Thromboseprophylaxe

Fondaparinux gleich wirksam wie Dalteparin nach Eingriffen im Bauchraum


Veröffentlicht am: 28.11.2019

Alexandra Hennemann, Stuttgart

Die Wirksamkeit des Faktor-Xa-Inhibitors Fondaparinux (Arixtra®) zur Thromboseprophylaxe nach abdominalchirurgischen Eingriffen wurde in einer großen klinischen Studie belegt. Eine einwöchige Gabe ab 6 Stunden nach der Operation war mindestens ebenso wirksam wie präoperativ gegebenes Dalteparin, bei Krebspatienten war Fondaparinux signifikant wirksamer. Größere Blutungen traten mit Fondaparinux nicht wesentlich häufiger auf.

Ohne Thromboseprophylaxe entwickelt ein Viertel der Patienten nach Eingriffen im Bauchraum eine tiefe Venenthrombose, das Risiko für eine Lungenembolie liegt bei 1 %. Bei Krebspatienten ist dies 2- bis 4mal so häufig. Auch mit Heparin-Prophylaxe (unfraktioniertes oder niedermolekulares Heparin) treten venöse Thromboembolien noch zu 10 bis 15 % auf. Bei Krebspatienten reduzierte eine verlängerte 4wöchige Prophylaxe mit niedermolekularem Heparin die Häufigkeit venöser Thromboembolien von    15 % auf 5 %, die beste Prophylaxedauer ist noch unklar.

Das synthetische Pentasaccharid Fondaparinux wurde in der PEGASUS-Studie (Pentasaccharide in general surgery study) direkt mit dem niedermolekularen Heparin Dalteparin (Fragmin®) zur Thromboseprophylaxe nach größeren abdominalchirurgischen Eingriffen verglichen. Eingeschlossen wurden 2 858 Patienten mit einer Operation unter Vollnarkose von länger als 45 min. Die Patienten waren entweder älter als 60 Jahre oder älter als 40 Jahre mit zusätzlichen Risikofaktoren (BMI > 30, Thrombose in der Anamnese, Herzinsuffizienz, chronisch obstruktiver Lungenerkrankung oder chronisch-entzündlicher Darmerkrankung). Etwa 70 % hatten eine Krebserkrankung.

Die Patienten erhielten randomisiert und doppelblind über 7 Tage entweder 2,5 mg Fondaparinux täglich beginnend 6 Stunden postoperativ oder 2 500 I. E. Dalteparin 2 Stunden präoperativ gefolgt von  5 000 I. E. täglich postoperativ. Es wurde bis zum Tag 32 nachbeobachtet. Der primäre Endpunkt war die Kombination aus tiefer Venenthrombose bei bilateraler Venographie, symptomatischer tiefer Venenthrombose oder Lungenembolie bis zum Tag 10 nach der Operation.

Etwas weniger Patienten mit Fondaparinux erlitten eine venöse Thromboembolie (Tab. 1). Bei den Krebspatienten waren venöse Thromboembolien mit Fondaparinux signifikant seltener. Größere Blutungen und Tod traten in beiden Gruppen vergleichbar häufig auf.

Fondaparinux ist bisher zur Prophylaxe bei größeren orthopädischen Eingriffen zugelassen. Die Zulassung zur Prävention von venösen Thromboembolien bei abdominalchirurgischen Eingriffen wird beantragt.

Quellen

Alexander GG Turpie, Hamilton, Ola E Dahl, Oslo, Harry Büller, Amsterdam, Bengt I Eriksson, Göteborg, Louis M Kwong, Los Angeles, Ander Cohen, London, Giancarlo Agnelli, Perugia. Satellitensymposium „New standards of care in thrombosis management: Arixtra, a major advance in antithrombotic therapy“, im Rahmen des XIX. Kongresses der International Society on Thrombosis and Haemostasis, Birmingham, 18. Juli 2003.

Harry Büller, Amsterdam, Ola E Dahl, Oslo, Giancarlo Agnelli, Perugia, Alexander Graham Turpie, Hamilton, Pressekonferenz „New perspectives in VTE prevention. The role of the new, synthetic factor Xa inhibitor Arixtra (Fondaparinux)“, im Rahmen des XIX. Kongresses der International Society on Thrombosis and Haemostasis, Birmingham, 18. Juli 2003.

PEGASUS-Studie

Indikation: Thromboseprophylaxe bei Abdominalchirurgie

Patienten: n = 2 858, > 60 Jahre oder Risikofaktoren für venöse Thromboembolien

Medikation: Fondaparinux vs. Dalteparin

Primärer Endpunkt: Kombination venöser Thromboembolien

Nebenwirkungen: Größere Blutungen, Tod

Fondaparinux

(n = 1 433,
nKrebs = 954)

Dalteparin

(n = 1 425,
nKrebs = 987)

p-Wert

Wirksamkeit (Tag 10 )
Kombinierter primärer Endpunkt

Bei allen Patienten

4,6 % (47/1 027)

6,1 % (62/1 021)

0,14

Bei Krebspatienten

4,7 % (33/696)

7,7 % (55/712)

0,02

Sicherheit (während Therapie)

Größere Blutungen

3,4 %

2,4 %

0,12

Tod

1,0 %

1,4 %

0,40

Tab. 1. Ergebnisse der PEGASUS-Studie

Arzneimitteltherapie 2003; 21(11)