GRACIA-2-Studie

Primäre PTCA versus Tenecteplase plus Intervention


Dr. Susanne Heinzl, Stuttgart

Die Ergebnisse der GRACIA-2-Studie (Grupo de análisis de la cardiopatía isquémica aguda) deuten darauf hin, dass bei Patienten mit Herzinfarkt eine so genannte erleichterte Intervention, bei der das Fibrinolytikum Tenecteplase (Metalyse®) vor einer koronaren Intervention gegeben wird, vergleichbare Erfolgsraten hat wie eine sofortige optimale perkutane Koronarintervention.

Mechanische Verfahren zur Wiederherstellung der Durchblutung in den Koronararterien nach einem Herzinfarkt haben den Vorteil, dass meist eine gute Durchblutung der Gefäße (TIMI-Fluss Grad 3) erzielt werden kann und dass nur wenige Patienten für dieses Verfahren ungeeignet sind. Nachteile sind, dass die Methode nicht überall verfügbar ist und dass es hierdurch zu einer Zeitverzögerung kommen kann. Deshalb wurde in der GRACIA-2-Studie untersucht, ob durch eine Fibrinolyse das Zeitfenster für eine mechanische Eröffnung des Gefäßes sinnvoll verlängert werden kann. In der Studie wurden Patienten mit einem Herzinfarkt mit Symptombeginn innerhalb der letzten zwölf Stunden randomisiert mit so genannter optimaler primärer perkutaner Intervention (n = 108) oder mit erleichterter Intervention       (n = 104) behandelt. In der Gruppe mit erleichterter Intervention erhielten die Patienten sofort nach Randomisierung Tenecteplase und Enoxaparin. 3 bis 12 Stunden später wurde die adäquate Revaskularisationsmaßnahme (Stent oder Bypass-Operation) durchgeführt. Die Patienten mit optimaler primärer PTCA wurden direkt mit einem Stent und Abciximab behandelt.

Primäre Endpunkte waren die Infarktgröße, der Anteil der Patienten mit kompletter ST-Segment-Normalisierung und die linksventrikuläre Funktion, die angiographisch nach sechs Wochen bestimmt wurde. Zu den sekundären Endpunkten gehörte die Kombination aus Tod, nichttödlichem Herzinfarkt und Revaskularisationsmaßnahmen sowie die Häufigkeit von Blutungskomplikationen und nicht kardialen Ereignissen nach sechs Wochen und sechs Monaten.

Das Durchschnittsalter der Patienten lag bei 63 Jahren. Rund 80 % waren Männer. Sie wurden zum größeren Teil unter anderem gleichzeitig mit Acetylsalicylsäure, Betablockern, ACE-Hemmern und CSE-Hemmern behandelt. Nach sechs Wochen unterschieden sich die verschiedenen Endpunkte zwischen den beiden Gruppen nicht signifikant. Schwere Blutungen waren mit einer Häufigkeit von 2 % insgesamt selten, auch hier wurden zwischen den beiden Behandlungsgruppen keine Unterschiede gesehen.

Die Daten dieser relativ kleinen Studie deuten also darauf hin, dass eine kombinierte pharmakologisch-mechanische Behandlung von Patienten mit Herzinfarkt gleich gut wirksam ist wie eine optimierte primäre Angioplastie.

Quelle

Francisco F. Avilés. Primary optimal percutaneous coronary intervention versus facilitated intervention (tenecteplase plus stenting) in patients with ST-elevated acute myocardial infarction (GRACIA-2). ESC 2003, Wien, 1. September 2003.

Arzneimitteltherapie 2003; 21(12)