Nichtinfektiöse Uveitis

Aktuelle deutsche Untersuchung bestätigt Ergebnisse der HURON-Studie


Simone Reisdorf, Erfurt

Seit Juli 2011 können neben Patienten mit Makulaödem nach retinalem Venenverschluss auch Patienten mit nichtinfektiöser posteriorer Uveitis mit intravitreal injizierbarem, langsam frei werdendem Dexamethason (Ozurdex®) behandelt werden. Wenige Wochen nach Applikation kommt es aktuellen Studiendaten zufolge zu einer signifikanten Reduktion von Glaskörpertrübung und Retinadicke. Die Daten wurden auf einem von der Firma Pharm-Allergan veranstalteten Lunchsymposium im Rahmen der Augenärztlichen Akademie Deutschland (AAD) 2012 im März in Berlin vorgestellt.

Bei der Uveitis handelt es sich um eine Entzündung der mittleren Augenhaut (Uvea), welche die Choroidea (Aderhaut), das Corpus ciliare (Ziliarkörper) sowie die Iris (Regenbogenhaut) umfasst. Die Entzündung kann zu Glaskörpertrübungen und bei fast der Hälfte der Patienten langfristig zu Makulaödemen führen. Sie ist die häufigste Ursache schwerer Visusminderungen bei Personen im Alter von 20 bis 40 Jahren. Insbesondere bei Beteiligung des Augenhintergrunds (posteriore Uveitis) ist die Prognose ungünstig. Oft tritt die Erkrankung beidseitig und rezidivierend auf. Auslöser einer Uveitis können beispielsweise entzündliche Darmerkrankungen, Gelenk- oder Lungenerkrankungen sein. Wichtig ist die Abgrenzung infektiöser von nichtinfektiösen Uveitiden.

Zur Therapie von Patienten mit nichtinfektiöser Uveitis werden bisher vor allem lokale oder systemische Glucocorticoide sowie Ciclosporin (z. B. Immunosporin®) eingesetzt, off-Label finden außerdem andere Immunsuppressiva Anwendung. Damit sind aber längst nicht alle Patienten ausreichend behandelt; Folgeerkrankungen und Komplikationen sind häufig. So entwickeln innerhalb von zehn Jahren mehr als 80% der Patienten eine Katarakt, jeder siebte Patient bekommt ein sekundäres Glaukom und bei jedem zweiten wird mindestens eine chirurgische Intervention notwendig.

Seit Juli 2011 ist für diese Indikation ein Mikroimplantat mit 700 µg Dexamethason (Ozurdex®) zur intravitrealen Applikation zugelassen.

In Studien wurde eine gute klinische Wirksamkeit gezeigt, so etwa in der 26-wöchigen zulassungsrelevanten HURON-Studie (Chronic uveitis evaluation of the intravitreal dexamethasone implant), in die 229 Patienten mit einer nichtinfektiösen intermediären oder posterioren Uveitis und einem Glaskörpertrübungsgrad von mindestens 1,5 (vitreous haze score; Skala von 0–4) eingeschlossen waren. Die Patienten wurden randomisiert einem der folgenden Studienarme zugeteilt:

  • Implantat mit 700 µg Dexamethason (n=77)
  • Implantat mit 350 µg Dexamethason (n=76)
  • Schein-Implantation (n=76)

Primärer Studienendpunkt war die Anzahl der Augen, die in Woche acht einen Glaskörpertrübungsgrad von 0 (= keine Trübung) erreicht hatten. Bei den Patienten, die ein 700-µg-Implantat erhalten hatten, war der Anteil an Augen ohne jegliche Glaskörpertrübung ab Woche sechs durchgehend signifikant höher als in der Kontrollgruppe [2].

Erfahrungen in Deutschland

In einer aktuellen, noch unveröffentlichten prospektiven Studie an der Charité Berlin und am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München war bereits ab Woche vier ein signifikanter Vorteil für Dexamethason 700 µg im Vergleich zur Schein-Implantation nachweisbar [1]: Zu diesem Zeitpunkt zeigten 80% der Patienten der Verum-Gruppe einen Glaskörpertrübungsgrad von 0 (p=0,001). Dieser Effekt blieb auch nach drei Monaten erhalten; nach sechs Monaten war bei den mit Ozurdex® therapierten Patienten weiterhin ein signifikant besseres Ergebnis zu verzeichnen als in der Kontrollgruppe (p=0,01). Die zentrale Retinadicke nahm in dieser Studie unter Dexamethason von anfänglich mehr als 400 µm auf etwa 300 µm nach vier Wochen ab (p=0,001 vs. Schein-Implantation). Nach drei Monaten war die Retinadicke nochmals etwas verringert; nach sechs Monaten lag sie noch bei knapp 350 µm (p=0,01 vs. Schein-Implantation). Zudem war der Visus der Verum-Patienten deutlich verbessert.

Unerwünschte Wirkungen im Sinne einer intraokulären Drucksteigerung traten bei insgesamt 45 von 66 Augen auf; darunter waren 20 Augen mit einer Drucksteigerung um mindestens 10 mmHg. Bis zum Studienende in Woche 26 war diese Komplikation bei den meisten Patienten (35 von 45 betroffenen Augen) nach einer drucksenkenden Mono- oder Kombinationstherapie unter Kontrolle. Bei keinem Patienten trat eine neue Katarakt auf.

Von einer Therapie mit Ozurdex® profitieren Patienten mit nichtinfektiöser posteriorer (oder intermediärer) Uveitis ganz besonders dann, wenn komorbid bereits eine aktive Vitritis und/oder ein Makulaödem vorliegen. Auch Patienten mit Papillengranulom, Retinitis, Chorioretinitis oder Komplikationen bei retinaler Vaskulitis ziehen einen besonders großen Benefit aus der Behandlung mit langsam frei werdendem intravitreal implantiertem Dexamethason. Erfahrungen aus der Praxis haben zudem gezeigt, dass auch eine Reimplantation bei rezidivierender Erkrankung häufig erfolgreich ist [1].

Quellen

1. Prof. Dr. med. Uwe Pleyer, Berlin. Lunchsymposium „Evolution in der Retinatherapie – Erfahrungen und Chancen“, veranstaltet von Pharm-Allergan GmbH im Rahmen der AAD – Augenärztliche Akademie Deutschland 2012, Berlin, 22. März 2012.

2. Lowder C, Belfort R Jr., Lightman S, et al. Dexamethasone intravitreal implant for non-infectious intermediate or posterior uveitis. Arch Ophthalmol 2011;129:545–53.

Arzneimitteltherapie 2012; 30(07)