Koronare Herzkrankheit

Entmutigende Ergebnisse der EUROASPIRE-III-Studie


Rosemarie Ziegler, Albershausen

Die praktische Umsetzung der von den europäischen Fachgesellschaften herausgegebenen Leitlinien zur Sekundärprävention der Herz-Kreislauf-Krankheiten gelingt nur unzureichend, wie die EUROASPIRE-Erhebung ergab.

Die Behandlung von Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK) sollte das Risiko für weitere atherosklerotische Ereignisse mindern und damit das Leben verlängern. Neben der medikamentösen Einstellung des Blutdrucks und der Blutfettwerte beinhaltet die Sekundärprävention die altbekannten Empfehlungen für die Organisation des Lebensstils: nicht rauchen, gesund essen und sich bewegen.

Die drei EUROASPIRE(European action on secondary prevention through intervention to reduce events)-Studien hatten sich zur Aufgabe gemacht, von 1995 bis 2007 die klinische Wirksamkeit der Koronarprotektion in Europa zu erfassen. Dazu wurden mehr als 8500 Hochrisikopatienten 1,5 Jahre nach einem Infarkt oder einer Revaskularisation befragt.

Im Studienzeitraum hatte sich die Zahl der Raucher trotz Nichtraucher-Kampagnen nicht verringert: noch immer rauchten etwa 20% der Patienten, wobei der Anteil jüngerer Frauen gestiegen war. Das Körpergewicht nahm in der Untersuchungszeit ständig zu: 4 von 5 Patienten waren am Ende übergewichtig (BMI >25 kg/m2) und mehr als ein Drittel sogar fettleibig (BMI >30 kg/m2). Trotz steigender Menge verordneter Antihypertonika hatte sich die therapeutische Blutdruckkontrolle nicht verbessert, jeder zweite Patient war weiter hyperton. Auch die Diabetes-Prävalenz hat sich in Deutschland fast verdoppelt. Einzig der Anteil erhöhter Gesamtcholesterolwerte war gesunken.

Die Autoren monieren, dass das europäische Gesundheitssystem von Akutversorgung, Gerätemedizin und pharmakologischen Interventionen dominiert sei und der Lebensstil als Privatangelegenheit betrachtet werde. Stattdessen müssten dringend Rehabilitations- und Lebensstilprogramme integraler Teil einer flächendeckenden Gesundheitsversorgung werden, von der alle KHK-Patienten profitieren könnten.

Quellen

Kotseva K, et al. Cardiovascular prevention guidelines in daily practice: a comparison of EUROASPIRE I, II and III surveys in eight European countries. Lancet 2009;373:929–40.

Brekke M, Gjelsvik B. Secondary cardiovascular risk prevention – we can do better. Lancet 2009;373:873–5.

Arzneimitteltherapie 2009; 27(07)