Hypercholesterolämie

Therapie mit Ezetimib in der Praxis


Veröffentlicht am: 28.11.2019

Alexandra Hennemann, Stuttgart

Ein großer Teil der Patienten mit Dyslipidämie erreicht trotz Therapie nicht die angestrebten LDL-Zielwerte. Der maximale Umfang der LDL-CholesterolSenkung mit CSE-Hemmern ist begrenzt. Hier steht mit Ezetimib (Ezetrol®) eine sichere Option für die Kombinationstherapie zur Verfügung.

Nur 38 % der Patienten, die eine lipidsenkende Therapie erhalten, erreichen damit auch die vorgesehenen LDL-Cholesterol-Zielwerte. Das ergab
L-TAP (Lipid treatment assessment project), in dem bei 4 880 amerikanischen Patienten mit Dyslipidämie untersucht wurde, ob diese ihr Therapieziel erreichten. Die Therapie war bei 68 % der Patienten mit niedrigem Risiko (Ziel-LDL-Cholesterol < 160 mg/dl), bei 37 % mit hohem Risiko ohne koronare Herzkrankheit (Ziel-LDL-Cholesterol < 130 mg/dl) und bei 18 % der Patienten mit manifester koronarer Herzkrankheit (Ziel-LDL-Cholesterol < 100 mg/dl) erfolgreich.

Bei familiärer Hypercholesterolämie sollten Betroffene und Verwandte ersten Grades auf LDL-Cholesterol-Werte < 100 mg/dl eingestellt werden. Es gibt Hinweise für den Nutzen einer noch aggressiveren LDL-Cholesterol-Senkung für Hochrisikopatienten, die zurzeit in klinischen Studien genauer untersucht werden.

Für eine Kombinationstherapie zur Cholesterol-Senkung gibt es vor diesem Hintergrund mehrere Gründe:

  • Die erreichbare LDL-Cholesterol-Senkung mit CSE-Hemmern ist begrenzt, sie liegt zwischen 30 % mit Lovastatin (Mevinacor®) und 54 % mit Atorvastatin (Sortis®). Mit dem potentesten Wirkstoff Atorvastatin erreichen bei niedrigeren LDL-Cholesterol-Ausgangswerten bis 250 mg/dl etwa 71 % der Patienten den Zielbereich, bei hohen Werten über 365 mg/dl sind es noch 3 %. Mit der 80-mg-Dosierung kann bei der Kombination mit Ezetimib das LDL-Cholesterol um 61 % gesenkt werden.
  • Nach längerer Behandlungsdauer mit einem CSE-Hemmer steigt der LDL-Cholesterol-Wert wieder an. Diese Entwicklung ist bereits nach 3 Monaten feststellbar, dauert jedoch über 9 Monate an. Wahrscheinlich handelt es sich dabei nicht nur um Compliance-Probleme. Nach Therapiepausen kommt es bei erneuter Therapie zu einer stärkeren Senkung mit wieder allmählichem Wirkungsverlust.
  • Die Verdopplung der CSE-Hemmer-Dosis von 10 mg auf 20 mg und 40 mg sowie bei Atorvastatin und Simvastatin auf 80 mg senkt die LDL-Cholesterol-Werte jeweils um weitere 6 %. Der Effekt der höchsten Dosis kann bei Zugabe von Ezetimib zur 10-mg-Dosierung direkt erzielt werden, er wird nach zwei Wochen bei maximaler Wirkung von Ezetimib erreicht.
  • In der Praxis werden CSE-Hemmer überwiegend in niedrigen Dosierungen bis 20 mg täglich verschrieben. Die Kombinationstherapie kann mit der 10-mg-Dosierung erfolgen.

Die Therapie mit Ezetimib kann zusätzlich zu einem CSE-Hemmer erfolgen, wenn dieser die LDL-Cholesterol-Werte nicht ausreichend senkt. Zur Initialtherapie mit Ezetimib ist die Kombination aus 10 mg CSE-Hemmer und 10 mg Ezetimib geeignet. Studienergebnisse belegen, dass die Kombination von Ezetimib mit 10 mg des CSE-Hemmers vergleichbare Ergebnisse erbringt wie die höchste CSE-Hemmer-Dosis. Für die Verringerung einer höheren CSE-Hemmer-Dosis bei Zugabe von Ezetimib liegen bisher keine Daten vor.

Eine Dosiserhöhung von Ezetimib über 10 mg einmal täglich führt nicht zu einer wesentlichen Wirkungssteigerung (maximal 2 bis 3 %) und ist nicht vorgesehen. Die Wirkung von Ezetimib blieb in Studien über 3 Jahre konstant erhalten.

Quelle

Peter Bosiljanoff, München. „Erfahrungen mit Ezetrol® in Deutschland“, Pressekonferenz veranstaltet von Merck Schering Plough im Rahmen der 52nd Annual Scientific Session des American College of Cardiology, Chicago, 29. März 2003.

Chris Allen, Whitehouse Station/New Jersey, Thomas Sudhop, Bonn, Elisabeth Steinhagen-Thiessen, Berlin. EztrolTM: Therapeutic partnership in lipid management: Better together, Closed research update EzetrolTM, veranstaltet von Merck Schering Plough im Rahmen der 52nd Annual Scientific Session des American College of Cardiology, Chicago, 31. März 2003.

Arzneimitteltherapie 2003; 21(07)