Akute Lungenembolie

Fondaparinux subkutan ist einer Heparin-Dauerinfusion vergleichbar


Dr. Barbara Kreutzkamp, München

Der neue Faktor-Xa-Inhibitor Fondaparinux ist bei Patienten mit einer akuten Lungenembolie bei einmal täglicher subkutaner Applikation in Wirksamkeit und Verträglichkeit vergleichbar mit einer Standardtherapie in Form einer Infusion mit unfraktioniertem Heparin.

Standardtherapie bei Lungenembolie ist die Gabe von unfraktioniertem Heparin. Obwohl diese Behandlung eine kontinuierliche intravenöse Infusion und regelmäßige Laborkontrollen erforderlich macht, wurde an dieser Therapiemethode bisher festgehalten. Die niedermolekularen Heparine haben zwar eine stabilere Pharmakokinetik und können auch ohne ständige Laborüberwachung subkutan appliziert werden, haben sich aber in der Behandlung der Lungenembolie nicht durchsetzen können und meist auch keine Zulassung für diese Indikation.

Eine Weiterentwicklung des Heparins ist das aus diesem Molekül hervorgegangene Pentasaccharid Fondaparinux (Arixtra®). Fondaparinux bindet im Gegensatz zu Heparin ausschließlich an Antithrombin und stellt damit einen spezifischen Inhibitor des Faktor Xa dar. Die Substanz muss nur einmal täglich subkutan appliziert werden, eine Laborüberwachung ist nicht nötig. In einer Studie wurden Wirksamkeit und Verträglichkeit dieser Neuentwicklung mit der Heparin-Standardtherapie bei der Behandlung der Lungenembolie verglichen.

In die offene Studie waren 2 213 Patienten mit einer akuten Lungenembolie einbezogen, die entweder gewichtsabhängig einmal täglich subkutan Fondaparinux (5,0, 7,5 oder 10 mg bei einem Patientengewicht von weniger als 50, 50 bis 100 und mehr als 100 kg) oder eine kontinuierliche Infusion von unfraktioniertem Heparin erhielten. Die Therapie wurde mindestens über fünf Tage solange durchgeführt, bis durch die ebenfalls unmittelbar nach dem Ereignis begonnene Gabe eines Vitamin-K-Antagonisten der INR-Wert (international normalized ratio) über 2,0 gestiegen war.

Von den 1 103 Patienten, die Fondaparinux erhalten hatten, erlitten 42 (3,8 %) ein erneutes thromboembolisches Ereignis (Lungenembolie und tiefe Venenthrombose), verglichen mit 56 der 1 110 Patienten mit Heparin (5,0 %). Der Unterschied ist statistisch nicht signifikant. Eine klinisch relevante Blutung trat unter Fondaparinux bei 1,3 % der Patienten und unter Heparin bei 1,1 % auf. In beiden Gruppen starb ein Patient aufgrund dieser Komplikation. Eine Thrombozytopenie wurde bei 10 Patienten (0,9 %) in der Fondaparinux-Gruppe und bei 13 Patienten (1,2 %) in der Heparin-Gruppe registriert. Die Mortalität nach drei Monaten war in beiden Gruppen vergleichbar. In der Fondaparinux-Gruppe konnten 14,5 % der Patienten unter ambulanten Bedingungen antikoaguliert werden.

Ambulante Therapie ist möglich

Fondaparinux ist damit in Wirksamkeit und Verträglichkeit einer Heparin-Therapie vergleichbar. Als Vorteil wird die einfache Applikationsweise und die entfallende Laborüberwachung gewertet, wodurch bei geeigneten Patienten auch eine ambulante Therapie möglich ist.

Quellen

Büller HR, et al (The Matisse Investigators). Subcutaneous fondaparinux versus intravenous unfractionated heparin in the initial treatment of pulmonary embolism. N Engl J Med 2003;349:1695–702.

Shapiro SS. Treating thrombosis in the 21st century. N Engl J Med 2003;349:1762–4.

Arzneimitteltherapie 2004; 22(07)