Chronisches Vorhofflimmern

Thromboembolieprophylaxe mit Ximelagatran


Dr. med. Peter Stiefelhagen, Hachenburg

Der direkte Thrombin-Hemmer Ximelagatran bietet sich für die Thromboembolieprophylaxe bei Patienten mit chronischem Vorhofflimmern als Alternative zu einem Cumarin-Präparat an. In der SPORTIF-V-Studie erwies sich Ximelagatran als ebenso wirksam wie Warfarin bei geringerem Blutungsrisiko.

Chronisches Vorhofflimmern beziehungsweise kardiale Embolien sind eine der häufigsten Ursachen des ischämischen Schlaganfalls. Deshalb sollte bei betroffenen Patienten, insbesondere dann, wenn zusätzliche Risikofaktoren vorliegen, eine konsequente Antikoagulation zur Thromboembolieprophylaxe durchgeführt werden. Hierzu wird bisher meist ein Cumarin-Derivat eingesetzt. Dies erfordert jedoch eine regelmäßige Therapieüberwachung, wobei ein Ziel-INR-Bereich von 2,0 bis 3,0 angestrebt werden sollte.

Eine Alternative ist der der neue oral wirksame direkte Thrombin-Hemmer Ximelagatran. Die Substanz kann in einer festen Dosierung von zweimal täglich 36 mg gegeben werden und erfordert keine Überwachung der Gerinnung.

In der randomisierten, doppelblinden SPORTIF-V-Studie (Stroke prevention using oral direct thrombin inhibitor ximelagatran in patients with nonvalvular atrial fibrillation) wurde Warfarin mit Ximelagatran bei 3 922 Patienten mit chronischem Vorhofflimmern und einem zusätzlichen Risikofaktor für einen ischämischen Schlaganfall verglichen. Die in Nordamerika durchgeführte Studie erweitert die Datenbasis zu Ximelagatran nach der offenen, verblindet ausgewerteten SPORTIF-III-Studie (siehe Arzneimitteltherapie 2003;21:365-6). Die Patienten wurden mindestens 12 Monate lang behandelt. Ausgewertet wurden 6 405 Patientenjahre bei einer durchschnittlichen Beobachtungsdauer pro Patient von 20 Monaten. Primärer Studienendpunkt war die Gesamthäufigkeit an Schlaganfällen (ischämische und hämorrhagische) und systemischen Embolien anderer Lokalisation. Die jährliche Ereignisrate betrug in der Warfarin-Gruppe 1,2 %, in der Ximelagatran-Gruppe 1,6 % (p = 0,13).

Der sekundäre kombinierte Endpunkt aus Tod, Schlaganfall, systemischer peripherer Embolie und Myokardinfarkt trat unter Warfarin in einer Häufigkeit von 4,4 % pro Jahr (121 Ereignisse) auf, unter Ximelagatran lag die jährliche Ereignisrate bei 4,2 % (110 Ereignisse).

Keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Behandlungsgruppen ergaben sich auch in der Häufigkeit hämorrhagischer Schlaganfälle und größerer Blutungen (Tab. 1). Der kombinierte Endpunkt aus kleineren und größeren Blutungskomplikationen war allerdings in der Ximelagatran-Gruppe signifikant niedriger als in der Warfarin-Gruppe.

Eine mögliche Komplikation der Ximelagatran-Therapie ist ein Anstieg der Serum-Transaminasen. In der SPORTIF-V-Studie fand sich bei 6 % der mit Ximelagatran Behandelten eine Erhöhung der Transaminasen über das Dreifache der Norm. Die Leberwerte normalisierten sich jedoch im weiteren Verlauf, unabhängig davon, ob die Behandlung fortgesetzt wurde oder nicht. Nur bei einem 80-jährigen Patienten, der zusätzlich eine Glucocorticoid-Therapie erhielt, trat unter Ximelagatran eine tödliche gastrointestinale Blutung auf.

Quelle

Halperin JL. Efficacy and safety study of oral direct thrombin inhibitor ximelagatran compared with dose-adjusted warfarin in the prevention of stroke and systemic embolic events in patients with atrial fibrillation (SPORTIF V). Jahrestagung der American Heart Association, Orlando (USA), 9. November 2003.

Tab. 1. Unerwünschte Wirkungen in der SPORTIF-V-Studie

Ximelagatran

Warfarin

p-Wert

Intrakranielle Blutungen [%/Jahr]

0,06

0,06

n. s.

Größere Blutungen [%/Jahr]

2,4

3,1

0,16

Größere und kleinere Blutungen [%/Jahr]

37

47

< 0,0001

Alanintransferase > 3faches der oberen Norm [%]

6,0

0,8

< 0,001

Arzneimitteltherapie 2004; 22(04)