Dr. Peter Stiefelhagen, Hachenburg
Trotz gewisser Fortschritte ist die medikamentöse Therapie der Herzinsuffizienz weiterhin eine große Herausforderung, zumal die Zahl der betroffenen Patienten ständig steigt. Zur Standardtherapie gehören heute neben herzwirksamen Glykosiden und Diuretika Betablocker und ACE-Hemmer beziehungsweise Angiotensin-Antagonisten (AT1-Blocker). Zumindest vom theoretischen Ansatz könnten sich auch Vasopressin-2-Antagonisten wie Tolvaptan (Abb. 1) zum Einsatz bei Patienten mit einer dekompensierten Herzinsuffizienz eignen.
In einer ersten klinischen Studie wurde jetzt die Wirkung von Tolvaptan bei Patienten mit dekompensierter Herzinsuffizienz untersucht. An der randomisierten, doppelblinden ACTIV-in-CHF-Studie (Acute and chronic therapeutic impact of a vasopressin 2 antagonist in congestive heart failure) nahmen 319 Patienten in den USA und Argentinien teil. Sie erhielten innerhalb von 72 Stunden nach der stationären Aufnahme 30, 60 oder 90 mg/Tag Tolvaptan oder Plazebo. Der Vasopressin-2-Antagonist wurde über 60 Tage gegeben, und zwar zusätzlich zur Standardtherapie (Diuretika 97 %, ACE-Hemmer 80 %, Digoxin 70 %, Betablocker 40 %). Die primären Studienendpunkte waren die Gewichtsabnahme innerhalb von 24 Stunden und ein kombinierter Endpunkt aus Tod, Hospitalisierung und erneuter Behandlung wegen Herzinsuffizienz innerhalb von 60 Tagen.
Innerhalb von 24 Stunden kam es unter Tolvaptan zu einer signifikant stärkeren Abnahme des Körpergewichts im Vergleich zu Plazebo (2,0 kg vs. 0,9 kg). Eine Dosisabhängigkeit war dabei nicht zu erkennen. Im klinischen Verlauf, also im kombinierten Endpunkt Tod, Hospitalisierung und erneute Behandlung wegen Herzinsuffizienz, ergab sich allerdings kein signifikanter Unterschied zwischen beiden Behandlungsgruppen. Die Gesamtmortalität war in der Tolvaptan-Gruppe mit 5,4 % etwas niedriger als in der Plazebo-Gruppe mit 8,7 %, jedoch ohne statistische Signifikanz.
Nach den Ergebnissen dieser Studie dürfte der Vasopressin-2-Antagonist Tolvaptan eine symptomatische Wirkung bei Patienten mit dekompensierter Herzinsuffizienz entfalten. Eine Beeinflussung der Prognose quoad vitam ist jedoch bisher nicht nachgewiesen. Die Wirkung von Tolvaptan auf die Letalität von stationär behandlungsbedürftiger Herzinsuffizienz wird derzeit in der EVEREST-Studie (Effects of vasopressin antagonists in heart failure: outcome study with tolvaptan) untersucht.
Quelle
Gheorghiade M. Acute and chronic therapeutic impact of a vasopressin 2 antagonist in congestive heart failure. Jahrestagung der American Heart Association, Orlando (USA), 10. November 2003.

Abb. 1. Tolvaptan (Otsuka)
Arzneimitteltherapie 2004; 22(03)