Nosokomiale Pneumonie

Linezolid bei schlechter Prognose und MRSA überlegen


Dr. Susanne Heinzl, Stuttgart

Das Oxazolidinon Linezolid (Zyvoxid®) war in zwei zusammen ausgewerteten Phase-III-Studien bei Patienten mit MRSA-Infektion und bei Patienten mit Beatmungspneumonie signifikant besser wirksam als Vancomycin.

Die beatmungsassoziierte nosokomiale Pneumonie tritt bei 8 bis 28 % aller Patienten auf, die länger als 48 Stunden künstlich beatmet werden. Sie kann die Liegedauer der Patienten erheblich verlängern, häufig sterben die Patienten an dieser Infektion. Sind an der Infektion Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) beteiligt, beträgt die Letalität 50 %.

In zwei doppelblinden Studien mit vergleichbarem Design wurde intravenöses Linezolid (600 mg alle 12 Stunden) mit intravenösem Vancomycin (1 g alle 12 Stunden) angepasst an die Nierenfunktion verglichen. Die Antibiotika wurden über 7 bis 21 Tage gegeben,

Zusätzlich erhielten die Patienten Aztreonam zur Eradikation gramnegativer Erreger. In den beiden Studien wurden 1 019 Patienten in 134 Zentren in Nord- und Südamerika, Europa, Israel, Südafrika und Australien behandelt. 524 erhielten Linezolid, 495 Vancomycin. Bei 160 Patienten (75 in der Linezolid- und 85 in der Vancomycin-Gruppe) konnten MRSA nachgewiesen werden. 544 Patienten (282 in der Linezolid- und 262 in der Vancomycin-Gruppe) wurden zum Zeitpunkt der Pneumonie-Diagnose künstlich beatmet, davon konnten bei 91 Patienten MRSA nachgewiesen werden.

Die demographischen Daten der beiden Patientengruppen waren vergleichbar. Patienten mit MRSA-Infektion waren jedoch eher älter, hatten höhere APACHE-Scores und insgesamt häufiger komplikationsreiche Verläufe. Die Gesamtheilungsrate war in der Linezolid-Gruppe mit 59 % deutlich höher als in der Vancomycin-Gruppe mit 35,5 %. Auch in der Untergruppe der Patienten mit beatmungsinduzierter Pneumonie war Linezolid signifikant besser wirksam, die Heilungsrate betrug hier 57,1 % vs. 21,2 %.

Als unabhängige Prädiktoren für die Prognose der Patienten mit MRSA-Pneumonie ergaben sich:

  • Linezolid-Behandlung
  • Lobäre Beteiligung
  • Beatmungsstatus
  • Nieren- oder Krebserkrankungen

Die retrospektive Auswertung der Daten der Patienten mit beatmungsassoziierter Pneumonie zeigte, dass in der Vancomycin-Gruppe 77,1 % (202/262) und in der Linezolid-Gruppe 80,5 % (227/282) der Patienten überlebten. Von mit MRSA infizierten beatmeten Patienten überlebten in der Vancomycin-Gruppe 70,2 % (33/47), in der Linezolid-Gruppe 84,1 % (37/44). Tabelle 1 zeigt, dass die Überlebenswahrscheinlichkeit der Patienten, die mit Linezolid behandelt wurden, höher war.

Die Ergebnisse dieser Studien zeigen, dass Linezolid insbesondere dann als initiale Therapie bei nosokomialer Pneumonie eingesetzt werden sollte, wenn MRSA als Erreger wahrscheinlich sind und/oder wenn die Patienten andere Risikofaktoren für eine schlechte Prognose aufweisen.

Quellen

Kollef MH, Cammarata SK, Croos-Dabrera RV, Wunderink RG. Linezolid vs. Vancomycin: Predictors of survival in patients with ventilator-associated pneumonia. IDSA, Chicago, 24.–27. Oktober 2002.

Wunderink RG, Cammarata SK, Croos-Dabrera RV, Kollef MH. Linezolid vs. Vancomycin: Predictors of outcome in methicillin-resistant Staphylococcus aureus nosocomial pneumonia. IDSA, Chicago, 24.–27. Oktober 2002.

Tab. 1. Odds-Ratios, 95%-Konfidenzintervall und p-Werte verschiedener Ausgangsvariablen bei Patienten mit beatmungsassoziierter Pneumonie: Signifikante unabhängige Prädiktoren für Überleben

Odds-Ratio

95 %-Konfidenz-intervall

p-Wert

Linezolid-Therapie

1,6

1,0–2,4

0,04

APACHE < 20

2,0

1,2–3,2

0,006

Alter < 65 Jahre

2,2

1,4–3,5

< 0,001

Normaler Creatinin-Wert

3,8

1,7–8,4

< 0,001

Keine kardiale Begleiterkrankung

1,6

1,2–2,5

0,047

MRSA-Patienten

Linezolid-Therapie

4,6

1,5–14,8

0,01

APACHE < 20

7,2

2,0–26,3

0,003

Pleurale Effusion

4,9

1,3–18,7

0,022

Keine Bakteriämie

5,3

1,1–24,4

0,034

Arzneimitteltherapie 2003; 21(05)