Spürbare Fortschritte im Kampf gegen Krebs


Prof. Dr. Clemens Unger, Freiburg

Die Therapieforschung in der Onkologie hat in den letzten 20 Jahren erhebliche Fortschritte erzielt, die zu einer deutlich verbesserten Versorgung von Krebspatienten geführt haben. Dies gilt nicht nur für die Entwicklung neuer Krebsmedikamente, sondern insbesondere für den gesamten Bereich der supportiven Krebstherapie mit ihren vielfältigen Möglichkeiten, die Verträglichkeit der Krebsbehandlung mit toxischen Substanzen zu verbessern, und mit einer deutlich verbesserten Therapie des Tumorschmerzes.

Trotzdem ist der Weg des Fortschritts lang und steinig. Es darf nichts darüber hinwegtäuschen, dass nur jede zehnte Ankündigung eines neuen Ansatzes zur Bekämpfung von Krebs sich später auch bestätigt. Die meisten präklinischen wissenschaftlichen Arbeiten, die Durchbrüche und neue Hoffnungen für die Krebstherapie versprechen, schaffen es nicht einmal in die frühen klinischen Studien. Wir müssen uns freimachen von der Vorstellung, es gäbe irgendwann den großen „breakthrough“ und das Krebsproblem wäre in ähnlicher Weise gelöst wie die Behandlung einer Infektion mit einem Antibiotikum.

Fortschritte gibt es nur in kleinen Stufen, aber sie sind sichtbar und spürbar. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass die Behandlungsstrategien zunehmend intelligenter und zielgerichteter werden. Die Entwicklung neuer Leitstrukturen gegen Krebs, von monoklonalen Antikörpern (mAK) und von Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKI) gegen zelluläre Targets in den letzten 20 Jahren spiegelt dies wider.

Der Einsatz von Everolimus, einem mTOR-Inhibitor mit Makrolidstruktur, der bereits als Immunsuppressivum bekannt ist, zeigt Wirksamkeit bei der Behandlung fortgeschrittener neuroendokriner Tumoren pankreatischen Ursprungs sowie beim fortgeschrittenen Nierenzellkarzinom. Jetzt konnte gezeigt werden, dass bei postmenopausalen Frauen mit fortgeschrittenem, Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs, die resistent gegenüber einer Hormontherapie waren, die zusätzliche Gabe von Everolimus zu dem Aromatasehemmer Exemestan das progressionsfreie Überleben signifikant verlängert. Das maligne Melanom, der schwarze Hautkrebs, war bislang in der metastasierten Form unzureichend behandelbar. Zytostatika, Interferone und Interleukine zeigten allenfalls marginale Effekte. Mit Ipilimumab steht jetzt ein monoklonaler Antikörper zur Verfügung, der das Gesamtüberleben von Patienten mit fortgeschrittenem malignem Melanom deutlich verbessert. Dabrafenib, ein neuer BRAF-Inhibitor, zeigte sich hoch wirksam bei Patienten mit malignem Melanom und mutiertem B-RAF-Gen. Vermutlich steht damit demnächst ein weiterer potenter Wirkstoff für die Therapie des malignen Melanoms zur Verfügung. Mit Trametinib, einem MEK-Hemmer, steht ein weiterer Wirkstoff zur Behandlung des malignen Melanoms bereit: Trametinib konnte ein signifikant besseres Gesamtüberleben im Vergleich zur Chemotherapie zeigen. Auch in der Therapie des nichtkleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) hat sich viel getan. Der Tyrosinkinase-Inhibitor Afatinib verlängert als initiale Monotherapie bei Patienten mit fortgeschrittenen Adenokarzinomen der Lunge mit EGFR-Mutationen im Vergleich zur Standard-Chemotherapie mit Pemetrexed und Cisplatin das progressionsfreie Überleben signifikant. Afatinib hemmt im Gegensatz zu den bereits bekannten und klinisch eingesetzten Tyrosinkinase-Inhibitoren Gefitinib und Erlotinib die EGFR(ErbB1)-Tyrosinkinasen irreversibel. In der Therapie des HER2-Rezeptor-positiven Mammakarzinoms zeigt nach Einsatz von Chemotherapie und Trastuzumab das Antikörperkonjugat Trastuzumab-Emtansin (T-DM1) ein signifikant besseres progressionsfreies Überleben als Capecitabin plus Lapatinib.

Es ist zu hoffen, dass weitere Verbesserungen der Therapieergebnisse von Krebserkrankungen in absehbarer Zeit erreicht werden können damit zunehmend Licht am Ende des Tunnels sichtbar wird.

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