Nichtkleinzelliges Bronchialkarzinom

Konsolidierungstherapie mit Docetaxel ist ein hoffnungsvoller Ansatz im Stadium III


Dr. Peter Stiefelhagen,Hachenburg

Nachdem Docetaxel (Taxotere®) seine gute Wirksamkeit und Verträglichkeit in der palliativen Situation bei Patienten mit metastasiertem nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom gezeigt hat, sprechen neuere Daten auch für eine günstige Wirkung in der neoadjuvanten und adjuvanten Situation bei operablen Patienten. Wie auf einer von der Fa. Sanofi-Aventis veranstalteten Pressekonferenz dargestellt wurde, ist auch eine Konsolidierungstherapie mit Docetaxel nach einer Radiochemotherapie bei Bronchialkarzinom-Patienten im Stadium III ein vielversprechender neuer Therapieansatz.

Das nichtkleinzellige Bronchialkarzinom ist die mit Abstand ungünstigste aller Krebserkrankungen. Trotz gewisser Fortschritte ist die Prognose betroffener Patienten im Vergleich zu anderen Tumorarten nicht nur im metastasierten Stadium IV, sondern auch in nicht metastasierten Stadien ungünstiger als bei anderen Tumorarten. Die schlechte Prognose ergibt sich daraus, dass nur ein geringer Teil der Patienten überhaupt operabel ist und auch primär erfolgreich operierte Patienten häufig Lokalrezidive und Fernmetastasen aufgrund von primär unentdeckten Mikrometastasen entwickeln.

Operables Stadium

Der Goldstandard zur Behandlung der Patienten mit operablem nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom ist nach wie vor die Operation. Um die Heilungserfolge zu optimieren, ist nach den Ergebnissen neuerer Studien bei Patienten in den Stadien IB bis III auch nach radikaler Resektion eine adjuvante Chemotherapie zur Kontrolle von etwaigen Mikrometastasen sinnvoll (Strauss et al. 2005; Winton et al. 2005; Douillard et al. 2005). Ein weiterer neuer vielversprechender Therapieansatz ist eine adjuvante Chemotherapie vor der geplanten Operation. Für diese Situation konnte mit der Kombination von Docetaxel und Cisplatin ein längeres Überleben betroffener Patienten erreicht werden (Betticher et al. 2003; Mattson et al. 2003).

Inoperables Stadium

Für Patienten im inoperablen Stadium IIIB existiert bisher kein Goldstandard. Als sinnvollste Therapie wird die sequenzielle oder kombinierte Radiochemotherapie propagiert. Weitere Verbesserungen des Überlebens können durch eine Konsolidierungstherapie nach der eigentlichen Radiochemotherapie erzielt werden, wie die Ergebnisse einer kürzlich veröffentlichten Studie zeigen.

Dabei erhielten die Patienten zunächst eine kombinierte Radiochemotherapie mit Cisplatin (50 mg/m2 an Tag 1, 8, 29, 36) und Etoposid (50 g/m2 an Tag 1 bis 5 und 22 bis 29) simultan mit einer Radiotherapie. Anschließend wurden die Patienten einer Konsolidierungstherapie mit Docetaxel (75–100mg/m2 alle 3 Wochen) für drei Zyklen zugeführt. Nach fünf Jahren betrug das Langzeitüberleben der so behandelten Patienten 29 % und das mediane Überleben 26 Monate.

Diese Ergebnisse sind günstiger als in einer vergleichbaren Studie, bei der nach einer identischen Radiochemotherapie eine Konsolidierung mit Cisplatin und Etoposid durchgeführt wurde. Hier betrug die 5-Jahresüberlebensrate nur 17 % und die mediane Überlebensrate nur 15 Monate.

Fernmetastasiertes Stadium IV

Im fernmetastasierten Stadium IV des nichtkleinzelligen Bronchialkarzinoms gilt heute in der First-Line-Therapie eine Platin-haltige Zweierkombination als Standardtherapie. Dabei werden Cisplatin oder Carboplatin kombiniert mit einem Taxan, Gemcitabin, Vinorelbin, Etoposid, Ifosfamid, Mitomycin C oder Vinblastin. In dieser Situation konnte für die Kombination von Docetaxel und Cisplatin eine Verbesserung der Überlebensrate, der Symptomkontrolle und auch der Lebensqualität belegt werden. Diese Kombinationstherapie erwies sich einer rein symptomatischen Supportivbehandlung statistisch signifikant überlegen.

In einer dreiarmigen randomisierten Phase-III-Studie bei 1 200 Patienten mit fortgeschrittenem nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom im Stadium IIIB/IV, wurde die Kombination von Docetaxel und Cisplatin bzw. Docetaxel und Carboplatin mit der Kombination von Vinorelbin und Cisplatin verglichen. Die Docetaxel-Cisplatin-Kombination zeigte eine signifikante Verbesserung der 2-Jahresüberlebensrate gegenüber dem Vergleichsarm (21 % vs. 14 %). Auch erwies sich diese Kombination als insgesamt besser verträglich als die Vinorelbin-Cisplatin-Kombination (Fossella et al. 2003).

Quellen

Vorträge Prof. Michael Thomas, Heidelberg, und Prof. Martin Wolf, Kassel, im Rahmen einer von der Fa. Sanofi-Aventis veranstalteten Pressekonferenz „NSCL aktuell – Besser und länger leben mit Docetaxel“, anlässlich des 47. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie, Nürnberg, 31. März 2006.

Strauss GM, et al. Randomized clinical trial of adjuvant chemotherapy with paclitaxel and carboplatin following resection in Stage IB non-small cell lung cancer (NSCLC): Report of Cancer and Leukemia Group B (CALGB) Protocol 9633. Abstract 7019, ASCO 2005.

Winton T, et al. Vinorelbine plus cisplatin vs. observation in resected non-small-cell lung cancer. N Engl J Med 2005;352:2589-97.006

Douillard J, et al. ANITA: Phase III adjuvant vinorelbine (N) and cisplatin (P) versus observation (OBS) in completely resected (stage I-III) non-small-cell lung cancer (NSCLC) patients (pts): Final results after 70-month median follow-up.On behalf of the Adjuvant Navelbine International Trialist Association. Abstract 7013, ASCO 2005.

Betticher DC, et al. Mediastinal lymph node clearance after docetaxel-cisplatin neoadjuvant chemotherapy is prognostic of survival in patients with stage IIIA pN2 non-small-cell lung cancer: a multicenter phase II trial. J Clin Oncol 2003;21:1752–9.

Mattson KV, et al. Docetaxel as neoadjuvant therapy for radically treatable stage III non-small-cell lung cancer: a multinational randomised phase III study. Ann Oncol 2003;14:116-22.

Fossella F, et al. Randomized, multinational, phase III study of docetaxel plus platinum combinations versus vinorelbine plus cisplatin for advanced non-small-cell lung cancer: the TAX 326 study group. J Clin Oncol 2003;21:3016–24.

Arzneimitteltherapie 2006; 24(07)