Corina Epple und Thorsten Steiner, Frankfurt am Main
Die Indikation für Antikoagulanzien umfasst ein weites Spektrum, wie die Prävention und Therapie venöser Thromboembolien einschließlich tiefer Venenthrombosen und Lungenarterienembolien, die Prävention von ischämischen Schlaganfällen bei Patienten mit Vorhofflimmern und die Prävention bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom. Über viele Jahre standen lediglich Vitamin-K-Antagonisten wie Phenprocoumon (z.B. Marcumar®) bzw. Warfarin (Coumadin®) als orale Antikoagulanzien zur Verfügung. Seit ihrer Entdeckung in den 1940er-Jahren gab es in der Therapie wenig Wandel, bis sich in den 1990er-Jahren die Behandlung mit niedermolekularem Heparin ausbreitete. In den letzten Jahren gab es erneut eine große Veränderung in den Therapiemöglichkeiten der oralen Antikoagulation.
Phenprocoumon wirkt als kompetitiver Inhibitor des Enzyms Vitamin-K-Epoxid-Reductase, wodurch eine geringere Menge an Vitamin K in reduzierter Form als Kofaktor für das Enzym γ-Glutamylcarboxylase zur Verfügung steht. Dadurch entstehen nicht oder nur teilweise carboxylierte Gerinnungsfaktoren, die dadurch inaktiv oder nur eingeschränkt aktiv sind. Die Wirkung setzt erst ein, wenn die noch vorhandenen Gerinnungsfaktoren verbraucht sind. Bekannte Nachteile der Therapie sind unter anderem der langsame Wirkungseintritt und umgekehrt die lange Wirkungsdauer, das schmale therapeutische Fenster sowie zahlreiche Arzneimittelinteraktionen aufgrund von Enzyminduktionen und Beeinflussung der Wirkung durch Vitamin-K-haltige Nahrungsmittel, Arzneistoffe oder genetische Polymorphismen. Die schlechte Steuerbarkeit der Vitamin-K-Antagonisten aufgrund der unvorhersehbaren Pharmakokinetik und Pharmakodynamik führt trotz regelmäßiger Kontrollen der Gerinnungsparameter häufig zu einer Unter- oder Überdosierung.
Die neuen direkten oralen Antikoagulanzien (DOAC) Dabigatran, Rivaroxaban und Apixaban versprechen, durch die einheitliche Dosierung und kaum vorhandenen Nahrungs- bzw. Arzneimittelinteraktionen die langfristige gerinnungshemmende Therapie zu vereinfachen (Abb. 1). Dabigatran ist ein direkter Thrombin-(Faktor-II-)Inhibitor und wird als das Prodrug Dabigatranetexilat verabreicht, da Dabigatran stark polar und schlecht resorbierbar ist. „Etexilat“ ist ein Kunstwort aus den beiden Reaktanten der Schutzgruppen Ethanol und Hexansäure. Nach Resorption entsteht im Plasma und in der Leber durch eine von Esterasen katalysierte Hydrolyse die wirksame Form Dabigatran. Dabigatran bindet kompetitiv und reversibel direkt an Thrombin und blockiert dessen Wirkung, sodass die Umwandlung von Fibrinogen zu Fibrin und damit die Gerinnselentstehung unterbleibt. Dabigatran verhindert somit auch die Thrombin-induzierte Thrombozytenaggregation. Rivaroxaban und Apixaban sind direkte Inhibitoren des Faktors Xa, dem wichtigsten Katalysator bei der Umwandlung von Prothrombin zu Thrombin. Wesentliche klinisch-pharmakologische Eigenschaften der DOAC im Vergleich mit den Vitamin-K-Antagonisten sind in Tabelle 1 zusammengefasst.

Abb. 1. Gerinnungssystem, neue orale Antikoagulanzien und Gerinnungstests (INR: International normalized Ratio, PTZ: Prothrombin-Zeit, PTT =aPTT: partielle Prothrombin-Zeit, TT: Thrombin-Zeit); die angegebenen Gerinnungszeiten sind orientierend zu verstehen. Sie hängen stark von der Messmethode und den verwendeten Reagenzien ab und variieren daher von Labor zu Labor
Tab. 1. Auswahl verschiedener Charakteristika der direkten Antikoagulanzien (DOAC) im Vergleich mit Vitamin-K-Antagonisten
Warfarin |
Phenprocoumon |
Dabigatran |
Rivaroxaban |
Apixaban |
|
Wirkprinzip |
Indirekt, reversibel |
Indirekt, reversibel |
Direkt, reversibel |
Direkt, reversibel |
Direkt, reversibel |
Verabreicht als |
Aktive Substanz |
Aktive Substanz |
Prodrug |
Aktive Substanz |
Aktive Substanz |
Bioverfügbarkeit |
>80% |
60–80% |
6,5% |
80% |
50% |
Ziel |
Hemmt enzymatische Reduktion des Epoxids zu Vitamin K |
Hemmt enzymatische Reduktion des Epoxids zu Vitamin K |
Thrombin (FIIa), |
Faktor Xa, |
Faktor Xa, |
Tmax |
1–3 d |
1–3 d |
2–3 h |
2–4 h |
3–4 h |
Plasmaeiweißbindung |
99% |
99% |
35% |
93% |
87% |
Halbwertszeit |
37–50 h |
150 h |
12–14 h |
7–12 h |
8–14 h |
Renale Elimination |
0% |
0% |
80% |
33% |
27% |
Dosis bei Vorhofflimmern |
Nach INR |
Nach INR |
2×150 mg# 2×110 mg#, * |
1×20 mg 1×15 mg* |
(2×5 mg) (2×2,5 mg)* |
Dosierung bei Niereninsuffizienz |
Keine Anpassung erforderlich |
Keine Anpassung erforderlich |
Bei GFR 30–50 ml/min Dosisreduktion auf 2×110 mg/Tag#, sofern zusätzliches Blutungsrisiko präsent |
Vorsicht bei GFR 15–30 ml/min und Dosisreduktion auf 15 mg/Tag |
Vorsicht bei GFR 15–30 ml/min und Dosisreduktion auf 2×2,5 mg/Tag, wenn 2 der 3 folgenden Punkte erfüllt: Alter ≥80 Jahre, Körpergewicht ≤60 kg, Serumcreatinin ≥1,5 mg/dl |
Monitoring |
INR/Quick |
INR/Quick |
Nein |
Nein |
Nein |
INR: International normalized Ratio; GFR: glomeruläre Filtrationsrate; # Dabigatranetexilat; * Dosierung bei Niereninsuffizienz
Dabigatran (Pradaxa®) ist seit September 2011, Rivaroxaban (Xarelto®) seit Dezember 2011 in Deutschland zur Schlaganfallprävention von Patienten mit nichtvalvulärem Vorhofflimmern und entsprechenden Risikofaktoren zugelassen. Die Zulassung für Apixaban steht zwar noch aus, die Kommission für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) hat aber schon eine Empfehlung für Apixaban zur Schlaganfallprävention bei Patienten mit Vorhofflimmern und mindestens einem Risikofaktor ausgesprochen. Rivaroxaban und Dabigatran wurden bereits 2008, Apixaban (Eliquis®) 2011 zur Prophylaxe venöser Thromboembolien bei Erwachsenen nach orthopädischen Operationen (elektivem Knie- oder Hüftgelenkersatz) durch die Europäische Kommission zugelassen. Rivaroxaban ist seit Dezember 2011 zusätzlich für die Behandlung von tiefen Beinvenenthrombosen (DVT) sowie zur Prävention wiederkehrender DVT und Lungenarterienembolien nach einer akuten tiefen Venenthrombose zugelassen.
