Alexandra Hennemann, Stuttgart
Hochrisiko-Patienten mit Hypertonie und nicht oder nur mäßig erhöhten Cholesterol-Werten wurden in der
ASCOT-LLA-Studie zur Primärprävention der koronaren Herzkrankheit erfolgreich mit einem CSE-Hemmer behandelt. Untersucht wurde die Wirkung von 10 mg Atorvastatin (Sortis®) täglich oder Plazebo auf den kombinierten primären Endpunkt aus nicht-tödlichem Myokardinfarkt und tödlicher koronarer Herzkrankheit bei über 10 000 Patienten mit einen Gesamtcholesterol von weniger als 250 mg/dl. Die Patienten hatten einen Bluthochdruck von unbehandelt über 160 mm Hg systolisch oder 100 mm Hg diastolisch (behandelt 140 oder 90 mm Hg) sowie drei oder mehr kardiovaskuläre Risikofaktoren. Sekundäre Endpunkte waren unter anderem kardiovaskuläre und alle Todesfälle, Schlaganfälle und Herzinsuffizienz.
Sowohl der primäre Endpunkt als auch die Anzahl der Schlaganfälle wurde mit Atorvastatin signifikant reduziert, sodass der doppelblinde Lipid-Arm der ASCOT-Studie nach 3,3 Jahren vorzeitig geschlossen wurde. Atorvastatin reduzierte das relative Risiko für den primären Endpunkt um 36 %, das absolute Risiko lag bei 1,9 % gegenüber Plazebo mit 3,0 % (Tab. 1). Zur Verhinderung eines Ereignisses mussten damit etwa 95 Patienten über 3,3 Jahre behandelt werden. In 6 der 18 Subgruppen, darunter Frauen (n = 1 942) und Diabetiker (n = 2 532), war der Vorteil für Atorvastatin nicht signifikant.
Der sekundäre Endpunkt tödlicher oder nicht-tödlicher Schlaganfall wurde signifikant um 27 % reduziert (Tab. 1). Die Gesamtsterblichkeit wurde dagegen nicht signifikant gesenkt. Die weiteren sekundären Endpunkte wurden bis auf Herzinsuffizienz reduziert. Die Unterschiede wären wahrscheinlich bei Fortführung der Studie über die geplanten 5 Jahre größer ausgefallen.
Die Anzahl schwerer unerwünschter Ereignisse, von tödlichen Krebserkrankungen und Leber-Enzym-Erhöhungen unterschied sich zwischen dem CSE-Hemmer und Plazebo nicht signifikant. Mit Atorvastatin trat eine nicht-tödliche Rhabdomyolyse bei einem alkoholabhängigen Patienten mit kürzlicher fiebriger Erkrankung auf.
Quellen
Sever PS. The Anglo-Scandinavian cardiac outcomes trial: Morbidity-mortality outcome from lipid-lowering in a hypertensive population. 52nd Annual Scientific Session des American College of Cardiology, Chicago, 2. April 2003.
Sever PS, et al. Prevention of coronary and stroke events with atorvastatin in hypertensive patients who have average or lower-than average cholesterol concentrations, in the Anglo-Scandinavian Cardiac Outcomes Trial – Lipid lowering arm (ASCOT-LLA): a multicentre randomised controlled trial. Lancet 2003;361:1149-58.
Lindholm LH, et al. What are the odds at ASCOT today? Lancet 2003;361:1144-5.
ASCOT-LLA
Primärprävention der koronaren Herzkrankheit
Atorvastatin 10 mg versus Plazebo
Patienten: Gesamtcholesterol < 250 mg/dl, mindestens drei Risikofaktoren für KHK; n = 10 305
Primärer Endpunkt: Nicht-tödlicher Herzinfarkt und tödliche KHK
Tab. 1. Ergebnisse der ASCOT-LLAStudie. RR: Relatives Risiko, NNT: Number needed to treat (über 3,3 Jahre)
Atorvastatin Plazebo RR p-Wert NNT
(n = 5 168) (n = 5 137)
Primärer Endpunkt
Ereignisse 100 154 0,74 0,0005 95
Absolutes Risiko 1,9 % 3,0 %
Sekundäre Endpunkte
Tödlicher/nicht tödlicher Schlaganfall
Ereignisse 89 121 0,73 0,0236
Absolutes Risiko 1,7 % 2,4 %
Gesamtsterblichkeit
Ereignisse 185 212 0,87 0,1694
Absolutes Risiko 1,7 % 2,4 %
Kardiovaskuläre Ereignisse 7,5 % 9,5 % 0,79 0,0005
Koronare Ereignisse 3,4 % 4,8 % 0,71 0,0005
Nicht-tödliche Herzinfarkte/
tödliche koronare Herzkrankheit 1,7 % 2,7 % 0,62 0,0005
Kardiovaskuläre Sterblichkeit 1,4 % 1,6 % 0,90 0,5066
Herzinsuffizienz 0,8 % 0,7 % 1,13 0,5794
Arzneimitteltherapie 2003; 21(07)