Prof. Dr. Hans Christoph Diener, Essen
Ein erhöhter Cholesterol-Spiegel ist ein eindeutiger Risikofaktor für den Herzinfarkt, aber nicht für den Schlaganfall. Dessen ungeachtet wurde in einer Reihe randomisierter Studien gezeigt, dass der Einsatz von CSE-Hemmern („Statinen“) auch das Schlaganfallrisiko reduzieren kann. In größerem Umfang wurde dies nun in der Heart Protection Study untersucht, die in Bezug auf ihre kardiovaskulären Endpunkte bereits publiziert wurde [1]. Kurz zusammengefasst handelt es sich um eine Studie an Menschen im Alter zwischen 40 und 80 Jahren mit einem Cholesterol-Spiegel von über 135 mg/dl (3,5 mmol/l), die mindestens einen der folgenden Risikofaktoren aufwiesen: zerebrovaskuläre Erkrankung (Schlaganfall ohne bleibende Behinderung, transiente ischämische Attacke, Karotis-Endarteriektomie oder -Angioplastie), koronare Herzkrankheit, periphere arterielle Verschlusskrankheit, Diabetes mellitus oder behandelte Hypertonie (bei über 65-jährigen Patienten). Die Betroffenen erhielten randomisiert entweder 40 mg/Tag Simvastatin (z. B. Zocor®) oder Plazebo. Die Studie erstreckte sich über 5 Jahre. Für die vorliegende Analyse [2] wurden vor allem Schlaganfälle als Endpunkt beobachtet.
In die Studie wurden insgesamt 3 280 Patienten mit zerebrovaskulären Erkrankungen und 17 256 mit anderen Gefäßerkrankungen eingeschlossen. Von den Patienten mit zerebrovaskulären Erkrankungen hatten 63 % anamnestisch einen ischämischen Insult, 46 % transitorische ischämische Attacken und 10 % eine Endarteriektomie oder Angioplastie (Überlappungen sind möglich).
Innerhalb von 5 Jahren trat in der Simvastatin-Gruppe bei 444 Patienten (4,3 %) und in der Plazebo-Gruppe bei 585 Patienten (5,7 %) ein Schlaganfall auf. Das Schlaganfallrisiko wurde also durch Simvastatin um 1,4 Prozentpunkte gesenkt (relative Reduktion um 25 %, Abb. 1). Der Effekt beruhte auf einer geringeren Inzidenz ischämischer Schlaganfälle; zerebrale Blutungen waren in beiden Gruppen gleich häufig. Es kam auch zu einer signifikanten Reduktion von transienten ischämischen Attacken (TIA) und Karotis-Endarteriektomien. Der signifikante Unterschied in Bezug auf Schlaganfälle zeigte sich jenseits des ersten Beobachtungsjahrs.
Bei Patienten, die bereits einen Schlaganfall oder eine TIA erlitten hatten, war die Häufigkeit weiterer Schlaganfälle nicht reduziert. Es kam aber zu einer 20%igen Reduktion anderer vaskulärer Ereignisse.
Interessanterweise galt die Risikoreduktion auch bei Patienten mit normalen Cholesterol-Werten.
Die Heart Protection Study ist die bisher größte Studie zum Nutzen von CSE-Hemmern zur Reduktion vaskulärer Ereignisse. Diese Studie hat auch den höchsten Anteil an Patienten mit vorbestehenden ischämischen Insulten oder transitorischen ischämischen Attacken. Die Studie zeigt überzeugend, dass Simvastatin zu einer signifikanten Reduktion vaskulärer Ereignisse, insbesondere auch von Schlaganfällen führt. Die Autoren haben eine Metaanalyse aller bisher durchgeführten CSE-Hemmer-Studien mit insgesamt rund 85 000 Patienten gerechnet. Dabei ergab sich ein Schlaganfallrisiko von absolut 3 % bei Patienten mit CSE-Hemmer und 3,6 % in der Kontrollgruppe; dies entspricht einer relativen Risikoreduktion von 21 %. Die Tatsache, dass zerebrale Blutungen nicht verhindert wurden, zeigt, dass der Effekt der CSE-Hemmer kausal ist. Interessant ist aber der Aspekt, dass CSE-Hemmer auch bei Patienten mit normalen Cholesterol-Werten Schlaganfälle verhindern.
Quellen
1. Heart Protection Study Collaborative Group. MRC/BHF Heart Protection Study of cholesterol lowering with simvastatin in 20,536 high-risk individuals: a randomised placebo-controlled trial. Lancet 2002;360:7-22.
2. Heart Protection Study Collaborative Group. Effects of cholesterol-lowering with simvastatin on stroke and other major vascular events in 20.536 people with cerebrovascular disease or other high-risk conditions. Lancet 2004;363:757-67.

Abb. 1. Entwicklung der Schlaganfallinzidenz in der Heart Protection Study. Logrank-Analyse (Intention to treat) p < 0,0001
Arzneimitteltherapie 2004; 22(11)