CSE-Hemmer

Entzündungshemmend und leicht diabetogen


Dr. med. Claudia Borchard-Tuch, Zusmarshausen

Die CSE-Hemmer Atorvastatin und Rosuvastatin führen zu einer deutlichen Verbesserung einer Hyperlipidämie und zu einer Verringerung des Entzündungsmarkers CRP. Veränderungen verschiedener Parameter der Glucosehomöostase lassen jedoch auf eine leichte diabetogene Wirkung schließen.

Aus verschiedenen Studien gibt es Hinweise, dass CSE-Hemmer („Statine“) das Risiko für einen Diabetes mellitus erhöhen. In der Vorliegenden wurde der Einfluss von Atorvastatin (Sortis®) und Rosuvastatin (Crestor®) auf verschiedene Marker der Glucosehomöostase (Insulin, glykiertes Albumin, Adiponectin) untersucht. Eine Erhöhung des Insulinspiegels weist auf eine verminderte Insulinempfindlichkeit hin, und ein erhöhter Insulinspiegel ist ein Risikofaktor für Diabetes mellitus. Auch ein niedriger Adiponectinspiegel steht in Zusammenhang mit einer Diabeteserkrankung. Albumin ist ein Serumprotein, das alle zwei bis drei Wochen erneuert wird. Bei Diabetes mellitus kommt es zu einer Glykierung. Hohe Konzentrationen an glykiertem Albumin stehen in direktem Zusammenhang mit Spätschäden der Erkrankung wie Retinopathie oder Nephropathie.

Zusätzlich wurde die Serumkonzentration von C-reaktivem Protein (CRP) bestimmt. CRP gehört zu den Akute-Phase-Proteinen, deren Blutkonzentrationen im Rahmen entzündlicher Erkrankungen steigen. Es ist ein unspezifischer Entzündungsparameter und kann zur Beurteilung des Schweregrads entzündlicher Erkrankungen herangezogen werden.

Studiendesign

Untersucht wurden Serumproben aus der STELLAR(Statin therapies for elevated lipid levels compared across doses to rosuvastatin)-Studie (McKenney et al., Curr Med Res Opin 2003;18:689–98). STELLAR war eine 6-wöchige, randomisierte, offene Parallelgruppenstudie zum Vergleich der Wirksamkeit von Rosuvastatin und anderen CSE-Hemmern (Atorvastatin, Pravastatin, Simvastatin) bei Patienten mit Hypercholesterolämie. Primärer Endpunkt war die Senkung des LDL-Cholesterolspiegels. An der Studie nahmen 2268 Patienten teil, die nach einer 6-wöchigen spezifischen Diät noch erhöhte LDL-Cholesterolwerte aufwiesen. Sie wurden sechs Wochen lang mit CSE-Hemmern in verschiedenen Dosierungsstufen behandelt.

Für die jetzige Studie wurden Blutproben verwendet, die zu Beginn der medikamentösen Therapie und sechs Wochen später entnommen worden waren. Die Proben entstammten Patienten, die mit der Maximaldosis von Rosuvastin (40 mg/Tag; n=135) oder Atorvastin (80 mg/Tag; n=137) behandelt worden waren.

Studienergebnisse

Die Gabe von Atorvastatin beziehungsweise Rosuvastatin führte zu einer statistisch signifikanten Erniedrigung der LDL-Cholesterol- und Erhöhung der HDL-Cholesterolkonzentration, wobei Rosuvastatin sich als stärker wirksam erwies (Tab. 1).

Tab. 1. Änderungen verschiedener Parameter nach 6-wöchiger CSE-Hemmer-Therapie im Vergleich zur Baseline [Thangtong et al.]

Parameter

Veränderung im Vergleich zur Baseline

p-Wert*

Atorvastatin

Rosuvastatin

LDL-Cholesterol

–50%

–52%

0,013

HDL-Cholesterol

+2,4%

+9,9%

<0,001

Gesamtcholesterol

–39%

–41%

0,137

Quotient Gesamtcholesterol/HDL-Cholesterol

–40%

–46%

0,001

Triglyceride

–29%

–28%

0,774

Insulin

+5,2% (p=0,007)

+8,7% (p=0,026)

<0,05

Glykiertes Albumin

+0,8% (n.s.)

–0,7% (p=0,0017)

0,002

Adiponectin

–1,5% (n.s.)

–4,9% (p=0,005)

0,15

C-reaktives Protein

–40% (p=0,001)

–26% (p<0,001)

<0,001

* Atorvastatin vs. Rosuvastatin; statistisch signifikant, wenn p<0,05; n.s.: nicht signifikant

Sowohl Atorvastatin als auch Rosuvastatin erhöhten den Insulinspiegel, und zwar um 5,2% bzw. 8,7% (auf 7,1 bzw. 7,9 µIE/ml). Die Serumkonzentration von glykiertem Albumin stieg bei Atorvastatin-Einnahme geringfügig, während sie bei Rosuvastatin-Einnahme geringfügig, aber hochsignifikant sank. Die Adiponectin-Konzentration sank in der Rosuvastatin-Gruppe um 4,9%. In Bezug auf die Veränderungen von Insulinspiegel und glykiertem Albumin, nicht aber von Adiponectin ergab sich ein signifikanter Unterschied zwischen den beiden CSE-Hemmern (Tab. 1).

Sowohl Atorvastatin als auch Rosuvastatin führten zu einer signifikanten Abnahme der Serumkonzentration von C-reaktivem Protein, die bei Atorvastatin stärker ausfiel.

Diskussion

CSE-Hemmer werden wegen ihrer günstigen Wirkung auf den Fettstoffwechsel und auf das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse eingesetzt. Zudem konnte in der vorliegenden wie in anderen Studien nachgewiesen werden, dass Atorvastatin und Rosuvastatin die Serumkonzentrationen inflammatorischer Marker senken, so dass von einem entzündungshemmenden Effekt auszugehen ist.

Bezüglich der Wirkungen auf die Glucosehomöostase kommen die Studien jedoch zu keinen einheitlichen Ergebnissen, wobei es offenbar auch wirkstoffabhängige Unterschiede gibt. In großen Studien zeigte sich mit Atorvastatin wie mit Rosuvastatin eine Verschlechterung der Insulin- und HbA1c-Werte. Eine Metaanalyse von 16 randomisierten Kontrollgruppenstudien ergab, dass Atorvastatin und Rosuvastatin die Insulinempfindlichkeit bei Nichtdiabetikern tendenziell verringerten, während sie mit Pravastatin zunahm. In der vorliegenden Studie führten sowohl Atorvastatin als auch (stärker ausgeprägt) Rosuvastatin zu einer mäßigen Erhöhung des Insulinspiegels. Die Serumkonzentration von glykiertem Albumin entwickelte sich hingegen unterschiedlich. Ursache und Bedeutung des leichten, aber hochsignifikanten Abfalls bei Rosuvastatin-Einnahme und des Unterschieds zwischen beiden CSE-Hemmern sind unklar. Insgesamt kann eine leichte diabetesfördernde Wirkung nicht ausgeschlossen werden.

Quelle

Thongtang N, et al. Effects of maximal atorvastatin and rosuvastatin treatment on markers of glucose homeostasis and inflammation. Am J Cardiol 2011;107:387–92.

Arzneimitteltherapie 2011; 29(07)