Prof. Dr. Hans Christoph Diener, Essen
Hintergrund
Serotonin-Rezeptoragonisten sind immer noch mit dem Vorurteil behaftet, dass sie das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöhen. Dies wird auch immer noch als Entschuldigung benutzt, um die Verschreibung von Serotonin-Rezeptoragonisten zu vermeiden. Die holländischen Kollegen haben eine Fall-Kontroll-Studie durchgeführt, um zu untersuchen, ob bei Patienten, die häufiger Serotonin-Rezeptoragonisten und Mutterkornalkaloide einnehmen, das Risiko vaskulärer Erkrankungen erhöht ist.
Studiendesign und Ergebnis
In Holland gibt es eine Datenbank, die die Verschreibungen von 950 000 Holländern erfasst. Diese Daten können dann mit einem Diagnoseregister in Holland abgeglichen werden. Für die vorliegende Studie wurden Patienten identifiziert, die zwischen 1990 und 2002 mehr als ein Rezept für einen Serotonin-Rezeptoragonisten oder ein Mutterkornalkaloid erhielten. Für jeden dieser Patienten wurden vier alters- und geschlechtsentsprechende Kontrollen ermittelt. Auf diese Weise wurden 29 672 Patienten identifiziert, die mehr als ein Rezept für einen Serotonin-Rezeptoragonisten oder ein Mutterkornalkaloid erhalten hatten. Von diesen hatten 188 vaskuläre Ereignisse erlitten. Darunter waren 50 zerebrovaskuläre und 124 kardiovaskuläre Ereignisse. Eine logistische Regressionsanalyse zeigte, dass die Einnahme von Serotonin-Rezeptoragonisten, aber auch eine zu häufige Einnahme von Serotonin-Rezeptoragonisten, kein Risikofaktor für ischämische Erkrankungen war. Im Gegensatz dazu führte die häufige Einnahme von Ergotaminderivaten eindeutig zu einer erhöhten Rate an vaskulären Erkrankungen.
Kommentar
Diese holländische Studie ist wichtig, da sie wie andere Studien zuvor zeigt, dass die Einnahme von Serotonin-Rezeptoragonisten, sogar die regelmäßige Einnahme von Serotonin-Rezeptoragonisten, das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen nicht erhöht. Dies gilt auch für das Schlaganfallrisiko. Im Gegensatz dazu hat die häufige Einnahme von Mutterkornalkaloiden eindeutig ein erhöhtes Risiko für vaskuläre Ereignisse. Diese Ergebnisse unterstützen die Tatsache, dass in Deutschland ein Serotonin-Rezeptoragonist in der Zwischenzeit freiverkäuflich erhältlich ist.
Quelle
Wammes-van der Heijden EA, Rahimtoola H, Leufkens HGM, Tijssen CC, et al. Risk of ischemic complications related to the intensity of triptan and ergotamine use. Neurology 2006;67:1128–34.
Arzneimitteltherapie 2007; 25(05)