Anti-IgE-Antikörper

Omalizumab bei schwerem allergischem Asthma


Bettina Polk, Stuttgart

Bei Patienten mit schwerem allergischem Asthma, die trotz Therapie mit hoch dosierten inhalierbaren Glucocorticoiden und langwirksamen Beta2-Sympathomimetika nicht zufrieden stellend therapiert werden können, reduziert der Anti-IgE-Antikörper Omalizumab die Häufigkeit von Exazerbationen. Omalizumab ist als Xolair® in den USA bereits zugelassen, in Deutschland wird die Zulassung für Herbst 2005 erwartet, wie auf einer Veranstaltung der Firma Novartis im Rahmen des diesjährigen Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie in Berlin berichtet wurde.

Bei den meisten Patienten mit allergischem Asthma bronchiale können die Symptome mit den bisher zur Verfügung stehenden Arzneimitteln so gut behandelt werden, dass ein fast normales Leben möglich ist. Bei etwa 10 % der Patienten ist das aber nicht der Fall. Bei 4 Millionen Asthma-Kranken in Deutschland gibt es also 400 000 Patienten, die nicht zufrieden stellend therapiert werden können. Für diese Klientel bietet der neue Anti-IgE-Antikörper eine Option. Omalizumab ist ein humanisierter Antikörper, der frei zirkulierendes IgE bindet, das sich sonst an Mastzellen anlagern und damit die Freisetzung von Histamin, Leukotrienen, Interleukinen und weiteren Immunmediatoren auslösen würde.

In einer doppelblinden, randomisierten, Plazebo-kontrollierten Studie bekamen 419 Patienten im Alter von 12 bis 75 Jahren 28 Wochen lang entweder Omalizumab oder Plazebo. Die Patienten hatten trotz Therapie mit hoch dosierten inhalierbaren Glucocorticoiden und langwirksamen Beta2-Sympathomimetika eine verminderte Lungenfunktion sowie häufige klinisch relevante Exazerbationen. Primärer Studienendpunkt war die Häufigkeit klinisch relevanter Exazerbationen (Verschlechterung der Symptomatik trotz Gabe systemischer Glucocorticoide). Daneben wurde erfasst, wie oft eine Notfallbehandlung nötig war.

Während der Behandlungsphase reduzierte Omalizumab die Exazerbationsrate signifikant: In der Plazebo-Gruppe betrug die Exazerbationsrate 91 %, in der Omalizumab-Gruppe 68 % (p = 0,042). Schwere Exazerbationen mit einem FEV1 (forcierten expiratorischen Volumen in 1 Sekunde) oder PEF (Peak expiratory flow) von weniger als 60 % der persönlichen Bestleistung beliefen sich in der Plazebo-Gruppe auf 48 %, in der Verum-Gruppe auf 24 % (p = 0,002). Auch Notfallbehandlungen waren mit der Anti-IgE-Therapie signifikant seltener (24 % vs. 43 %, p = 0,038). Die Rate unerwünschter Wirkungen unterschied sich nicht signifikant zwischen den Behandlungsgruppen.

Wichtig für eine gute Wirkung ist die ausreichende Dosierung. Denn nur wenn freies IgE unter einen bestimmten Schwellenwert gedrückt wird, läuft keine allergische Reaktion mehr ab. Die Dosis orientiert sich am Körpergewicht des Patienten und am IgE-Serumspiegel vor der Therapie. Die Applikation erfolgt alle zwei oder vier Wochen subkutan als Add-on-Therapie. Bis nach der ersten Gabe die Wirkung eintritt, dauert es einige Tage.

Prinzipiell ist dieses Therapieprinzip auch für leichtere Formen von allergischem Asthma oder für andere allergische Erkrankungen geeignet. Da eine Antikörper-Therapie aber kostenintensiv ist, sollen vor allem die Patienten eine solche Therapie erhalten, für die es keine wirksamen Alternativen gibt. Nur für diese ist derzeit die Zulassung beantragt.

Quellen

Prof. Dr. med. Roland Buhl, Mainz, Dr. med. Peter Kardos, Frankfurt am Main, Pressekonferenz „Mit Antikörpern gegen schweres allergisches Asthma“, veranstaltet von Novartis im Rahmen des 46. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie, Berlin, 18. März 2005.

Humbert M, et al. Benefits of omalizumab as add-on therapy in patients with severe persistent asthma who are inadequately controlled despite best available therapy (GINA 2002 step 4 treatment): INNOVATE. Allergy 2005;60:309-16.

Abb. 1. Interaktion zwischen humanen IgE-Antikörpern und dem humanisierten Anti-IgE-Antikörper Omalizumab

Arzneimitteltherapie 2005; 23(06)