COX-2-Hemmer

Etoricoxib bei Spondylarthritis


Veröffentlicht am: 28.11.2019

Bettina Polk, Stuttgart

Der selektive COX-2-Hemmer Etoricoxib (ArcoxiaTM) ist bei Spondylitis ankylosans auch bei Patienten wirksam, bei denen klassische nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) nicht ausreichend wirksam waren. Eine randomisierte doppelblinde kontrollierte Studie wurde auf einem von MSD unterstützten Symposium auf dem diesjährigen EULAR (European League Against Rheumatism) in Berlin diskutiert.

Etoricoxib unterscheidet sich von anderen selektiven COX-2-Hemmern in der Pharmakokinetik – die Plasmaspitzenspiegel werden im Vergleich zu Celecoxib (Celebrex®), Rofecoxib (Vioxx®) und Valdecoxib (Bextra®) schneller erreicht, die Halbwertszeit ist länger (Tab. 1).

Etoricoxib ist weltweit in 45 Ländern zugelassen. In den europäischen Ländern, in denen es im Handel ist – Deutschland gehört nicht dazu – ist es indiziert bei Arthrose, rheumatoider Arthritis und akutem Gichtanfall.

Nun wurde Etoricoxib bei Patienten mit Spondylitis ankylosans untersucht, die trotz NSAR in therapeutischer Dosierung einen BASDAI (Bath ankylosing spondylitis disease activity index) > 40 mm hatten. Ein BASDAI-Wert > 40 mm gilt zusammen mit einer ärztlichen Empfehlung als Indikation für eine Therapie mit „Biologicals“ wie TNF-α-Blockern.

161 solcher Patienten bekamen 6 Wochen entweder zweimal täglich 500 mg Naproxen, einmal täglich 90 oder 120 mg Etoricoxib oder Plazebo. Folgende Erfolgskriterien wurden erhoben:

  • ASAS20-Kriterien (Assessments in ankylosing spondylitis)
  • PGART (Patient global assessment of response to therapy [% gut/ausgezeichnet])
  • BASDAI ≤ 40 mm

68,4 % der Patienten in der Etoricoxib-Gruppe sprachen nach den PGART-Kriterien gut oder ausgezeichnet auf die Therapie an, im Vergleich zu 42,9 % in der Naproxen-Gruppe und 31,6 % in der Plazebo-Gruppe. Mehr als die Hälfte der Patienten erfüllte nach sechswöchiger Etoricoxib-Therapie nicht mehr die Kriterien für eine TNF-α-Blocker-Therapie, in der Naproxen-Gruppe galt dies für 33 % und in der Plazebo-Gruppe für 5,1 % der Patienten. Auch bei den ASAS20-Kriterien war der selektive COX-2-Hemmer überlegen. In der Etoricoxib-Gruppe erfüllten 62,0 % die ASAS20-Kriterien, in der Naproxen-Gruppe 45,2 % und in der Plazebo-Gruppe 25,6 %. Alle genannten Unterschiede zwischen Etoricoxib und Plazebo sowie Etoricoxib und Naproxen waren statistisch signifikant (p = 0,05). Sowohl Etoricoxib als auch Naproxen wurden über die Studiendauer von 6 Wochen gut vertragen, es gab keine schwerwiegenden gastrointestinalen, kardiovaskulären oder thromboembolischen Ereignisse. Demnach ist der neue selektive COX-2-Hemmer Etoricoxib möglicherweise eine weitere Therapieoption für Patienten mit Spondylitis ankylosans, die auf klassische NSAR nicht zufriedenstellend ansprechen.

Quelle

Prof. Dr. Kay Brune, Erlangen, Prof. Dr. Paul Emery, Leeds, UK, Ian W. Rodger, MSD, USA. Satellitensymposium „Pathways to effective pain management“, veranstaltet von der Firma MSD, im Rahmen des EULAR 2004, Berlin, 9. Juni 2004.

Tab. 1. Pharmakokinetik verschiedener Cyclooxygenase-Hemmer (tmax = Zeit bis zum Erreichen der maximalen Plasmakonzentration, t1/2 = Halbwertszeit) [nach Brune]

Orale Bioverfügbarkeit [%]

tmax
[min]

t1/2
[h]

Nichtselektive Cyclooxygenase-Hemmer

Diclofenac

> 50

1–6

1–2

Ibuprofen

> 90

1–6

1–2

Naproxen

> 90

1–6

10–15

Selektive Cyclooxygenase-Hemmer

Celecoxib

20–40

3–6

4–15

Etoricoxib

> 90

0,5–1

20–30

Rofecoxib

> 90

2–4

12–20

Valdecoxib

> 90

2–4

8–12

BASDAI (Bath ankylosing spondylitis disease activity index)

Folgende Parameter werden auf einer numerischen Skala quantifiziert: Müdigkeit, von der Wirbelsäule ausgehende Rückenschmerzen, periphere Arthritis, Enthesitis und morgendliche Gelenksteifheit

ASAS20 (Assessments in ankylosing spondylitis)

Die ASAS20-Kriterien gelten als erfüllt, wenn drei der folgenden vier Parameter sich um 20 % oder mehr verbessert haben und sich der vierte Parameter nicht um mehr als 20 % verschlechtert hat: Allgemeinbefinden des Patienten, Schmerzen, Entzündung und Funktionsfähigkeit (gemessen mit BASFI [Bath AS functional index]).

Arzneimitteltherapie 2004; 22(10)