Kardiale Bypass-Operation

Komplementinhibition kann perioperativen Myokardinfarkt verhindern


Dr. Peter Stiefelhagen, Hachenburg

Bei einer kardialen Bypass-Operation kommt es zur Aktivierung des Komplementsystems, dem bei der Pathogenese des perioperativen Myokardinfarkts eine wesentliche Bedeutung zugeschrieben wird. Mit dem Komplement-inhibierenden monoklonalen Antikörper Pexelizumab kann das Infarktrisiko reduziert werden.

Eine der gefürchtetsten perioperativen Komplikationen bei einer kardialen Bypass-Operation ist der Myokardinfarkt. Bei der Pathogenese dürften inflammatorische Prozesse, die über das Komplementsystem gesteuert werden, eine wichtige Rolle spielen. Dies ist der Hintergrund für den Einsatz des Komplement-inhibierenden monoklonalen Antikörpers Pexelizumab.

Im Rahmen der doppelblinden, Plazebo-kontrollierten PRIMO-CABG-Studie (Pexelizumab for the reduction of infarction and mortality in coronary artery bypass graft surgery) wurden 3 099 Patienten, die sich einer koronaren Bypass-Operation mit Herz-Lungen-Maschine unterzogen, randomisiert mit Pexelizumab oder Plazebo behandelt. Bei einem Teil der Patienten wurde neben der Bypass-Operation auch eine Klappenoperation durchgeführt. Primärer Endpunkt der Studie war die Mortalität und die Kombination Tod und Myokardinfarkt innerhalb von 30 Tagen bei Patienten mit ausschließlicher Bypass-Operation, sekundäre Endpunkte waren die Kombination Tod und Myokardinfarkt in dieser Patienten-Gruppe am Tag 4 und die Kombination Tod und Myokardinfarkt bei allen Patienten mit und ohne zusätzliche Klappenoperation am Tag 4 und Tag 30 sowie die 90-Tages-Mortalität der Gesamtgruppe.

Am Tag 30 fand sich in der nur mit Bypass-Operation behandelten Gruppe bei Pexelizumab-Behandlung eine nicht signifikante Abnahme des primären Endpunkts Tod/Myokardinfarkt (Tab. 1). Für die gesamte Studienpopulation fand sich dagegen eine signifikante Abnahme des kombinierten Endpunkts Tod/Myokardinfarkt innerhalb der ersten 30 Tage. Innerhalb der ersten 4 Tage sank sowohl bei den nur Bypass-operierten Patienten als auch in der Gesamtgruppe die Häufigkeit des kombinierten Endpunkts Tod/Myokardinfarkt signifikant (Tab. 1). Bei den unerwünschten Ereignissen ergaben sich keinerlei Unterschiede zwischen beiden Behandlungsgruppen.

Die Ergebnisse dieser Studie sprechen dafür, dass durch die Gabe des Komplement-inhibierenden monoklonalen Antikörpers Pexelizumab bei Patienten mit einer Bypass-Operation sowohl in der frühen als auch in der späten postoperativen Phase das Infarktrisiko reduziert werden kann.

Quellen

Verrier ED. The PRIMO-CABG study: Pexelizumab for the reduction of infarction and mortality in coronary artery bypass graft surgery. Jahrestagung der American Heart Association, Orlando (USA), 10. November 2003.

Verrier ED. The PRIMO-CABG study [Abstract]. Circulation 2003;108:2723.

Tab. 1. Ergebnisse der PRIMO-CABG-Studie [nach Verrier] (* primärer Endpunkt)

Nur Bypass-Operation

Alle Patienten

Plazebo

(n = 1 368)

Pexelizumab

(n = 1 378)

p-
Wert

Plazebo

(n = 1 546)

Pexelizumab

(n = 1 553)

p-
Wert

Tod/Myokardinfarkt
(Tag 4) [%]

10,0

7,4

0,014

11,9

9,1

0,008

Tod/Myokardinfarkt
(Tag 30)* [%]

11,8

9,8

0,069

14,0

11,5

0,030

Myokardinfarkt (Tag 4) [%]

9,3

6,7

0,012

11,1

8,4

0,010

Myokardinfarkt (Tag 30) [%]

10,3

8,1

0,036

12,0

9,8

0,042

Tod (Tag 90) [%]

4,0

3,2

0,282

4,8

3,6

0,096

Arzneimitteltherapie 2004; 22(05)