Eine Reduktion der Nierenfunktion führt zu steigenden Plasmaspiegeln der DOAC, die mit dem Grad der Einschränkung korrelieren und gegebenenfalls zur Kumulation führen können [1–3]. Deshalb ist die Nierenfunktion bei Anwendung der DOAC und die Empfehlungen zur Dosisreduktion bei schwerer Einschränkung der Nierenfunktion zu berücksichtigen (Tab. 1). Für Dabigatran wird ab einer mittelschwer eingeschränkten Nierenfunktion (Creatinin-Clearance [CrCl] 30–49 ml/min) eine Dosisanpassung auf 2-mal 110 mg empfohlen, für Rivaroxaban wird bei einer mittelschwer eingeschränkten Nierenfunktion (CrCl 15–49 ml/min) eine Dosisanpassung auf 15 mg 1-mal täglich empfohlen [4]. Für Apixaban wird eine Dosisreduktion ebenfalls bei einer Creatinin-Clearance von 15 bis 29 ml/min empfohlen, und zwar auf 2-mal 2,5 mg/Tag, wenn bei Patienten zwei der folgenden drei Punkte erfüllt sind:
- Alter ≥80 Jahre
- Körpergewicht ≤60 kg
- Serumcreatinin ≥1,5 mg/dl
Bei sehr schwerer Beeinträchtigung der Nierenfunktion (Dabigatran: CrCl <30 ml/min; Apixaban und Rivaroxaban: CrCl <15 ml/min) sind die DOAC kontraindiziert [4, 5].
Aufgrund der einfacheren Handhabung und des im Vergleich zu Warfarin günstigeren Nutzen-Risiko-Profils ist absehbar, dass die Anzahl der mit DOAC behandelten Patienten steigen wird.
Damit werden neue Herausforderungen an den behandelnden Arzt insbesondere in Notfallsituationen gestellt. Im Folgenden wollen wir besprechen, welche Aussagen Gerinnungstests bei Einnahme von DOAC liefern, welche Maßnahmen bei Blutungskomplikationen zu ergreifen sind und wann eine orale Antikoagulation nach einer Blutungskomplikation wieder begonnen werden kann.
Überblick über die Studienlage mit neuen oralen Antikoagulanzien
Es liegen mittlerweile zahlreiche große Studien vor, in denen die Wirksamkeit und Sicherheit der DOAC bezüglich der verschiedenen Indikationen untersucht wurde. In diesen Vergleichsstudien wurden als Kontrollen meist das in Europa seltener verwendete Warfarin statt Phenprocoumon oder niedermolekulare Heparine verwendet. Im Folgenden wollen wir einen kurzen Überblick über die Studienlage mit den neuen oralen Antikoagulanzien geben.
Studienakronyme
ADVANCE: Study of an investigational drug for the prevention of thrombosis-related events following knee replacement surgery
AMPLIFY: Efficacy and safety study of apixaban for the treatment of deep vein thrombosis (DVT) or pulmonary embolism (PE)
ARISTOTLE: Apixaban for the prevention of stroke in subjects with atrial fibrillation
AVERROES: Apixaban versus acetylsalicylic acid to prevent stroke in atrial fibrillation patients who have failed or are unsuitable for vitamin K antagonist treatment trial
INCH: International normalised ratio normalisation in patients with coumarin-related intracranial haemorrhages
RECORD: Regulation of coagulation in major orthopedic surgery reducing the risk of DVT and PE
RE-COVER: Efficacy and safety of dabigatran compared to warfarin for 6 month treatment of acute symptomatic venous thromboembolism
RE-MODEL: Dabigatran etexilate 150 mg or 220 mg once daily (o.d.) versus (vs.) enoxaparin 40 mg o.d. for prevention of thrombosis after knee surgery
RE-MOBILIZE: Dabigatran etexilate vs enoxaparin in prevention of venous thromboembolism (VTE) post total knee replacement
RE-LY: Randomized evaluation of long term anticoagulant therapy with dabigatran etexilate
RE-NOVATE: Dabigatran etexilate in extended venous thromboembolism prevention after hip replacement surgery
ROCKET-AF: An efficacy and safety study of rivaroxaban with warfarin for the prevention of stroke and non-central nervous system systemic embolism in patients with non-valvular atrial fibrillation
Patienten nach orthopädischen Operationen
Die Wirksamkeit und Sicherheit von Rivaroxaban bei Patienten nach orthopädischen Operationen im Vergleich zur Standardtherapie mit Enoxaparin untersuchten die 2008 abgeschlossenen vier Phase-III-Studien RECORD 1 bis 4. RECORD 1 und 3 verglichen 10 mg Rivaroxaban mit Enoxaparin 40 mg subkutan für die Dauer von 31 bis 39 Tagen nach einem Hüftgelenkersatz (RECORD 1) oder für die Dauer von 10 bis 14 Tagen nach Kniegelenkersatz (RECORD 3). In beiden Studien war Rivaroxaban signifikant wirksamer als Enoxaparin in der Verhinderung von venösen Thromboembolien (VTE), bei gleicher Sicherheit, wobei RECORD 3 zusätzlich eine signifikante Reduktion symptomatischer VTE zeigte, während sich in RECORD 1 hierfür nur ein Trend ergab [6, 7]. RECORD 4 verglich 10 mg Rivaroxaban mit Enoxaparin in der in Nordamerika üblichen Dosierung von 30 mg zweimal täglich für 10 bis 14 Tage nach Kniegelenkersatz. Auch hier zeigte sich eine Überlegenheit von Rivaroxaban in der Verhinderung von VTE bei gleicher Sicherheit [8].
Die gleiche Indikation wurde für Dabigatran in den großen, randomisierten, doppelblinden, Phase-III-Nicht-Unterlegenheitsstudien RE-NOVATE (elektiver totaler Hüftgelenkersatz) und RE-MODEL bzw. RE-MOBILZE (nach Kniegelenkersatz) geprüft. Die Studien zeigten, dass Dabigatran mit Dosierungen von 150 mg und 220 mg einmal täglich (mit postoperativem Beginn) einer Therapie mit Enoxaparin 40 mg subkutan einmal täglich (mit Beginn einen Tag präoperativ) nicht unterlegen ist, was die Verhinderung des Auftretens von VTE oder Tod bei gleicher Sicherheit betrifft [9–12].
