei Sildenafil und Vardenafil. Unterschiede bestehen in der Pharmakokinetik und in der individuellen Verträglichkeit. Man kann damit rechnen, dass die betroffenen Paare alle drei Substanzen ausprobieren werden und die für sie geeignetste Substanz selbst bestimmen werden.
Quellen
Prof. Dr. Hartmut Porst, Hamburg, Prof. Dr. Uwe Hartmann, Hannover, William Hardiman, Brüssel, Dr. Alexander von Keitz, Marburg: „Erektile Dysfunktion – Auf dem Weg zur idealen Therapie – Der Patient und seine Bedürfnisse“, Pressekonferenz veranstaltet von der Firma Lilly icos im Rahmen des 5th Congress of the European Society for Sexual and Impotence Research, Hamburg, 1. bis 4. Dezember 2002.
Inigo Sáenz de Tejada, Madrid, Spanien, Klaus-Peter Jünemann, Kiel, Gerald Brock, Ontario, Canada, Francois Guilano, Le Kremlin-Bicetre, Frankreich, Graham Jackson, Surrey, UK. Symposium „Cialis TM – A new choice for first-line ED therapy“, veranstaltet von der Firma Lilly icos im Rahmen des 5th Congress of the European Society for Sexual and Impotence Research, Hamburg, 1. bis 4. Dezember 2002 .
Brock GB, et al. Efficacy and safety of tadalafil for the treatment of erectile dysfunction: results of integrated analyses. J Urol 2002;168:1332-6.

Abb. 1. Anteil der Antwort „Ja“ auf die Frage „Hat Ihre Erektion ausgereicht, um den Geschlechtsverkehr erfolgreich, das heißt bis zur Ejakulation, durchzuführen?“ (*p < 0,05, **p < 0,001)
Arzneimitteltherapie 2003; 21(04)