Dr. Barbara Kreutzkamp, München
Bei bis zu 40 % aller Patienten mit einem chronischen, unspezifischen Husten kann ein gastroösophagealer Reflux die Ursache sein. Internationale Leitlinien empfehlen eine empirische Refluxbehandlung über drei bis sechs Monate, obwohl die Studienlage nicht eindeutig ist. In einer systematischen Übersichtsarbeit wurde die Wirksamkeit von Therapeutika gegen gastroösophagealen Reflux untersucht.
Design
Die systematische Übersicht wurde entsprechend den Cochrane-Vorgaben für systematische Übersichtsarbeiten durchgeführt. In den gängigen Literaturdatenbanken von Cochrane, Medline und Embase sowie in Referenzartikeln von Übersichtsarbeiten wurde nach randomisierten, kontrollierten Studien zur Behandlung von Husten mit Anti-Reflux-Medikamenten bei Erwachsenen und Kindern ohne eine primäre Lungenerkrankung gesucht. Die Studien wurden dann von zwei unabhängigen Reviewern nach einem vorgegeben Schema zusammengefasst.
Ergebnisse
Elf Studien wurden in die Auswertung einbezogen. Bis auf eine Studie waren alle Studien monozentrisch. Die eine Multicenterstudie war eine von der Industrie unterstützte Untersuchung. Eine Metaanalyse wurde mit fünf Studien an Erwachsenen durchgeführt, in denen Protonenpumpenhemmer mit Plazebo verglichen worden waren. Allerdings variierten die Dosierung und die Häufigkeit der Einnahme deutlich. Die Patienten aller Studien hatten einen Reflux-assoziierten Husten, die Refluxsymptome wurden bei den meisten Studien aber nicht Leitlinien-konform diagnostiziert.
Insgesamt ergaben in der Metaanalyse alle Endpunkte eine Überlegenheit der Protonenpumpenhemmer: Das Odds-Ratio für den primären Endpunkt, das Nichtansprechen der Therapie, betrug 0,24, die Number needed to treat 5.
Beim sekundären Endpunkt durchschnittlicher „Husten-Score“ betrug die Differenz am Ende der Studie im Mittel zwischen Protonenpumpenhemmer und Plazebo –0,51. Der Unterschied der Veränderung des Husten-Scores am Studienende betrug –0,29.
Bei einer Analyse der Subgruppen waren die Erfolge bei Patienten mit einem chronischen Husten größer, wenn dieser eindeutig mit einem Reflux assoziiert war. In keiner der Studien wurden relevante Nebenwirkungen berichtet.
Fazit und Diskussion
Bei manchen erwachsenen Patienten mit Reflux-assoziiertem Husten kann eine Behandlung mit Protonenpumpenhemmern die Symptomatik bessern. Allerdings sind die therapeutischen Erfolge und die Ansprechraten längst nicht so groß, wie es die internationalen Leitlinien und Kohortenstudien vermuten lassen. Die Übersichtsarbeit zeigt aber auch einen starken Plazeboeffekt bei dieser Indikation – immerhin 85 %.
Die Autoren halten es aufgrund der Ergebnisse für gerechtfertigt, bei Patienten mit chronischem Husten, Reflux und gastrointestinalen Beschwerden eine empirische Therapie mit einem Protonenpumpenhemmer einzuleiten. Bei Patienten mit unspezifischem chronischen Husten und fehlender gastraler Symptomatik sollte der Verdacht auf einen Reflux-bedingten Husten aber objektiviert und der Reflux entsprechend internationalen Richtlinien diagnostiziert werden. Außerdem sollte auch daran gedacht werden, dass Protonenpumpenhemmer Husten auch induzieren können.
Quelle
Chang AB, et al. Systematic review and meta-analysis of randomised controlled trials of gastro-oesophageal reflux interventions for chronic cough associated with gastro-oesophageal reflux. BMJ 2006;332:11–4.
Arzneimitteltherapie 2007; 25(05)