Die ADVANCE-Studien verglichen Apixaban mit Enoxaparin zur Thromboseprophylaxe nach Kniegelenkimplantation (ADVANCE 1 und 2) oder Hüftgelenkimplantation (ADVANCE 3). In ADVANCE 1 (2-mal 2,5 mg/Tag vs. Enoxaparin 2-mal 30 mg/Tag) konnte eine Nicht-Unterlegenheit nicht nachgewiesen werden, es zeigten sich jedoch weniger Blutungskomplikationen. ADVANCE 2 zeigte eine Überlegenheit von Apixaban gegenüber Enoxaparin 40 mg einmal täglich. Ein ähnliches Ergebnis erbrachte ADVANCE 3 [13–15].
Zusammenfassend zeigte sich bei Patienten nach orthopädischen Operationen (nach elektivem Hüft- und Kniegelenkersatz) für Rivaroxaban, Dabigatran und Apixaban im Vergleich zur Standardtherapie mit Enoxaparin in der Verhinderung von venösen Thrombembolien die gleiche Wirksamkeit (teilweise sogar eine Überlegenheit) bei gleicher Sicherheit.
Behandlung von venösen Thromboembolien
Die Wirksamkeit und Effizienz von Rivaroxaban bei der Behandlung von venösen Thromboembolien wurde zunächst durch zwei Phase-IIb-Studien untersucht: ODIXa-DVT und EINSTEIN-DVT. Beide Studien untersuchten Patienten mit einer akuten tiefen Beinvenenthrombose ohne symptomatische Lungenarterienembolie doppelblind mit Rivaroxaban im Vergleich zur Standardtherapie (wie niedermolekularem Heparin gefolgt von Vitamin-K-Antagonisten) und ergaben bei großem Dosisspielraum (Rivaroxaban wurde in Dosierungen von 10, 20, 30 mg zweimal täglich oder 40 mg einmal täglich verabreicht) eine gute Wirksamkeit und Sicherheit [16, 17]. Die Phase-III-Studien EINSTEIN-DVT (bei tiefer Beinvenenthrombose) und EINSTEIN-PE (bei Lungenarterienembolie) untersuchten die Wirksamkeit und Sicherheit bei der Behandlung von venösen Thromboembolien weiter. Hierbei erhielten die Patienten in den ersten drei Wochen 15 mg Rivaroxaban zweimal täglich und anschließend 20 mg einmal täglich für eine Dauer von 3, 6 oder 12 Monaten im Vergleich zu Enoxaparin gefolgt von Vitamin-K-Antagonisten (mit einem Ziel-INR von 2,0–3,0). Es zeigte sich eine Inzidenz einer erneuten VTE von 2,1% in der Rivaroxaban-Gruppe und 3% in der Warfarin-Gruppe. Die Blutungsrate lag in beiden Gruppen bei 8,1%. Es zeigte sich somit eine Überlegenheit in der Wirksamkeit bei gleicher Sicherheit. Kritisch bleibt anzumerken, dass Patienten der Warfarin-Gruppe nur zu 81% einen INR ≥2 hatten [17, 18].
Die EINSTEIN-EXTENSION-Studie, eine randomisierte doppelblinde Überlegenheitsstudie, rekrutierte Patienten, die für 6 oder 12 Monate mit Rivaroxaban oder einem Vitamin-K-Antagonisten (VKA) behandelt wurden, und setzte nach Randomisierung die Therapie doppelblind mit Rivaroxaban 20 mg oder Plazebo für weitere 6 oder 12 Monate fort. Die primären Wirksamkeitsendpunkte waren gleich wie bei EINSTEIN-DVT (1,3% VTE oder VTE-assoziierter Tod bei Rivaroxaban und 7,1% in der Plazebo-Gruppe; p<0,001). Der primäre Sicherheitsendpunkt war „major bleeding“ (0,7% in der Rivaroxaban-Gruppe und 0% bei Plazebo; p<0,001). Rivaroxaban zeigte somit eine Überlegenheit bei ähnlicher bzw. vertretbarer Blutungsrate. Hier muss kritisch angemerkt werden, dass ein Vergleich mit Warfarin sicher sinnvoller und geeigneter gewesen wäre, um eine weiterführende Langzeitprophylaxe zu untersuchen, da Warfarin in vorangegangenen Studien bereits ähnliche Wirksamkeit im Vergleich mit Plazebo gezeigt hatte [19, 20].
Für Dabigatran (150 mg zweimal täglich) zeigte die RE-COVER-Studie im Vergleich zu Warfarin die gleiche Wirksamkeit und Sicherheit bei der Behandlung von akuten venösen Thromboembolien [21]. Die AMPLIFY-Phase-III-Studie untersucht bei Patienten mit tiefer Beinvenenthrombose und/oder Lungenarterienembolie die Therapie mit Apixaban (2-mal 10 mg/Tag für 7 Tage, gefolgt von 2-mal 5 mg/Tag für 6 Monate) im Vergleich zur Standardtherapie mit Enoxaparin gefolgt von Warfarin (Bridging-Therapie). Die Studie ist noch nicht abgeschlossen [22].
Vorhofflimmern
Drei Studien belegen die Wirksamkeit und Sicherheit der drei neuen oralen Antikoagulanzien – Apixaban, Dabigatran und Rivaroxaban – im Vergleich mit dem oralen Vitamin-K-Antagonisten Warfarin bei Patienten mit Vorhofflimmern: RE-LY (Dabigatran), ROCKET-AF (Rivaroxaban) und ARISTOTLE (Apixaban) (Tab. 2). Alle drei verfolgten das gleiche Ziel: Den Nachweis der Nicht-Unterlegenheit der prophylaktischen Wirkung von Dabigatran, Rivaroxaban bzw. Apixaban gegenüber Warfarin bezüglich Schlaganfall und systemischer Embolie bei Patienten mit nichtvalvulärem Vorhofflimmern. Die drei Studien haben den gleichen primären Wirksamkeitsendpunkt: Schlaganfall oder systemische Embolie, wobei „Schlaganfall“ ischämische und hämorrhagische Schlaganfälle einschließt. Das Risikoprofil bei Aufnahme in die Studien war unterschiedlich und wurde mit dem CHADS2-Score gemessen [23–26]. Für jedes der drei DOAC wurde ein günstigeres Wirkungs-Risiko-Profil in der Sekundärprophylaxe von Schlaganfällen im Vergleich zu Warfarin nachgewiesen. Dennoch traten sowohl ischämische Schlaganfälle als auch schwere, insbesondere intrakranielle und gastrointestinale, selten auch tödliche Blutungen auf (Tab. 3).
