Progressive multifokale Leukenzephalopathie

Wie häufig bei Biologika-Therapie?


Veröffentlicht am: 28.11.2019

Dr. Susanne Heinzl, Reutlingen

Das Risiko für eine progressive multifokale Leukenzephalopathie bei Therapie mit antirheumatischen Biologika ist zwar gering, dennoch kann diese Nebenwirkung nicht völlig ausgeschlossen werden. Die Ergebnisse einer Datenbankanalyse wurden im Juni 2010 auf dem EULAR-Kongress in Rom präsentiert.

Die progressive multifokale Leukenzephalopathie (PML) wird durch das zu den Polyoma-Viren gehörende JC-Virus ausgelöst. Der Name des Virus leitet sich von den Initialen des Patienten ab, bei dem es erstmals isoliert wurde. Die Durchseuchung mit JC-Virus bei Erwachsenen ist relativ hoch, sie liegt bei 40 bis 60%. Die Erkrankung tritt fast ausschließlich bei immunsupprimierten Patienten auf, sie hat eine schlechte Prognose und es gibt keine zuverlässige Behandlungsmöglichkeit.

Nun wurden die in der AERS-Datenbank (Adverse event reporting system) der amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) zwischen 1997 und 2008 berichteten PML-Fälle analysiert. 17 Patienten hatten eine rheumatische Autoimmunerkrankung ohne weitere Risikofaktoren wie HIV, lymphoproliferative Erkrankung oder Organtransplantation. Neun Fälle wurden als bestätigt, vier als möglich und vier als unbestätigt eingeordnet. Sechs Patienten waren mit einem Tumornekrosefaktor(TNF)-alpha-Blocker und drei mit Rituximab behandelt worden, wovon ein Patient beide Medikamente erhielt. Die anderen Patienten hatten klassische immunsuppressiv wirkende Antirheumatika erhalten. Nur bei einem Patienten mit einer Vaskulitis, der mit Infliximab plus Cyclophosphamid behandelt worden war, galt der Zusammenhang mit der PML als bestätigt.

Fazit

Die PML ist eine schwere Komplikation bei unterschiedlichen Erkrankungen und Therapieformen. Es gibt bislang zwar wenig aussagekräftige Belege für einen kausalen Zusammenhang zwischen TNFa-Blocker-Therapie und PML, dennoch wird zur Wachsamkeit geraten. Immer wenn verdächtige zerebral-nervöse Nebenwirkungen auftreten, sollte man an die PML denken und ein MRT anfertigen.

Quelle

Molloy E, et al. Progressive multifocal leukoencephalopathy (PML) and biologic therapy in rheumatic diseases: an analysis of the FDA AERS database. Annual European Congress of Rheumatology – EULAR 2010, Rom, 16. bis 19. Juni 2010, Poster THU0461.

Arzneimitteltherapie 2010; 28(09)