Asthma bronchiale

Erhöhtes Sterberisiko durch kurzwirksame, leicht reduziertes Risiko durch langwirksame Beta2-Sympathomimetika


Dr. Barbara Kreutzkamp, München

In einer großen populationsbasierten Fall-Kontrollstudie mit an Asthma bronchiale erkrankten Patienten ergab sich kein Zusammenhang zwischen der Anwendung von langwirksamen Beta2-Sympathomimetika und Tod aufgrund der Erkrankung an Asthma bronchiale – eher ein leicht protektiver Effekt.
Mit kurzwirksamen Beta2-Sympathomimetika war dagegen im langfristigen Verlauf die Letalität leicht erhöht.

Kurzwirksame Beta-Sympathomimetika zur symptomatischen Therapie von Asthma bronchiale werden immer wieder mit gravierenden Nebenwirkungen und Todesfällen in Verbindung gebracht. Mitte der 60er Jahre wurde der nicht-selektive Beta-Adrenozeptoragonist Isoprenalin deshalb vom Markt genommen.

Aber auch für den kurzwirksamen selektiven Beta2-Adrenozeptoragonisten Fenoterol gibt es Berichte über schwere Nebenwirkungen. Die Datenlage zu diesen Antiasthmatika ist allerdings widersprüchlich – so ergaben sich in einer kürzlich publizierten randomisierten Studie keine klinisch relevanten unerwünschten Ereignisse unter den kurzwirksamen Beta2-Adrenozeptoragonisten. Berichte über ein möglicherweise erhöhtes Letalitätsrisiko unter den relativ neuen langwirksamen Beta2-Sympathomimetika gibt es dagegen nicht. In einer Fall-Kontroll-Studie sollten nun lebensverlängernde oder lebensverkürzende Eigenschaften der wichtigsten Antiasthmatika an einer großen, bevölkerungsbasiert ausgewählten Patientengruppe über einen sehr langen Zeitraum untersucht werden.

Dazu wurden von verschiedenen Institutionen in Großbritannien Sterberegister ausgewertet und 532 Patienten im Alter von unter 65 Jahren selektiert, bei denen Asthma bronchiale die wahrscheinlichste Todesursache war. Diesen Patienten stellte man altersgleiche Kontrollpatienten mit Asthma bronchiale gegenüber, die möglichst zum selben Zeitpunkt in der gleichen Klinik wie die verstorbenen an Asthma bronchiale erkrankten Patienten behandelt wurden. Um eine Vergleichbarkeit der Gruppen zu gewährleisten, wurden Kontrollpatienten mit schwerem Asthma bronchiale ausgewählt. Von allen Patienten wurden aus den Krankenakten der behandelnden niedergelassenen Ärzte alle für die Therapie von Asthma bronchiale relevanten Medikamente aufgelistet, die im Lauf des Lebens verordnet worden waren.

In der Auswertung wurde nach statistischen Zusammenhängen zwischen der Einnahme bestimmter Antiasthmatika und Tod durch Asthma bronchiale gesucht.

Für den Zeitraum vier bis zwölf Monate vor dem Indexdatum ergab sich nach Adjustierung auf Krankheitsdauer, frühere Krankenhausaufenthalte, begleitende chronisch-obstruktive Lungenerkrankungen oder Anzahl anderer eingenommener Medikamente kein Zusammenhang zwischen Letalität und Einnahme eines Antiasthmatikums.

Im Zeitraum ein bis fünf Jahre vor dem Indexdatum korrelierte das Sterberisiko positiv mit der Einnahme von kurzwirksamen Beta2-Sympathomimetika (OddsRatio [OR] 2,05) und invers mit der Einnahme von Antibiotika (OR 0,59).

Der Zusammenhang bei den Beta2-Sympathomimetika war eher auf die Altersklasse 45 bis 64 Jahre beschränkt, bei den Antibiotika profitierten vor allem die unter 45-Jährigen.

Ein inverser Zusammenhang zwischen Letalität und der Einnahme von oralen Glucocorticoiden zeigte sich für die unter 45-Jährigen.

Ein ebenfalls inverser Zusammenhang zwischen Letalitätsrisiko und langwirksamen Beta2-Sympathomimetika (meist Salmeterol, z. B. Serevent®) ergab sich für die Einnahme im Zeitraum ein bis fünf Jahre vor dem Indexdatum – allerdings nur im Trend. Im Trend positiv war die Einnahme von Methylxanthinen ein bis fünf Jahre vor dem Tod.

Die Ergebnisse decken sich mit denen anderer Studien: Bei den langwirksamen Beta2-Sympathomimetika ergaben sich keine Anzeichen für ein gesteigertes Letalitätsrisiko, eher war das Risiko etwas vermindert. Dagegen war die Anwendung kurzwirksamer Beta2-Mimetika mit einem leicht erhöhten Sterberisiko verbunden. Eine Ursache für diesen Zusammenhang ist nicht ersichtlich, so dass hier weitere Untersuchungen erforderlich sind.

Der inverse Zusammenhang zwischen Tod an Asthma bronchiale und oralen Glucocorticoiden (in dieser Studie beschränkt auf Patienten unter 45 Jahren) bestätigt ebenfalls andere Untersuchungen und unterstreicht die Bedeutung der regelmäßigen Einnahme von Glucocorticoiden.

Erstmalig wurde in dieser Fall-Kontroll-Studie ein leichter schützender Effekt vor dem Tod an Asthma bronchiale durch Antibiotika errechnet, allerdings überwiegend bei Patienten unter 45 Jahren.

Quelle

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