Tab. 2. Basisdaten der DOAC-Studien zur Sekundärprophylaxe nach Schlaganfall
Akronym |
RE-LY |
ROCKET-AF |
ARISTOTLE |
||||||
Studienmedikament |
Dabigatran |
Dabigatran |
Warfarin |
Rivaroxaban |
Warfarin |
Apixaban |
Warfarin |
||
Stichprobengröße |
6015 |
6076 |
6022 |
7131 |
7133 |
9120 |
9081 |
||
Dosis |
110 mg (2x/Tag) |
150 mg (2x/Tag) |
INR: 2–3 |
20 mg (1x/Tag) |
INR: 2–3 |
5 mg (2x/Tag) |
INR: 2–3 |
||
Alter [Jahre] |
71,4 |
71,5 |
71,6 |
73 |
73 |
70 |
70 |
||
CHADS2-Score |
2,1 ±1,1 |
2,2 ±1,2 |
2,1 ±1,1 |
3,4 |
3,4 |
2,1 |
2,1 |
||
Prim. Endpunkt: Schlaganfall, TIA, systemische Embolie [%] |
19,9 |
20,3 |
19,8 |
54,9 |
54,6 |
19,2 |
19,2 |
Tab. 3. Blutungskomplikationen in DOAC-Studien
Akronym |
Studienmedikation |
Dosis |
Stichprobe |
Blutungen |
|||||||||||
Alle wesentlichen |
Lebensbedrohliche |
Gastrointestinale |
Intrakranielle |
||||||||||||
n |
%/Jahr |
n |
%/Jahr |
n |
%/Jahr |
n |
%/Jahr |
||||||||
RE-LY |
Dabigatran |
110 mg (2x/Tag) |
6015 |
342 |
2,87* |
147 |
1,24* |
137 |
1,15 |
27 |
0,23* |
||||
Dabigatran |
150 mg (2x/Tag) |
6076 |
399 |
3,32 |
179 |
1,49* |
188 |
1,56** |
38 |
0,32* |
|||||
Warfarin |
INR (2–3) |
6022 |
421 |
3,57 |
218 |
1,85 |
126 |
1,07 |
90 |
0,76 |
|||||
ROCKET |
Rivaroxaban |
20 mg |
7111 |
395 |
3,6 |
27 |
0,4* |
224 |
3,2** |
55 |
0,8* |
||||
Warfarin |
INR (2–3) |
7125 |
386 |
3,4 |
55 |
0,8 |
154 |
2,2 |
84 |
1,2 |
|||||
ARISTOLE |
Apixaban |
5 mg (2x/Tag) |
9088 |
327 |
2,13* |
n. v. |
n. v. |
105 |
0,76 |
52 |
0,33* |
||||
Warfarin |
INR (2–3) |
9025 |
462 |
3,09 |
n. v. |
n. v. |
119 |
0,86 |
122 |
0,8 |
|||||
AVERROES |
Apixaban |
5 mg (2x/Tag) |
2808 |
44 |
1,4 |
4 |
0,1 |
12 |
0,4 |
11 |
0,4 |
||||
Acetylsalicylsäure |
81–324 mg |
2791 |
39 |
1,2 |
6 |
0,2 |
14 |
0,4 |
13 |
0,4 |
|||||
EINSTEIN-DVT |
Rivaroxaban |
3 Wo. 2×15 mg, |
1731 |
14 |
0,8% |
1 |
<0,1% |
n. v. |
n. v. |
n. v. |
n. v. |
||||
Enoxaparin/Warfarin |
INR (2–3) |
1718 |
20 |
1,2% |
5 |
0,3% |
n. v. |
n. v. |
n. v. |
n. v. |
|||||
EINSTEIN-Ext. |
Rivaroxaban |
20 mg (1x/Tag) |
602 |
4 |
0,7% |
0 |
0% |
3 |
0,5% |
0 |
0% |
||||
Plazebo |
Plazebo |
595 |
0 |
0% |
0 |
0% |
0 |
0% |
0 |
0% |
* Signifikant geringer als Warfarin; ** signifikant mehr als Warfarin; n. v.: nicht vergleichbar
Welche Aussagen liefern Gerinnungstests bei Einnahme von DOAC?
Nach Einnahme der DOAC werden Peakspiegel im Serum nach etwa zwei bis vier Stunden mit geringen substanzspezifischen Unterschieden erreicht (Tab. 1). Aufgrund der individuell unterschiedlich raschen gastrointestinalen Aufnahme resultiert eine relativ weite Varianz bezüglich der Anstiegssteilheit der Plasmaspiegel und auch hinsichtlich der Peakzeitpunkte. Nach Erreichen der Peakspiegel sinken die Plasmaspiegel in Abhängigkeit von den substanzspezifischen Halbwertzeiten (Tab. 1), woraus aufgrund der 1-mal täglichen (Rivaroxaban) bzw. 2-mal täglichen (Dabigatran und Apixaban) Applikation Plasmaspiegelverläufe ähnlich denen von 1-mal täglich gegebenem Fondaparinux bzw. 2-mal täglich appliziertem niedermolekularem Heparin resultieren.
Die Elimination der Wirksubstanzen erfolgt in unterschiedlichem Ausmaß renal, sodass das Kumulationsrisiko bei Niereninsuffizienz in der Reihenfolge Dabigatran gefolgt von Rivaroxaban und Apixaban abnimmt. Der unterschiedliche hepatische Metabolismus und mögliche Arzneimittelinteraktionen aufgrund substanzspezifischer Cytochrom-P450-Stoffwechselwege können ebenfalls zu Variationen der Plasmaspiegelverläufe führen.
In Tabelle 4 ist die Beeinflussung der im klinischen Alltag häufig verwendeten Gruppenteste der Gerinnung angegeben. Dabei gilt es zudem zu berücksichtigen, dass die in den verschiedenen Laboren und Studien eingesetzten Testsysteme keine einheitlichen Ergebnisse liefern. Die DOAC beeinflussen aber darüber hinaus auch viele funktionelle Gerinnungsteste, wie sie zur Bestimmung von Einzelfaktoren oder Inhibitoren eingesetzt werden. Im klinischen Alltag gilt dies auch für Point-of-Care-Messungen (Veränderungen des INR/Quick durch die DOAC).
