Dr. Monika Neubeck, Kaiserslautern
Hyperlipoproteinämie geht mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre und nephrologische Komplikationen einher. In verschiedenen klinischen Studien wurde eine Korrelation zwischen der Reduktion der Lipoprotein-Konzentration und dem Gesamtsterblichkeitsrisiko nachgewiesen. Für Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz liegen diesbezüglich jedoch widersprüchliche Ergebnisse vor. In der vorliegenden Metaanalyse sollten Wirksamkeit und Sicherheit von CSE-Hemmern bei niereninsuffizienten Patienten verschiedener Krankheitsstadien untersucht werden.
Studiendesign
In die Analyse wurden randomisierte und quasi-randomisierte Studien einbezogen, die entweder Plazebo-kontrolliert waren oder verschiedene CSE-Hemmer im Vergleich untersuchten. Einschlusskriterium war chronische Niereninsuffizienz mit oder ohne Dialysepflicht oder bereits erfolgte Nierentransplantation. Endpunkte waren tödliche und nichttödliche kardiovaskuläre oder zerebrovaskuläre Ereignisse, Gesamtsterblichkeit, terminale Niereninsuffizienz, Verdopplung der Serumcreatinin-Konzentration, Plasma-Lipoprotein-Konzentrationen, Creatinin-Clearance, renale Proteinexkretion, akute Transplantatabstoßungen und das Nebenwirkungspofil.
Ergebnisse
Fünfzig Studien mit 30 144 Patienten wurden in die Untersuchung eingeschlossen. Die Beobachtungszeit lag zwischen 2 und 60 Monaten. Im Vergleich zu Plazebo führten CSE-Hemmer zu einer signifikanten Reduktion der Gesamtcholesterol-, LDL-Cholesterol- und Triglycerid-Konzentration (Tab. 1). Auch die renale Proteinexkretion wurde durch die Einnahme von CSE-Hemmern signifikant verringert. Eine signifikante Beeinflussung der HDL-Cholesterol-Plasmakonzentration und der Creatinin-Clearance konnte nicht nachgewiesen werden.
Tab. 1. Vergleich von Gesamtcholesterol-Konzentration und renalen Parametern bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz nach Einnahme von CSE-Hemmern oder Plazebo
Endpunkt |
Studien |
Patienten |
Gewichtete mittlere Differenz |
95%-KI |
Gesamtcholesterol |
42 |
6 390 |
–42,28 mg/dl |
–47,25 bis –37,32 |
LDL-Cholesterol |
39 |
6 216 |
–43,12 mg/dl |
–47,85 bis –38,40 |
Triglyceride |
39 |
5 569 |
–23,71 mg/dl |
–33,52 bis –13,90 |
HDL-Cholesterol |
40 |
5 621 |
0,41 mg/dl |
0,78 bis 1,60 |
Proteinurie |
6 |
311 |
–0,73 g/24 h |
–0,95 bis –0,52 |
Glomeruläre |
11 |
548 |
1,48 ml/min |
–2,32 bis 5,28 |
95%-KI: 95%-Konfidenzintervall
Tödliche kardiovaskuläre Ereignisse traten bei der Therapie mit CSE-Hemmern signifikant seltener auf (Tab. 2). Auch die Anzahl nichttödlicher kardiovaskulärer Ereignisse wurde signifikant reduziert. Die Gesamtsterblichkeit war durch die Einnahme von CSE-Hemmern nicht beeinflusst.
Tab. 2. Relatives Risiko für das Auftreten tödlicher kardiovaskulärer Ereignisse und nichttödlicher kardiovaskulärer Ereignisse nach Einnahme von CSE-Hemmern bzw. Plazebo bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz
Endpunkte |
Patienten unter CSE-Hemmer [n] |
Patienten unter Plazebo [n] |
Ereignisse in der CSE-Hemmer-Gruppe [n] |
Ereignisse in der Plazebo-Gruppe [n] |
Relatives Risiko (95%-KI) |
Tödliche kardiovaskuläre Ereignisse |
10 894 |
10 993 |
605 |
759 |
0,81 |
Nichttödliche kardiovaskuläre Ereignisse |
11 361 |
11 502 |
1 648 |
2 128 |
0,78 |
95%-KI: 95%-Konfidenzintervall
Die Behandlungseffekte korrelierten nicht mit dem Stadium der Niereninsuffizienz.
Terminale Niereninsuffizienz und Verdopplung der Serumcreatinin-Konzentration wurden nicht berichtet.
Eine signifikante Verringerung des Risikos für akute Transplantat-Abstoßungen konnte ebenfalls nicht nachgewiesen werden.
Das Nebenwirkungsprofil der CSE-Hemmer war mit dem nach Plazebo-Gabe vergleichbar.
Diskussion
Kardiovaskuläre Ereignisse sind bei chronischer Niereninsuffizienz die Haupttodesursache. Die Behandlung mit CSE-Hemmern führte bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz zu einer signifikanten Reduktion der kardiovaskulären Ereignisse, der Lipid-Konzentration und der Proteinurie.
Die Endpunkte Gesamtcholesterol- sowie HDL- und LDL-Cholesterol-Konzentration zeigten signifikante Heterogenität, die vor allem auf den Einsatz unterschiedlicher CSE-Hemmer und Dosierungen, das Lebensalter der Patienten und Unterschiede in der jeweiligen Cholesterol-Konzentration in der Ausgangssituation zurückgeführt wurden, nicht jedoch auf das Krankheitsstadium der Niereninsuffizienz.
Die Ergebnisse für die Verringerung des Risikos für kardiovaskulär bedingte Sterblichkeit und Reduktion der Lipid-Konzentration durch CSE-Hemmer entsprechen denen anderer Studien.
Nur relativ wenige Studien lieferten Daten zur Sterblichkeit, die statistische Power ist daher als suboptimal zu sehen.
Dass erhebliche Unterschiede in der Wirkung von CSE-Hemmern bei Patienten mit unterschiedlich stark ausgeprägter Niereninsuffizienz bestehen, kann nicht ausgeschlossen werden. Mögliche nephroprotektive Effekte durch CSE-Hemmer konnten ebenfalls aufgrund der geringen Datenmenge nicht sicher beurteilt werden. Die meisten herangezogenen Studien waren von eher kleinem Umfang und suboptimaler Qualität. Weitere größer angelegte Untersuchungen wären somit wünschenswert.
Quelle
Strippoli GFM, et al. Effects of statins in patients with chronic kidney disease: meta-analysis and
meta-regression of randomised controlled trials. BMJ 2008;336:645–51.
Arzneimitteltherapie 2008; 26(11)