Dr. med. Peter Stiefelhagen, Hachenburg
Bei der überwiegenden Mehrzahl der Typ-2-Diabetiker wird die Behandlung primär mit einem oralen Antidiabetikum begonnen. Bei unzureichender Wirkung können im zweiten Schritt zwei verschiedene orale Antidiabetika mit unterschiedlichem Wirkungsprofil miteinander kombiniert werden. Werden jedoch auch durch eine solche Kombinationstherapie die strengen Therapieziele (z. B. HbA1c-Wert <6,5%) nicht erreicht, so ist die zusätzliche Gabe eines Basalinsulins sinnvoll. Dies gilt insbesondere für solche Typ-2-Diabetiker, bei denen unter einer oralen Medikation weiterhin die Nüchternblutzuckerwerte erhöht sind.
Mit Insulin glargin (Lantus®) steht seit einigen Jahren ein Basalinsulin zur Verfügung, welches ein flaches Wirkungsprofil ohne ausgeprägten Wirkungsgipfel zeigt und somit eine gleichmäßige, über 24 Stunden anhaltende Wirkung garantiert. Damit unterscheidet es sich vom konventionellen NPH-Insulin. Insulin glargin muss aufgrund dieser pharmakokinetischen Eigenschaft nicht abends injiziert werden, der Injektionszeitpunkt kann vielmehr frei gewählt werden.
In einer Reihe von klinischen Studien konnte die gute Wirkung von Insulin glargin anhand der Senkung des HbA1c-Werts dokumentiert werden: Im Vergleich zu NPH-Insulin konnte durch Insulin glargin der HbA1c-Wert um 0,9 % stärker gesenkt werden, ohne das Hypoglykämie-Risiko zu erhöhen.
In der jüngst publizierten LAPTOP-Studie (Lantus® + Amaryl® + metformin versus premixed insulin in patients with type-2 diabetes after failing oral treatment pathways) konnte gezeigt werden, dass der Einstieg in die Insulintherapie bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 mit einer einmal täglichen Gabe von Insulin glargin zusätzlich zur oralen Therapie einfacher und wirksamer ist als die Therapie mit zweimal täglich Kombinationsinsulin. Auch in dieser Studie führte die mit Basalinsulin unterstützte orale Therapie zu einer signifikant stärkeren Reduktion des HbA1c-Werts, so dass mehr Patienten die Zielwerte – einen HbA1c-Wert < 7 % und einen Nüchternglucosewert < 100 mg/dl – erreichten. In dieser Studie traten signifikant weniger Hypoglykämien auf (durchschnittlich 4,0 versus 9,9/Patientenjahr, p<0,0001). Auch war in der Gruppe mit der Basalinsulin unterstützten oralen Therapie die Gewichtszunahme geringer als bei den mit Kombinationsinsulin behandelten Patienten.
Zwischenzeitlich wurde auch eine Langzeitstudie mit Insulin glargin initiiert. Bei dieser ORIGIN-Studie (Outcome reduction with an initial glargine intervention) handelt es sich um die erste Langzeitstudie mit Typ-2-Diabetikern seit der UKPD-Studie (UK prospective diabetes study). Sie ist auch die erste Langzeitstudie mit einem Insulinanalogon. Im Rahmen dieser multinationalen, multizentrischen randomisierten Studie, an der 10 000 Patienten teilnehmen, wird die Wirkung von Insulin glargin bei Patienten mit erhöhtem kardiovaskulärem Risiko und gleichzeitig leicht erhöhten Plasmaglucosewerten, einer gestörten Glucosetoleranz oder einem manifesten Diabetes mellitus Typ 2 auf kardiale Endpunkte, nämlich Herzinfarkt oder Tod durch Herzinfarkt untersucht. Die Ergebnisse dieser Studie werden im Jahr 2008 erwartet.
Quelle
Priv.-Doz. Dr. med. Andreas Hamann, Bad Nauheim, Priv.-Doz. Dr. med. Klaus-Jürgen Ruhnau, Berlin, Pressekonferenz „5 Jahre Lantus® in der Diabetestherapie – ein Jubiläum mit Zukunft“, Niederpöcking, 29. Juni 2005, veranstaltet von Sanofi-Aventis.
Arzneimitteltherapie 2006; 24(01)