Tab. 4. DOAC und ihre Effekte auf ausgewählte Labormethoden
Dabigatran |
Rivaroxaban |
Apixaban |
|
aPTT |
↑↑ |
↑ (↑) |
(↑) |
Prothrombinzeit (PTZ) |
↑ |
↑ bis ↑↑ |
↑ |
Quick |
↓ |
↓ bis ↓↓ |
↓ |
INR |
(↑) |
↑ bis ↑↑ |
↑ |
TT (Thrombinzeit) |
↑↑↑↑ |
↔ |
(↑) |
ECT (Ecarin clotting time) |
↑↑↑↑ |
↔ |
↔ |
Anti-Xa-Aktivität |
↔ bis ↑ |
↑↑↑ |
↑↑↑ |
Für die Praxis empfohlener Test |
|||
„Peakwert-Test“1 |
aPTT |
Anti-Xa-Aktivität (PTZ, aPTT) |
Anti-Xa-Aktivität (PTZ, aPTT) |
„Talwert-Test“2 |
TT |
Anti-Xa-Aktivität |
Anti-Xa-Aktivität |
Substanzspezifisches Testsystem |
Hemoclot® |
Anti-Xa-Aktivität (kalibriert) |
Anti-Xa-Aktivität (kalibriert) |
↑: leicht erhöht; ↑↑: erhöht; ↑↑↑: deutlich erhöht; ↑↑↑↑: über Messbereich erhöht; ↓: leicht erniedrigt; ↓↓: erniedrigt; ↔: unverändert; 1 Allgemein verfügbarer Labortest, der Peakspiegel messtechnisch erfassen und ggf. Kumulation zu Peakzeitpunkten belegen kann; 2 Allgemein verfügbarer Labortest, der in der Regel ausreichend sensitiv ist, um nach 12 bis 24 Stunden Talspiegel bei Therapiedosierung von DOAC zu detektieren
Für den klinischen Alltag bedeutet dies – wie auch für viele bisher eingesetzte Antikoagulanzien –, dass durch substanzspezifisch geeignete Auswahl von allgemein verfügbaren Labormethoden praktisch relevante Abschätzungen der zum Blutabnahmezeitpunkt vorliegenden antikoagulanzienbedingten Hämostaseveränderungen zu gewinnen sind, aber keine präzisen Plasmaspiegelbestimmungen. Grundsätzlich kann der Dabigatran-Spiegel mit dem Hemoclot®-Thrombin-Inhibitor-Test bestimmt werden. Das Verfahren ist in der Routine jedoch nicht flächendeckend verfügbar. Unter Berücksichtigung des letzten Einnahmezeitpunkts kann aufgrund der grundsätzlich ähnlichen Plasmaspiegelverläufe der DOAC eine Projektion der weiteren Antikoagulationsintensität erfolgen. In aller Regel ist dabei davon auszugehen, dass jenseits von 3 bis 4 Stunden (Dabigatran) bzw. 4 bis 5 Stunden (Rivaroxaban, Apixaban) nach Einnahme Peakspiegel erreicht bzw. überschritten sind, sodass jenseits dieser Zeitfenster bei Pausieren der Medikamenteneinnahme der Spiegel gemäß der jeweiligen Halbwertszeit sinkt. Bei Nierengesunden resultieren damit 24 Stunden nach letzter Einnahme Plasmaspiegel, die keine klinisch relevante blutungsrisikoerhöhende Wirkung mehr haben und auch keine Verlängerung von aPTT (für Dabigatran, Rivaroxaban, Apixaban) oder PTZ (Quickwert, INR; nur Rivaroxaban, Apixaban) bewirken. INR oder PTZ sollte nicht für die Einschätzung von Dabigatran-Spiegeln genutzt werden [27, 28]. Liefern die substanzspezifisch auszuwählenden Labormethoden Normalwerte, so ist damit eine klinisch gerinnungshemmende Restaktivität des DOAC zum Blutentnahmezeitpunkt faktisch ausgeschlossen.
Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass bei der Interpretation von Gerinnungstesten unter therapeutischer Behandlung mit den DOAC der Zeitpunkt der Blutentnahme in Relation zur Tabletteneinnahme berücksichtigt werden muss. Im klinischen Alltag sind ausgewählte allgemein verfügbare Routinemethoden geeignet, um Peakspiegel und eindeutig blutungsrisikoerhöhende Arzneistoffkonzentrationen zu erfassen sowie Kumulationseffekte bzw. Überdosierungen (eine normale Ausgangshämostase vorausgesetzt) zu detektieren (Tab. 4). Grundsätzlich sind Testsysteme zur zuverlässigen Plasmaspiegelbestimmung der DOAC verfügbar, aber nicht allgemein implementiert. Für den Nachweis einer therapeutischen Antikoagulation mit DOAC stehen derzeit auch keine sensitiven und spezifischen Bed-Side-Schnelltests zur Verfügung.
Im Folgenden fassen wir die Empfehlungen für die einzelnen Substanzen zusammen:
Gerinnungstests bei Dabigatran
- Nach oraler Einnahme des FIIa-Inhibitors Dabigatran werden nach zwei bis drei Stunden Peak-Plasmaspiegel erreicht, die zu einer aPTT-Verlängerung (1,5- bis 2-faches des oberen Referenzwerts [ORW]) führen. Normalwerte der aPTT jenseits der dritten Stunde nach Einnahme schließen therapeutische Dabigatran-Spiegel, die zu einer klinisch relevanten Erhöhung des Blutungsrisikos führen, weitestgehend aus. Messwerte der aPTT allein reichen nicht aus, um die Indikation zur Thrombolyse beim akuten Schlaganfall zu stellen.
- Mittels Ecarin-Gerinnungszeit (ECT), Thrombinzeit oder Hemoclot®-Thrombin-Inhibitor-Test lassen sich auch geringe antikoagulatorisch wirksame Dabigatran-Spiegel (z.B. 12-Stunden- bzw. 24-Stunden-Talspiegel) nachweisen. Normalwerte schließen blutungsrisikoerhöhende Plasmaspiegel mit großer Sicherheit aus.
- INR oder PTZ können nicht für die Einschätzung der Dabigatran-Spiegel genutzt werden
Gerinnungstests bei Rivaroxaban oder Apixaban
- Nach oraler Einnahme der Faktor-Xa-Inhibitoren Rivaroxaban oder Apixaban werden nach zwei bis vier Stunden Peak-Plasmaspiegel erreicht, die zu einer Verlängerung von PTZ (1,2- bis 2-faches des oberen Referenzwerts mit deutlicher Abhängigkeit von den eingesetzten Reagenzien) und aPTT (1,2- bis 1,6-faches des oberen Referenzwerts) führen. Dabei wirken Peakspiegel von Rivaroxaban stärker PTZ-verlängernd als solche von Apixaban. Normalwerte der PTZ und aPTT jenseits der vierten Stunden nach Einnahme schließen therapeutische Rivaroxaban-Spiegel, die zu einer klinisch relevanten Erhöhung des Blutungsrisikos führen, weitestgehend aus. Normalwerte dieser beiden Teste reichen nicht aus, um ein erhöhtes Blutungsrisiko bei Thrombolyse beim Schlaganfall auszuschließen.
- Mittels Anti-Faktor-Xa-Aktivitätstest lassen sich sowohl Peakspiegel (mit deutlicher Abnahme der zusätzlichen Faktor-Xa-Hemmung bei hohen Spiegeln, z.B. im Rahmen einer Kumulation) als auch geringe antikoagulatorisch wirksame Rivaroxaban- oder Apixaban-Spiegel (z.B. 12-Stunden- bzw. 24-Stunden-Talspiegel) zuverlässig nachweisen. Normalwerte eines der Anti-Faktor-Xa-Aktivitätstests (mit oder ohne spezifische Kalibrierung für das jeweilige DOAC) schließen blutungsrisikoerhöhende Plasmaspiegel mit großer Sicherheit aus.
