Zu den Risikofaktoren für venöse Thromboembolien (VTE) bei Tumorpatienten gehören die primäre Tumorlokalisation, das Tumorstadium, die Hospitalisation sowie zusätzliche Komorbiditäten wie die Chemo-/Strahlentherapie und die Therapie mit antiangiogenetischen Substanzen. Es existiert weder ein einzelner Laborparameter noch ein Spektrum von Laborbefunden, das es ermöglicht, das Thromboembolierisiko mit Sicherheit vorauszusagen. Ein vor Kurzem validiertes Risikomodell, das sich aus klinischen und Laborparametern zusammensetzt, könnte vielleicht in der Zukunft bei der Differenzierung zwischen Patienten mit hohem und Patienten mit niedrigem Risiko hilfreich sein. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sollte die Hospitalisation als wichtigster Risikofaktor für die Entstehung einer venösen Thromboembolie gewertet werden. Nach den Leitlinien der verschiedenen Fachorganisationen sind alle stationären Tumorpatienten Risikopatienten und sollten mit niedermolekularen Heparinen (NMH) oder dem Pentasaccharid Fondaparinux prophylaktisch behandelt werden. Darüber hinaus muss beim Zusammentreffen verschiedener Risikofaktoren auch bei ambulanten Tumorpatienten eine Prophylaxe durchgeführt werden. Zur Behandlung venöser Thromboembolien kommen niedermolekulare Heparine bei geplanter Therapie mit Vitamin-K-Antagonisten bis zum Erreichen des Ziel-INR-Werts zur Anwendung. Sie können aber auch über längere Zeiträume eingesetzt werden, da darunter weniger Rezidivthrombosen auftreten als unter Vitamin-K-Antagonisten.
Arzneimitteltherapie 2012;30:177–84.