Dr. Barbara Kreutzkamp, München
Patienten nach Herztransplantation haben ein besonders hohes Risiko für erhöhten Knochenmasseverlust und eine Frakturprävalenz von 22 bis 44 %. Dies beruht unter anderem auf einer häufig bereits vor der Operation erniedrigten Knochenmasse, zurückzuführen auf die lange Krankengeschichte mit meist unzureichender Ernährung und Bewegung. Nach der Operation verlieren die Patienten Knochensubstanz vor allem durch die Therapie mit Immunsuppressiva. Hoch dosierte orale Glucocorticoide hemmen die Knochenneubildung, Calcineurin-Inhibitoren wie Ciclosporin (z. B. Sandimmun®) führen zu einer vermehrten Knochenresorption.
Deshalb werden nach einer Herztransplantation Alendronsäure oder das Vitamin-D3-Derivat Calcitriol eingesetzt. Beide Substanzen hemmen die Knochenresorption, wobei Alendronsäure direkt die Osteoklastenaktivität blockiert, Calcitriol dagegen über die Suppression der Parathormon-Sekretion anti-osteokatabol wirkt.
In einer über ein Jahr angelegten randomisierten doppelblinden, Plazebo-kontrollierten Studie erhielten 149 Patienten beginnend mit dem ersten Monat nach der Herztransplantation entweder 10 mg/Tag Alendronsäure (Fosamax®) oder 0,25 µg/Tag Calcitriol (Rocaltrol®). 27 herztransplantierte Patienten, die nicht an der Doppelblindstudie teilnehmen wollten, wurden prospektiv als Kontrollgruppe mitgeführt. Alle Patienten erhielten eine immunsuppressive Therapie mit Glucocorticoiden und Calcineurin-Inhibitoren, vor allem Ciclosporin. Alle Patienten erhielten täglich 945 mg Calciumsalz und 1 000 I.E. Vitamin D.
Nach einem Jahr hatte die Knochendichte der Wirbelsäule in der Alendronsäure-Gruppe um 0,7 % und in der Calcitriol-Gruppe um 1,6 % abgenommen. Der Unterschied ist statistisch nicht signifikant. Im Schenkelhals unterschied sich die Abnahme der Knochendichte zwischen den beiden Gruppen ebenfalls statistisch nicht (1,7 % vs. 2,1 %). In der Kontrollgruppe nahm in dieser Zeit die Wirbelsäulenknochendichte um 3,2 % und die Schenkelhalsknochendichte um 6,2 % ab – dies unterscheidet sich signifikant von der Abnahme in den beiden Verum-Gruppen (p = 0,001). Bei der Zahl der Wirbelsäulenfrakturen ergaben sich keine Differenzen zwischen den drei Gruppen.
Die Magen-Darm-Verträglichkeit war unter beiden Medikationen vergleichbar. Eine Hyperkalzurie entwickelte sich bei 27 % der Patienten unter Calcitriol und bei 7 % der Patienten unter Alendronsäure (p= 0,01).
Damit erwiesen sich sowohl Alendronsäure als auch Calcitriol als vergleichbar wirksam in der Prävention von Knochenmasseverlust nach Herztransplantation. Beide Medikationen sind auch vergleichbar verträglich – mit Ausnahme des höheren Hyperkalzurie-Risikos unter dem Vitamin-D3-Analogon.
Quellen
Shane E, et al. Alendronate versus calcitriol for the prevention of bone loss after cardiac transplantation. N Engl J Med 2004;350:767–76.
Linsay R. Bone loss after cardiac transplantation. N Engl J Med 2004;350:751–4.
Arzneimitteltherapie 2005; 23(04)