Blutungskomplikationen unter Therapie mit oralen Antikoagulanzien
Intrakranielle Blutungen
Intrakranielle Blutungen (hierunter verstehen wir: intraparenchymatöse, subdurale und subarachnoidale Blutungen) bleiben die am meisten gefürchteten Komplikationen einer Therapie mit oralen Antikoagulanzien. Von intrakraniellen Blutungen, die unter Vitamin-K-Antagonisten auftreten, ist bekannt, dass sich das Volumen dieser Blutungen innerhalb der ersten Stunden vergrößern kann („Nachblutung“) [29]. Dies erklärt die hohe Letalität von intrakraniellen Blutungen unter Vitamin-K-Antagonisten von bis zu 70%. Deshalb wird empfohlen, bei VKA-assoziierten intrakraniellen Blutungen die Gerinnung so schnell wie möglich zu normalisieren [30]. In den internationalen Leitlinien gibt es jedoch unterschiedliche Empfehlungen, wie dies erreicht werden soll. Neben dem Absetzen der Vitamin-K-Antagonisten wird uneingeschränkt empfohlen, Vitamin K zu geben, um den Effekt der Cumarin-Wirkung längerfristig auszugleichen (Halbwertszeit von Phenprocoumon: 7 Tage, Warfarin: 2 Tage, Acenocoumarol: 9 Stunden) [31]. Gleichzeitig wird empfohlen, die Gerinnung bzw. den INR durch die Gabe von Vitamin-K-abhängigen Gerinnungsfaktoren zu normalisieren, wobei kritisch angemerkt werden muss, dass diese Empfehlungen lediglich auf Plausibilität, nicht aber auf evidenzbasierten Erkenntnissen beruhen. Bisher hat keine prospektive, randomisierte Studie die Überlegenheit der Therapie mit Prothrombinkomplex (PPSB), also Gerinnungsfaktoren in konzentrierter Form (siehe Kasten und Tab. 5), gegenüber einer Therapie mit unkonzentriertem Fresh frozen Plasma (FFP) oder dem rekombinanten aktivierten Gerinnungsfaktor VII (rFVIIa) gezeigt. Der Vorteil der Gabe von Prothrombinkomplex-Konzentrat liegt in der schnellen Normalisierung des INR ohne größere Volumenbelastung, bedingt durch die höhere Konzentration an Gerinnungsfaktoren, bei einem, wenn auch möglicherweise gering, erhöhten Thromboembolierisiko. Die aktuell noch andauernde INCH-Studie, eine multizentrische, randomisierte, kontrollierte Studie, vergleicht die Therapie mit Fresh frozen Plasma mit der Anwendung von Prothrombinkomplex bei Patienten mit VKA-assoziierten intrakraniellen Blutungen, um die Frage der schnelleren INR-Normalisierung zu beantworten [32].
Tab. 5. Hämostyptika
Wirkstoff/Präparation |
Handelsname® (Beispiel) |
Prothrombinkomplex-Konzentrat (PPSB) |
Beriplex |
Cofact |
|
Octaplex |
|
PPSB-human SD Nano 300/Nano 600 |
|
Prothromplex NF600 |
|
Fibrinogen-Konzentrat |
Haemocompletten |
Rekombinanter aktivierter Faktor VII (rFVIIa); INN: Eptacog alfa (aktiviert) |
NovoSeven |
PPSB
(Prothrombinkomplex; auch: Prothrombin-Konzentrat): Blutprodukt, das in konzentrierter Form die Vitamin-K-abhängigen Gerinnungsfaktoren Prothrombin (Faktor II), Prokonvertin (Faktor VII), Stuart-Prower-Faktor (Faktor X) und antihämophiler Faktor B (Faktor IX) enthält, außerdem Protein C und Protein S sowie Antithrombin und Heparin
Intrakranielle Blutungen unter Therapie mit DOAC
Das optimale Management bei intrazerebralen Blutungen unter den DOAC ist nicht bekannt. Ein spezifisches Antidot steht nicht zur Verfügung. Unter Therapie mit Apixaban (zweimal 5 mg) ereigneten sich in ARISTOLE signifikant weniger intrakranielle Blutungen (n=52; 0,4%/Jahr) als unter Warfarin (n=122, 0,8%/Jahr) [25]. Dabigatran führte in RE-LY in einer Dosierung von zweimal 110 mg/Tag bei 27 (0,2%/Jahr) und mit zweimal 150 mg/Tag bei 36 (0,3%/Jahr) Patienten zu intrakraniellen Blutungen, wohingegen unter Warfarin bei 87 (0,74%/Jahr) Patienten intrakranielle Blutungen auftraten. Die Unterschiede zu Warfarin waren statistisch signifikant [23]. Eine kürzlich veröffentlichte Post-hoc-Analyse der intrakraniellen Blutungen in der RE-LY-Studie ergab, dass intrazerebrale Blutungen nicht nur unter Warfarin, sondern auch unter Dabigatran eine hohe Letalität (bis 60%) haben [33]. Unter Rivaroxaban erlitten 55 (0,8%/Jahr) Patienten eine intrakranielle Blutung – signifikant weniger als unter Warfarin mit 84 (1,2%/Jahr) Patienten [26]. Zum Vergleich: Unter Acetylsalicylsäure (ASS) betrug die Rate intrakranieller Blutungen 0,4% pro Jahr in der AVERROES-Studie, die Apixaban mit ASS verglich [34]. Bei all diesen Vergleichen ist zu berücksichtigen, dass bei den Studienpopulationen gewisse Unterschiede bezüglich der initialen Schweregrade des Schlaganfalls und der zerebralen Vorschädigung bestehen.
Ob es unter DOAC auch beim Menschen zu „Nachblutungen“ kommt und wie in dieser Situation verfahren werden könnte, ist bislang ungeklärt. In einem Tierexperiment wurden Volumenzunahmen der intrazerebralen Blutungen mit zunehmenden Dosen von Dabigatran bei Mäusen nachgewiesen [35]. In einem anderen Tierexperiment fanden sich jedoch keine Blutvolumenzunahmen [36]. Bei mit Rivaroxaban behandelten Kaninchen fand sich die Blutungszeit (am Ohr gemessen) nach Gabe von rekombinantem Faktor VIIa (rFVIIa) reduziert, allerdings hatte dies keinen Effekt auf den Blutverlust [37]. Außerdem verkürzten Prothrombinkomplex-Konzentrat und rekombinanter Faktor VIIa die partielle Prothrombinzeit (PTT) und die Gerinnungszeit im Thrombelastogramm.
