Rheumatoide Arthritis

Infliximab schon in frühem Stadium erfolgreich


Dr. Heike Oberpichler-Schwenk, Stuttgart

Bereits im frühen Stadium einer rheumatoiden Arthritis kann durch Zusatz des TNF-alpha-Antikörpers Infliximab (Remicade®) gegenüber der alleinigen Methotrexat-Behandlung eine Besserung der Symptome erreicht und die strukturelle Schädigung der Gelenke verhindert werden. Das ergab die ASPIRE-Studie (Active controlled study of patients receiving infliximab for treatment of rheumatoid arthritis of early onset).

Der monoklonale Tumornekrosefaktor-alpha-Antikörper Infliximab ist für die rheumatoide Arthritis bislang als Mittel der späteren Wahl zugelassen, wenn die Patienten auf krankheitsmodifizierende Substanzen einschließlich Methotrexat nur unzureichend angesprochen haben. In der ASPIRE-Studie wurde untersucht, ob die Patienten bereits von einem frühen Einsatz von Infliximab profitieren können. Die randomisierte, kontrollierte Doppelblindstudie wurde in 125 Zentren in Europa, den USA und Kanada durchgeführt. Einschlusskriterium war eine rheumatoide Arthritis, die seit mindestens drei Monaten, aber höchstens drei Jahren bestand und noch nicht mit Methotrexat behandelt worden war. Die Patienten mussten mindestens 10 geschwollene und 12 druckschmerzhafte Gelenke aufweisen. Außerdem musste ein positiver Rheumafaktor-Status, ein radiologischer Nachweis von Erosionen oder ein CRP-Spiegel ≥ 2 mg/dl vorliegen. Einen Überblick über einige Basisdaten gibt Tabelle 1.

Alle Patienten erhielten Methotrexat oral, die Dosis wurde von 7,5 mg/Woche in 2,5-mg-Schritten auf 15 mg in Woche 5 und 20 mg in Woche 8 erhöht. In Bezug auf die Studienmedikation wurden die Patienten in drei Gruppen randomisiert:

  • 3 mg/kg Infliximab (n = 298)
  • 6 mg/kg Infliximab (n = 373)
  • Plazebo (n = 378)

jeweils in Woche 0, 2 und 6, danach alle 8 Wochen bis Woche 46.

Der kombinierte primäre Endpunkt bestand aus

  • Besserung der Symptomatik nach 54 Wochen gemäß ACR-N
  • Verhinderung struktureller Gelenkschäden gemäß Van-der-Heijde-Sharp-Score
  • Verhinderung funktioneller Schädigung (HAQ-Score in Woche 30–54)

In jeder Gruppe schied etwa ein Fünftel der Patienten vorzeitig aus der Studie aus, in der Plazebo-Gruppe häufiger wegen Unwirksamkeit der Therapie, in den Infliximab-Gruppen häufiger wegen unerwünschter Wirkungen.

Infliximab erzielte in beiden Dosierungen eine stärkere anhaltende Besserung der Symptomatik als die alleinige Methotrexat-Behandlung (Tab. 2). Eine strukturelle Gelenkschädigung konnte weitgehend verhindert werden. Die körperliche Funktionseinschränkung im Alltag, die mit dem HAQ-Score gemessen wird, wurde ebenfalls günstig beeinflusst. Auch in den Ansprechraten nach ACR20-, ACR50- und ACR70-Kriterien (sekundäre Endpunkte) schnitt Infliximab signifikant besser ab als Plazebo. Eine Remission wurde bei rund 15 % mit alleiniger Methotrexat-Behandlung erreicht, Infliximab erhöhte die Remissionsrate auf > 20 % (3 mg/kg) bzw. > 30 % (6 mg/kg).

Zu den häufigen Nebenwirkungen gehörten Atemwegsinfekte, Nausea und Kopfschmerzen. In den Infliximab-Gruppen traten 8 bzw. 11 Fälle von Pneumonie auf. In der Plazebo-Gruppe starben zwei Patienten, in den Infliximab-Gruppen je einer.

Fazit: Die Kombination von Methotrexat und Infliximab ist bei früher rheumatoider Arthritis hochwirksam. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung einer frühen aggressiven Therapie. Ob diese mit Infliximab bezahlbar ist, muss allerdings bezweifelt werden.

Quellen

Prof. Dr. J. S. Smolen, Wien, Treatment of early rheumatoid arthritis with infliximab plus methotrexate or methotrexate alone: preliminary results of the ASPIRE trial. Annual European Congress of Rheumatology, Lissabon, 19. Juni 2003.

Remicade in early rheumatoid arthritis. Scrip 2003;(2861):24.

Tab. 1. Einige Basisdaten der Patienten in der ASPIRE-Studie. Zwischen den drei Behandlungsgruppen bestanden keine statistischen Unterschiede

Alter

49–52 Jahre

Krankheitsdauer

~ 0,6 Jahre

Rheumafaktor-positiv

71–73 %

Vorbehandlung mit krankheitsmodifizierenden Substanzen

28–34 %

Geschwollene Gelenke [n]

18–19

Druckschmerzhafte Gelenke [n]

29–33

Health-Assessment-Questionnaire-(HAQ-)Score

1,5

C-reaktives Protein

1,3–1,6 mg/dl

Tab. 2. Ergebnisse der ASPIRE-Studie (Mittelwerte, 54 Wochen); * p < 0,001 vs. Plazebo

Plazebo

Infliximab 3 mg/kg

Infliximab 6 mg/kg

Infliximab (gepoolt)

ACR-N [%]

26

39*

47*

44*

Progression der Gelenkschädigung (mod. Sharp-Score)

– Mittelwert

+3,7

+0,51*

+0,42*

– Median

0,43

0

0

Besserung des HAQ-Scores [Punkte]

0,750

0,784*

0,792 p = 0,030

0,784 n. a.

≥ 0,25 Punkte Besserung des HAQ-Scores [%]

65

76*

76*

ACR20-Ansprechrate [%]

54

62 p = 0,028

66 p = 0,001

ACR50-Ansprechrate [%]

32

46*

50*

ACR70-Ansprechrate [%]

21

33 p = 0,002

37*

ACR-N

Kombiniertes Maß für die Besserung der Symptomatik einer rheumatoiden Arthritis. Es enthält die prozentuale Besserung bei der Zahl der druckschmerzhaften und geschwollenen Gelenke und die mediane prozentuale Besserung der Schmerzbewertung, der Globalbewertung durch Arzt und Patient, der körperlichen Behinderung und der Akute-Phase-Reaktanten, berücksichtigt also alle Kriterien des American College of Rheumtology (ACR) für die Krankheitsaktivität

Arzneimitteltherapie 2003; 21(09)