Andrea Warpakowski, Itzstedt
Adalimumab (Humira®) ist ein gentechnisch hergestellter, vollständig humaner Antikörper, der sich spezifisch gegen den Tumornekrosefaktor alpha (TNF-α) richtet. TNF-α spielt sowohl bei der Psoriasis-Arthritis als auch bei der rheumatoiden Arthritis eine Schlüsselrolle bei den Entzündungsvorgängen, die zur Gelenkzerstörung und übermäßigen Proliferation der Haut führen. Die Blockade durch Adalimumab unterbricht den Entzündungsprozess und dadurch bessern sich rasch die Symptome an Gelenken und Haut, die Progression der Erkrankung wird gehemmt.
Psoriasis-Arthritis
Grundlage für die Zulassung von Adalimumab zur Therapie der Psoriasis-Arthritis war die ADEPT-Studie (Adalimumab Effectiveness in Psoriatic Arthritis Trial), in der 313 Patienten doppelblind entweder alle 14 Tage
- 40 mg Adalimumab (n = 151) oder
- Plazebo (n = 162) erhielten.
Die Studienteilnehmer hatten alle eine aktive Psoriasis-Arthritis, das heißt mehr als drei geschwollene und druckempfindliche Gelenke, und bei 69 Patienten waren mehr als 3 % der Körperoberfläche von Psoriasis betroffen.
Nach dem Score des American College of Rheumatology (ACR) erreichten nach 24 Wochen Behandlung mit Adalimumab 57 % der Patienten eine 20%ige (ACR 20), 39 % eine 50%ige (ACR 50) und 23 % eine 70%ige (ACR 70) Besserung der Krankheitsaktivität. Bei Gabe von Plazebo zeigten rund 15 % der Patienten eine ACR-20-, 6 % eine ACR-50- und 1 % eine ACR-70-Ansprechrate (jeweils p < 0,001 vs. Adalimumab).
Die radiologische Bestimmung von Knochenerosionen und Gelenkspaltveränderungen mit dem modifizierten Total-Sharp-Score (TSS) ergab eine signifikant geringere Progression der Erkrankung bei der Behandlung mit Adalimumab: In der Plazebo-Gruppe verschlechterte sich bis Woche 24 der TSS im Mittel um 0,9 Punkte, in der Adalimumab-Gruppe dagegen verbesserte sich der Score um 0,1 Punkte. In der anschließenden offenen Behandlung konnte die Umstellung von Plazebo auf Adalimumab die Progression aufhalten (Abb. 1).
Auch die Hautläsionen besserten sich signifikant bei der Behandlung mit Adalimumab: Nach 24 Wochen sprachen laut PASI (Psoriasis Area and Severity Index) mit einer 75%igen Besserung 59 % und mit einer 90%igen Besserung 42 % der 69 Patienten an (Abb. 2).
Rheumatoide Arthritis
Grundlage der Zulassungserweiterung zur Behandlung von Methotrexat-naiven Patienten mit schwerer rheumatoider Arthritis war die doppelblinde, randomisierte Studie PREMIER. Insgesamt 799 Patienten, die seit weniger als drei Jahren an rheumatoider Arthritis erkrankt und noch nicht mit Methotrexat vorbehandelt waren, erhielten entweder
- alle zwei Wochen 40 mg Adalimumab oder
- wöchentlich 20 mg Methotrexat oder
- eine Kombination aus beiden Substanzen.
Die Kombinationstherapie beeinflusste im Verlauf von zwei Jahren die Krankheitsprogression am günstigsten. So sprachen in diesem Zeitraum bei der Behandlung mit Adalimumab plus Methotrexat signifikant mehr Patienten mit ACR 70 (47 %) und ACR 90 (27 %) an als bei der Therapie mit Adalimumab (28 % und 9 %) und Methotrexat (28 % und 13 %) allein (p < 0,001).
Eine klinische Remission, das heißt weniger als 2,6 Punkte im DAS 28 (Disease Activity Score für 28 Gelenke), erreichten 49 % der Patienten mit der Kombinationstherapie und jeweils 25 % der Patienten mit den Monotherapien (p < 0,001).
Auch bei der radiologischen Progression schnitt die Kombination besser als die Einzelsubstanzen ab: Nach zwei Jahren veränderte sich bei der Behandlung mit Adalimumab plus Methotrexat der TSS im Vergleich zum Ausgangswert um 1,9, bei der Therapie allein mit Adalimumab um 5,5 und mit Methotrexat um 10,4 (p < 0,001).
Quellen
Prof. Dr. Bernhard Manger, Erlangen, Dr. Frank Behrens, Frankfurt. Pressekonferenz „Eine neue Option für PsA-Patienten – Humira wirkt auf Haut und Gelenke“, veranstaltet von Abbott Immunology im Rahmen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, Dresden, 15. September 2005.
Mease PJ, Sharp JT, Ory P, et al. Adalimumab treatment effects on radiographic progression of joint disease in patients with psoriatic arthritis: Results from ADEPT. Vienna (Austria): EULAR, June 2005: Poster FRI0212.
Mease PJ, Gladman DD, Ritchlin CT, et al. Adalimumab therapy in patients with psoriatic arthritis: 24-week results of a phase III study: ADEPT(Adalimumab effectiveness in psoriatic arthritis)-trial. San Antonio (Texas): ACR, October 2004: Poster L6.

Abb. 1. Einfluss der Therapie mit Adalimumab auf die radiologische Progression bei Patienten mit aktiver Psoriasis-Arthritis (radiologische Bestimmung von Knochenerosionen und Gelenkspaltveränderungen mit dem modifizierten TSS, angegeben ist jeweils die mittlere Veränderung gegenüber dem Ausgangswert) [nach Mease PJ, et al. 2005]

Abb. 2. Einfluss der Therapie mit Adalimumab auf die Hautläsionen bei Patienten mit aktiver Psoriasis-Arthritis (angegeben als Veränderungen im PASI) [nach Mease PJ, et al. 2004]
Arzneimitteltherapie 2006; 24(04)