Die Frage, wie im Falle einer intrakraniellen Blutung unter DOAC beim Menschen, eine Nachblutung verhindert werden könnte, ist offen. Derzeit gibt es für keines der DOAC ein spezifisches Antidot [38]. Für Dabigatran befinden sich Entwicklungen noch nicht in einem Stadium der praktischen Anwendung [3, 39, 40]. In einem Tierexperiment führte PPSB konstanter als Fresh frozen Plasma zu einer Reduktion der Nachblutungsrate unter Dabigatran [35]. Eine dosisabhängige Reduktion der Zeit bis zur Gerinnselbildung und des Blutverlusts fand sich bei mit Dabigatran behandelten Kaninchen nach Gabe von Prothrombin-Konzentrat [41]. Inwieweit diese Experimente auf die Situation beim Menschen übertragbar sind, ist nicht geklärt. Eine Reihe von In-vitro-/Ex-vivo-Experimenten und tierexperimentellen Untersuchungen zur Wirkung von Prothrombinkomplex-Konzentrat (PPSB), Fibrinogenkonzentrat oder rekombinantem humanem aktivierten Faktor VII (rFVIIa) zeigen für die verschiedenen DOAC unterschiedliche, zum Teil widersprüchliche Ergebnisse. So untersuchten beispielsweise Eerenberg und Mitarbeiter die Wirkung von Prothrombinkomplex (PPSB) und Plazebo auf verschiedene Gerinnungsparameter bei zwölf freiwilligen Versuchspersonen, die mit Dabigatran (zweimal 150 mg) oder Rivaroxaban (zweimal 20 mg) vorbehandelt worden waren [42]. Dabigatran führte zu einer signifikanten Verlängerung der PTT, zu einem Absinken der ETP(endogenes Thrombin-Potenzial)-Nachlaufzeit (lag time), zu einer Verlängerung der Thrombinzeit (TT; über die obere Nachweisgrenze von 120 Sekunden) und einer signifikanten Verlängerung der Ecarin-Gerinnungszeit (ECT). Keiner dieser Tests normalisierte sich unmittelbar nach Gabe von PPSB oder Plazebo. Die PTT normalisierte sich nach 24 Stunden. Eine Blutungszeit wurde in dieser Arbeit nicht bestimmt. Dieser Test hätte möglicherweise Änderungen unter Dabigatran gezeigt. Rivaroxaban verlängerte signifikant die Prothrombin-Zeit (PTZ) und senkte signifikant die ETP. Nach Gabe von PPSB normalisierten sich sowohl die PTZ als auch die ETP (dieser Effekt war über 24 Stunden nachweisbar), wohingegen Kochsalzlösung keinen Effekt auf diese Parameter hatte.
Eine abschließende Bewertung und evidenzbasierte Empfehlung – möglicherweise zu einem substanzspezifischen Vorgehen – zur Aufhebung der antikoagulatorischen Wirkung der DOAC kann derzeit nicht erfolgen. Trotz dieser limitierten Datenlage zur Anwendung der genannten Medikamente erscheint es plausibel, die Behandlung mit einem Hämostyptikum durchzuführen, das schnell (intravenös) und ohne große Volumenbelastung eine Anhebung von relevanten Gerinnungsfaktoren bzw. Gerinnselbildung gewährleistet, wie dies beispielsweise bei PPSB der Fall ist. Letztlich wird im klinischen Alltag auch die kurzfristige Verfügbarkeit ausschlaggebend für die Wahl des Hämostyptikums sein.
Flüssigkeitsgabe und Induktion der Diurese erscheinen zur Verbesserung der renalen Elimination der DOAC sinnvoll. Dabigatran kann prinzipiell durch Dialyse [43], Rivaroxaban und Apixaban aufgrund der hohen Eiweißbindung nur durch Plasmapherese aus dem Blut entfernt werden. Die Anwendung der Dialyse oder der Plasmapherese in der Akutsituation erscheint aus zwei Gründen eingeschränkt: Erstens ist die Dialyse oder Plasmapherese in der Akutsituation oft nicht zeitnah praktikabel oder nur spezialisierten Zentren vorbehalten [44]. Zweitens benötigt die Elimination etwa eine Stunde. Dies erscheint uns aufgrund der akuten Nachblutungsgefahr nicht akzeptabel – eine mögliche Hämostase-Verbesserung mit Hämostyptika wie PPSB erfolgt innerhalb von zwei Minuten [45].
Bei intrakraniellen Blutungen unter Therapie mit DOAC sollten – analog dem Akutvorgehen bei Vitamin-K-Antagonisten – folgende Maßnahmen erwogen werden:
- Absetzen oder Pausieren der DOAC
- Bei kurz zurückliegender Einnahme (<2 Stunden) von Dabigatran Hemmung der Aufnahme durch Aktivkohle-Einnahme. Auch bei Rivaroxaban kann der Einsatz von Aktivkohle in Betracht gezogen werden. Bei Apixaban wird die Anwendung von Aktivkohle nach einer Einnahme von bis zu 3 Stunden empfohlen [Fachinfo].
- Einmalige intravenöse Gabe von PPSB 30 U/kg. Bei Rivaroxaban kann außerdem die Gabe eines aktivierten Prothrombinkomplex-Konzentrats (aPCC) oder ein rekombinanter Faktor VIIa (rFVIIa) in Betracht gezogen werden [Fachinfo]. Bei Apixaban kann nach Gabe von Fresh frozen Plasma bei lebensbedrohlichen Blutungen ebenfalls die Gabe von rFVIIa in Erwägung gezogen werden [Fachinfo].
- Senkung des systolischen Blutdrucks unter 140 mmHg
- Bei subarachnoidalen Blutungen ist ein Coiling oder Clipping gemäß den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) zu erwägen, sobald die Gerinnung sich normalisiert hat (Dabigatran: TT <4-facher ORW, ECT <2-facher ORW oder Hemoclot® [<50 ng Dabigatran/ml]; Rivaroxaban und Apixaban: Gerinnungszeit im Anti-Xa-Aktivitätstest [<2-facher ORW] im Plasma bzw. Plasmaspiegel <100 ng/ml für Rivaroxaban und <10 ng/ml für Apixaban bei kalibriertem Testsystem sowie Normalwerten für aPTT und PTZ).
- Bei subduralen Hämatomen ist nach Normalisierung der Gerinnung (vgl. Punkt 5) eine Entfernung bzw. Entlastung des Hämatoms in Abhängigkeit von der klinischen Ausprägung zu erwägen.
