Renale Nebenwirkungen

Selektive COX-2-Hemmer bieten keine Vorteile


Veröffentlicht am: 28.11.2019

Dr. Peter Stiefelhagen, Hachenburg

Das Risiko renaler Komplikationen unterscheidet sich nicht zwischen nichtselektiven nichtsteroidalen Antirheumatika und selektiven COX-2-Hemmern.

Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) gehören zu den am meisten verordneten Medikamenten. Allgemein bekannt und gefürchtet sind die gastralen Nebenwirkungen dieser Wirkstoffgruppe wie beispielsweise Erosionen oder Ulzera, die zu lebensgefährlichen Blutungen führen können. Weniger bekannt und deshalb im klinischen Alltag auch zu wenig berücksichtigt sind kardiale und renale Nebenwirkungen. In diesem Zusammenhang wird die vermehrte Retention von Kochsalz und Flüssigkeit beschrieben, die zu Ödembildung, Blutdruckanstieg und Herzinsuffizienz führt. Bei prädisponierten Patienten kann es zum nephrotischen Syndrom oder zu einem akuten Nierenversagen kommen.

Unbestritten ist, dass die selektiven COX-2-Hemmer weniger gastrale Komplikationen auslösen als die herkömmlichen nichtselektiven NSAR. Bezüglich der renalen Komplikationen bieten sie jedoch keine Vorteile. Untersuchungen an salzverarmten Probanden und an Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion haben gezeigt, dass selektive COX-2-Hemmer die glomeruläre Filtration mit geschilderten Folgen ebenso vermindern können wie herkömmliche nichtselektive NSAR. Deshalb muss davon ausgegangen werden, dass die renale Komplikationsrate unter der Therapie mit COX-2-Hemmern vergleichbar ist mit der unter der Therapie mit herkömmlichen nichtselektiven NSAR. Bei Patienten mit vorbestehender Nierenschädigung und/oder Hypovolämie wurde in Einzelfällen unter einer Therapie mit COX-2-Hemmern ein akutes Nierenversagen beobachtet. Deshalb gelten für die derzeit in Deutschland zugelassenen COX-2-Hemmer Herz- oder Leberinsuffizienz sowie Niereninsuffizienz mit Creatinin-Clearance < 30 ml/min als Kontraindikationen.

Eine schmerzmittelbedingte, chronische Nierenschädigung (die Analgetikaniere) infolge einer langjährigen Analgetika-Einnahme zählt zu den gefürchtetsten Nebenwirkungen. Die Analgetikaniere trat jedoch in den letzten Jahren bei neuen Dialysepatienten deutlich seltener auf; die Häufigkeit sank von etwa 20 % auf < 5 %, nachdem Phenacetin-haltige analgetische Mischpräparate verboten wurden. Aber auch nicht Phenacetin-haltige analgetische Mischpräparate, die tägliche Einnahme von mehr als 500 mg Paracetamol oder die Einnahme von insgesamt mehr als 5 000 Tabletten eines NSAR können eine Analgetikaniere auslösen. Ebenso kann sich vermutlich unter einer hoch dosierten COX-2-Hemmer-Therapie eine Analgetikaniere entwickeln. Unbedenklich im Hinblick auf eine chronische Nierenschädigung scheint dagegen die Monotherapie mit Acetylsalicylsäure.

Quelle

Prof. Dr. Bernhard Krämer, Regensburg, Kongress für Nephrologie 2004, Basel, 20. bis 22. September 2004.

Arzneimitteltherapie 2005; 23(04)