RIBBON-1-Studie

Bevacizumab verlängert PFS bei Frauen mit HER2-negativem Mammakarzinom


Dr. Susanne Heinzl, Reutlingen

Der Angiogenesehemmer Bevacizumab (Avastin®) verlängerte, zusätzlich zur Standardchemotherapie als Erstlinienbehandlung bei Frauen mit HER2-negativem metastasiertem Mammakarzinom gegeben, das progressionsfreie Überleben (PFS). Die Wirkung war unabhängig von der jeweiligen Chemotherapie. Dies zeigte die RIBBON-1-Studie, die bei der 45. Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) vorgestellt wurde.

Die Wirksamkeit von Bevacizumab in der Erstlinientherapie von Frauen mit metastasiertem Mammakarzinom wurde bereits in der E2100-Studie in Kombination mit Paclitaxel und in der AVADO-Studie in Kombination mit Docetaxel nachgewiesen. In der RIBBON-1-Studie wurde nun Bevacizumab zusätzlich zu einer Standard-Chemotherapie gegeben.

In die Studie wurden 1237 bislang unbehandelte Patientinnen mit metastasiertem HER2-negativem Mammakarzinom aufgenommen und entweder mit Capecitabin (1000 mg/m² zweimal täglich über zwei Wochen), einem Taxan (Docetaxel oder Protein-gebundenem Paclitaxel alle drei Wochen) oder einem Anthracyclin chemotherapeutisch behandelt. Randomisiert erhielten sie zusätzlich zur jeweiligen Chemotherapie Bevacizumab (15 mg/kg alle drei Wochen) oder Plazebo bis zur Progression der Erkrankung. Dann wurden sie optional mit einer Zweitlinien-Chemotherapie plus Bevacizumab behandelt. Seit einer früheren adjuvanten Chemotherapie waren mindestens 12 Monate vergangen. Die Frauen durften keine ZNS-Metastasen haben.

Primärer Endpunkt der Studie war das progressionsfreie Überleben, beurteilt durch den Studienarzt. Sekundäre Endpunkte umfassten das progressionsfreie Überleben beurteilt durch ein unabhängiges Komitee, die objektive Ansprechrate, das Gesamtüberleben und die 1-Jahres-Überlebensrate sowie die Verträglichkeit.

Zwischen Dezember 2005 und August 2007 wurden in über 200 Zentren in 22 Ländern 1237 Frauen aufgenommen. Die Frauen wurden in einer Capecitabin-Kohorte (mit Bevacizumab n=409, ohne Bevacizumab n=206) und in einer gepoolten Taxan/Anthracyclin-Kohorte (mit Bevacizumab n=415, ohne Bevacizumab n=207) ausgewertet. Stichtag für die Datenanalyse war der 31. Juli 2008. Dies bedeutete eine mediane Nachbeobachtungszeit für die Capecitabin-Gruppe von 15,6 Monaten, für die Taxan- und Anthracyclin-Gruppe von 19,2 Monaten.

Ergebnisse

Wie Abbildung 1 und Tabelle 1 zeigen, wurde der primäre Endpunkt, die signifikante Verlängerung des progressionsfreien Überlebens, erreicht. Dieser Effekt war in allen Subgruppen nachweisbar. Die objektiven Ansprechraten (komplettes und partielles Ansprechen) waren in den Bevacizumab-Gruppen ebenfalls signifikant besser. In Bezug auf das Gesamtüberleben und die 1-Jahres-Überlebensrate ergab sich kein signifikanter Unterschied.

Abb. 1. RIBBON-1-Studie: Primärer Endpunkt progressionsfreies Überleben in der Capecitabin-Gruppe [nach Robert]

Tab. 1. RIBBON-1-Studie: Primäre und sekundäre Endpunkte [nach Robert]; OS: Gesamtüberleben

Capecitabin

Taxan/Anthracyclin

Plazebo
(n = 206)

Bevacizumab
(n = 409)

Plazebo
(n = 207)

Bevacizumab
(n = 415)

PFS: Median [Monate]

5,7

8,6

8,0

9,2

Hazard-Ratio (95%-KI)

0,69 (0,56–0,84); p=0,0002

0,64 (0,52–0,80); p<0,0001

Ansprechrate [%]

38 (23,6)

115 (35,4)

67 (37,9)

177 (51,3)

p-Wert

0,0097

0,0054

OS: Median [Monate]

21,2

29,0

23,8

25,2

Hazard-Ratio (95%-KI)

0,85 (0,63–1,14); p=0,27

1,03 (0,77–1,38); p=0,83

1-Jahres-Überlebensrate [%]

74

81

83

81

p-Wert

0,076

0,44

Das Sicherheitsprofil entsprach dem der vorangegangenen Phase-III-Studien, es ergaben sich keine neuen Sicherheitssignale.

Fazit

Die RIBBON-I-Daten erweitern damit die therapeutischen Optionen zum Einsatz von Bevacizumab für den klinischen Alltag. Bevacizumab ist eine Alternative für Patientinnen mit HER2-negativem metastasiertem Brustkrebs.

Quelle

Robert NJ, et al. RIBBON-1: Randomized, double-blind, placebo-controlled, phase III trial of chemotherapy with or without bevacizumab for first-line treatment of HER2-negative locally recurrent or metastatic breast cancer. Vortrag 45. Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology, Orlando, 28. Mai bis 2. Juni 2009, J Clin Oncol 200)27 15s: Abstr. 1005.

Arzneimitteltherapie 2009; 27(09)