Dr. Claudia Bruhn, Schmölln
Die multizentrische, prospektive, randomisierte, Plazebo-kontrollierte Doppelblindstudie schloss 848 Patienten mit gastrointestinalen Tumoren, Mamma-, Lungen- und Ovarialkarzinom ein. Sie hatten zuvor noch keine moderat oder hoch emetogene Chemotherapie erhalten und wurden im Rahmen der Studie mit einer oder mehreren der folgenden Substanzen intravenös behandelt: Oxaliplatin, Carboplatin, Epirubicin, Idarubicin, Ifosfamid, Irinotecan, Daunorubicin, Doxorubicin, Cyclophosphamid (<1500 mg/m2) oder Cytarabin (>1 g/m2).
Zur Emesis-Prophylaxe erhielten die Studienteilnehmer entweder eine Zweierkombination aus Ondansetron (Tag 1 bis 3) und Dexamethason (Tag 1) oder eine Dreifachkombination aus Aprepitant (125 mg an Tag 1, 80 mg an Tag 2 und 3), Ondansetron und Dexamethason (jeweils Tag 1) sowie Plazebo für entfallende Aprepitant- oder Ondansetron-Gaben (Tab. 1).
Tab. 1. Studienmedikation [mod. nach Rapoport et al., 2009]
Dosierung |
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Studienarm |
Medikation |
Tag 1 |
Tag 2 |
Tag 3 |
Aprepitant-Regime (n=430) |
Aprepitant |
125 mg p. o. |
80 mg p. o. |
80 mg p. o. |
Ondansetron |
8 mg p. o. 30–60 min vor Chemotherapie; 8 mg p. o. 8 h nach der ersten Dosis |
Plazebo p. o. alle 12 h |
Plazebo p. o. alle 12 h |
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Dexamethason |
12 mg p. o. 30 min vor Chemotherapie |
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Kontroll-Regime (n=418) |
Plazebo |
p. o. 1 h vor Chemotherapie |
p. o. |
p. o. |
Ondansetron |
8 mg p. o. 30–60 min vor Chemotherapie; 8 mg p. o. 8 h nach der ersten Dosis |
8 mg p. o. alle 12 h |
8 mg p. o.alle 12 h |
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Dexamethason |
20 mg p. o. 30 min vor Chemotherapie |
Der Anteil der Patienten, die eine nicht auf Anthracyclin und Cyclophosphamid basierende Chemotherapie erhielten (Non-AC), lag bei 53,5% (Aprepitant-Regime) beziehungsweise 51,2% (Kontrollgruppe).
Studienergebnisse
Den primären Endpunkt, das Ausbleiben einer Emesis innerhalb von fünf Tagen nach Beginn der Chemotherapie, erreichten in der Aprepitant-Gruppe 76,2% und in der Kontrollgruppe 62,1% der Patienten (p<0,001).
Auch der sekundäre Endpunkt vollständiges Ansprechen (keine Emesis-Episoden, keine Bedarfsmedikation) wurde bei einer Aprepitant-haltigen Emesisprophylaxe signifikant häufiger erreicht (68,7% vs. 56,3%; p<0,001). Die Überlegenheit des Neurokinin-1-Rezeptorantagonisten zeigte sich sowohl beim akuten Erbrechen (innerhalb von 24 Stunden) als auch in der verzögerten Phase (25 bis 120 Stunden; p<0,01). Die Studienteilnehmer profitierten unabhängig von der Art der Chemotherapie (AC- vs. Non-AC-haltig), von Geschlecht und der Art des Tumors.
Die Inzidenz unerwünschter Ereignisse war in beiden Studienarmen ähnlich verteilt (62,8% in der Aprepitant-Gruppe, 67,2% in der Kontrollgruppe). Am häufigsten wurden Obstipation, Fatigue, Kopfschmerzen und Diarrhö beobachtet.
Fazit
In der groß angelegten Studie bot die Dreierkombination aus Aprepitant, Ondansetron und Dexamethason Patienten mit einem breiten Spektrum an Tumoren einen wirksameren Emesis-Schutz als die konventionelle Zweierkombination aus Ondansetron und Dexamethason, sowohl unter AC-haltiger als auch Non-AC-haltiger moderat emetogener Chemotherapie.
Quellen
Richard Gralla, New York, USA, Bernardo Rapoport, Johannesburg, South Africa, David Warr, Ontario, Canada, „New Management Strategies for CINV: Emerging Trends and Clinical Advances”, Symposium im Rahmen des MASCC/ISOO-Kongress, Rom, 26. Juni 2009, veranstaltet von MSD Oncology.
Rapoport BL, et al. Aprepitant for the prevention of chemotherapy-induced nausea and vomiting associated with a broad range of moderately emetogenic chemotherapies and tumor types: a randomized, double-blind study. Support Care Cancer 2010;18:423–31: DOI 10.1007/s00520-009-06809.
Arzneimitteltherapie 2010; 28(05)