Herzinfarkt

Valsartan ebenso wirksam wie Captopril


Dr. med. Peter Stiefelhagen, Hachenburg

Nach den Ergebnissen größerer Studien sind ACE-Hemmer bei Infarkt-Patienten mit linksventrikulärer Dysfunktion oder kardialer Dekompensation Mittel der Wahl. In der VALIANT-Studie konnte jetzt gezeigt werden, dass der Angiotensin-Rezeptorantagonist Valsartan (Diovan®, Provas®) bei Patienten nach Herzinfarkt ebenso wirksam ist wie Captopril. Die Kombination Valsartan plus Captopril hat keinen zusätzlichen Nutzen, verschlechtert aber die Verträglichkeit.

Fast jeder zweite Patient mit einem frischen Myokardinfarkt entwickelt eine linksventrikuläre Dysfunktion oder eine Herzinsuffizienz, was die Prognose dieses Krankheitsbilds wesentlich verschlechtert. Nach den überzeugenden Ergebnissen früherer Studien sind ACE-Hemmer wie Captopril (z. B. Lopirin®) für solche Situationen das Mittel der Wahl.

Im Rahmen der VALIANT-Studie (Valsartan in acute myocardial infarction) wurde jetzt der AT1-Blocker Valsartan als Monotherapie oder in Kombination mit Captopril mit einer Captopril-Monotherapie bei Infarkt-Patienten mit linksventrikulärer Dysfunktion oder Herzinsuffizienz verglichen. In die randomisierte Doppelblindstudie wurden 14 703 Patienten eingeschlossen. Innerhalb von zehn Tagen nach dem Infarkt begannen sie mit der Einnahme von täglich 20 mg Valsartan, 6,25 mg Captopril oder 20 mg Valsartan plus 6,25 mg Captopril. In drei weiteren Schritten wurde die Tagesdosis möglichst bis zur Zieldosis von zweimal 160 mg Valsartan, dreimal 50 mg Captopril oder der Kombination aus zweimal 80 mg Valsartan und dreimal 50 mg Captopril erhöht. Nach einem Jahr lag die durchschnittliche Tagesdosis bei 247 mg Valsartan, 117 mg Captopril oder 116 mg Valsartan plus 107 mg Captopril.

Primärer Endpunkt der Studie war die Gesamtmortalität. Der sekundäre Endpunkt beinhaltete kardiovaskulär bedingte Todesfälle, Rezidivinfarkte und Hospitalisierungen wegen Herzinsuffizienz. Primäres Ziel der Studie war, eine Überlegenheit von Valsartan allein oder in Kombination mit Captopril gegenüber einer etablierten Captopril-Behandlung in Bezug auf das Überleben nachzuweisen. Für den Fall, dass dies nicht erreicht würde, wurde vorab eine Nichtunterlegenheitsanalyse definiert, um festzustellen, ob Valsartan ebenso wirksam ist wie Captopril.

Nach einer durchschnittlichen Beobachtungsdauer von 24,7 Monaten waren in der Valsartan-Gruppe 19,9 % der Patienten verstorben, in der Captopril-Gruppe 19,5 % und in der kombiniert behandelten Gruppe 19,3 %. Somit ergab sich beim primären Endpunkt kein signifikanter Unterschied zwischen den einzelnen Patientengruppen. Gleiches gilt für den sekundären Endpunkt (Tab. 1). Die Nichtunterlegenheit von Valsartan wurde mit hochsignifikantem Ergebnis nachgewiesen.

Auch die Nebenwirkungs- und die Abbruchrate unterschieden sich zwischen den beiden Monotherapiegruppen nicht signifikant. Während in der Captopril-Gruppe vor allem Husten, Exantheme und Geschmacksstörungen auftraten, waren es in der Valsartan-Gruppe insbesondere Hypotonie und renale Dysfunktion (Tab. 2). Am schlechtesten verträglich war die Kombination beider Therapieprinzipien, da sich die Nebenwirkungen beider Substanzen addierten.

Nach den Ergebnissen dieser Studie ist der ACE-Hemmer weiterhin Standard bei der Behandlung von Infarkt-Patienten mit linksventrikulärer Dysfunktion oder Herzinsuffizienz. Sollte diese Substanz jedoch nicht vertragen werden, so bietet sich mit Valsartan eine gleichwertige Alternative an. Die Kombination beider Therapieprinzipien hat jedoch keinen zusätzlichen Nutzen, sondern verschlechtert die Verträglichkeit, sodass sie nicht empfohlen werden kann.

Quellen

Pfeffer MA, Valsartan in acute myocardial infarction trial (VALIANT), Jahrestagung der American Heart Association, Orlando (USA), 9. November 2003.

Pfeffer MA, et al. Valsartan, captopril or both in myocardial infarction complicated by heart failure, left ventricular dysfunction, or both. N Engl J Med 2003;349:1893-906.

Tab. 1. Ergebnisse der VALIANT-Studie – Wirksamkeit (*p = 0,004, ** p < 0,001 im Test auf Nichtunterlegenheit vs. Captopril) [nach Pfeffer et al.]

Valsartan

(n = 4 909)

Valsartan plus Captopril
(n = 4 885)

Captopril
(n = 4 909)

Valsartan vs. Captopril

Hazard-Ratio (97,5%-KI)

Valsartan plus Captopril vs. Captopril

Hazard-Ratio (97,5%-KI)

Gesamtsterblichkeit (primärer Endpunkt)

19,9 %

19,3 %

19,5 %

1,00 (0,90–1,11)*

0,98 (0,89–1,09)

Tod kardiovaskulärer Ursache, Myokardinfarkt oder Herzinsuffizienz

31,1 %

31,1 %

31,9 %

0,95 (0,88–1,03)**

0,97 (0,89–1,05)

Arzneimitteltherapie 2004; 22(04)