Gastrointestinale Blutungen unter Therapie mit DOAC
Das Vorgehen unterscheidet sich grundsätzlich nicht gegenüber dem Verhalten nach Blutungen bei Vitamin-K-Antagonisten. Zunächst geht es um die Beurteilung der Schwere der Blutung und der Lokalisation im Gastrointestinaltrakt. Bei geringer Aktivität und Schwere der Blutung sowie stabilen Kreislaufverhältnissen genügt in Anbetracht der kurzen Halbwertszeit der DOAC das Absetzen oder Pausieren der Substanz bei klinischer Beobachtung des Patienten. Kommt die Blutung unter klinischen Gesichtspunkten darunter zum Stillstand, bedarf es aber in jeden Fall einer elektiven Abklärung der Lokalisation und Ätiologie der Blutung mittels Gastroskopie und Koloskopie. Ein Verdacht auf mittlere Gastrointestinalblutung (MGI-Blutung) wird am effektivsten durch die Kapselendoskopie und die Ballonendoskopie differenzialdiagnostisch abgeklärt. Kommt es nach erneuter Gabe der Substanz zu einer weiteren Blutung, so ist die Ösophagogastroskopie zwar in jedem Fall initial zu wiederholen, danach empfiehlt sich aber die Untersuchung des MGI-Trakts.
Bei schwerer akuter Blutung unter DOAC sollte der Patient umgehend in eine Klinik mit der Option der 24-Stunden-Notfallendoskopie eingewiesen werden [46]. Findet sich eine umschriebene Blutungsquelle, erfolgt direkt die endoskopische Blutstillung mittels Unterspritzung, Clipping oder Thermokoagulation. Bei diffusen Blutungen aus beispielsweise multiplen Erosionen ist der Versuch einer endoskopischen Blutstillung nicht sinnvoll und sollte unterlassen werden. Mittels endoskopischer Blutstillung lassen sich mehr als 90% aller Blutungen stoppen. Sollte dies im Ausnahmefall nicht gelingen bzw. eine diffuse schwere Blutung vorliegen, kann die Gabe von Hämostyptika (z.B. PPSB) erwogen werden. Eine angiographisch geleitete Embolisation oder gar eine chirurgische Maßnahme sollte bei einer medikamentös induzierten Blutung nur mit Zurückhaltung betrachtet und interdisziplinär diskutiert werden.
Ebenso wie bei der Blutung im oberen Gastrointestinaltrakt sollten bei durch DOAC ausgelösten Blutungen im unteren Gastrointestinaltrakt (UGI) embolisierende Verfahren oder chirurgische Eingriffe nicht notwendig sein. Wird durch die Ileokoloskopie eine UGI-Blutung ausgeschlossen, ist bei fortgesetzter Blutung eine diagnostische Abklärung des Dünndarms mittels Ballonenteroskopie angezeigt. Bei umschriebener Blutungsquelle erfolgt wiederum die endoskopische Blutstillung, die grundsätzlich jetzt auch im Dünndarm mit allen gängigen Verfahren möglich ist. Findet sich keine Blutungsquelle, dann wird der tiefste erreichte Dünndarmabschnitt mit submukosaler Injektion von Tusche markiert. Nach entsprechender Vorbereitung (intensivierte Koloskopievorbereitung) erfolgt dann frühestens einen Tag später die Ballonenteroskopie auf analem Wege [47].
Zusammenfassend empfehlen wir bei gastrointestinalen Blutungen:
- Bei gastrointestinalen Blutungen unter Einnahme von DOAC müssen zunächst Ausmaß und Lokalisation der Blutung festgestellt werden.
- Bei stehenden oder nicht-Hb-wirksamen Blutungen kann zunächst abgewartet werden.
- Bei lebensbedrohlichen Blutungen muss die Blutungsquelle mit invasiven Methoden ausgeschaltet werden.
Empfehlungen zur Thrombolyse bei Schlaganfallpatienten unter DOAC-Therapie
Wie soll bei einem Patienten verfahren werden, der regelmäßig ein neues DOAC einnimmt, einen akuten ischämischen Schlaganfall erleidet und bei dem prinzipiell die Indikation zur Thrombolyse besteht? Für die Indikationen, Ein- und Ausschlusskriterien zur intravenösen Thrombolyse nach akutem Schlaganfall (per Label oder aber auch off Label) verweisen wir auf die einschlägige Literatur [48, 49]. Relative Kontraindikationen wie Alter über 80 Jahre, Diabetes mellitus und Schlaganfall in der Vorgeschichte oder aber NIHSS-Grenzwerte (nach unten und oben) finden je nach institutionellen Protokollen Anwendung. Obwohl die deutschen und europäischen Leitlinien keine INR-Grenzwerte definieren und eine intravenöse (IV-) Lyse unter oraler Antikoagulation als „kontraindiziert“ betrachtet wird, lehnen sich die meisten Kliniken an die Empfehlung der amerikanischen Leitlinien an, nach denen bei einem INR <1,7 lysiert werden kann. Andererseits gibt es Daten aus kleineren Studien, nach denen subtherapeutische INR-Werte trotzdem ein erhöhtes Blutungsrisiko unter einer Lyse mit rekombinantem Gewebsplasminogenaktivator (rt-PA; Alteplase [Actilyse®]) bedingen [50]. Da in den meisten Kliniken die Thrombolyse nicht durch das Abwarten der Laborwerte verzögert wird, wird in dem seltenen Fall einer signifikanten Thrombozytopenie erst während der bereits laufenden Verabreichung von Alteplase reagiert und die Thrombolyse dann abgebrochen. Somit wird zur Verkürzung der Tür-Nadel-Zeit (Door-to-Needle-Time, DNT) ein optimierter Ablauf propagiert, der nach klinischer und CT-Evaluation sowie Point-of-Care-Test für Blutzucker und INR die Thrombolyse ermöglicht, nicht selten mit einer DNT unter 30 Minuten. Für die DOAC ist die Datenlage beschränkt. Fälle einer Thrombolyse unter begleitender Therapie mit Rivaroxaban sind nicht publiziert. Bis heute wurden drei Fälle publiziert, in denen ein Patient trotz einer Behandlung mit Dabigatran eine Thrombolyse erhielt [51–53]. Ein wesentlicher Aspekt bei DOAC ist die Frage nach dem letzten Einnahmezeitpunkt vor der Entscheidung zu einer IV-Lyse mit Alteplase.
Wir leiten aus der aktuellen Datenlage [51–55] folgende Handlungsempfehlungen für die Situation ab, in der alle Kriterien für eine IV-Thrombolyse eines akuten Schlaganfalls im 4,5-Stunden-Zeitfenster erfüllt sind und ein Patient eine unbekannte Menge eines DOAC eingenommen hat:
- Dabigatran: Sind TT oder ECT oder Hemoclot® verfügbar und normal, besteht kein relevanter Dabigatran-Spiegel und es kann nach diesbezüglicher Aufklärung lysiert werden.
- Dabigatran: Bei leichter bis mäßiger Verlängerung von TT (<4-facher oberer Referenzwert), ECT (<2-facher oberer Referenzwert) oder Hemoclot® (<50 ng Dabigatran/ml) oder fehlender Verfügbarkeit dieser Laborwerte, aber normaler aPTT kann eine Thrombolyse nach eingehender individueller Nutzen-Risiko-Abschätzung aus nachfolgenden Gründen erwogen werden: TT, ECT und Hemoclot®-Test reagieren so sensitiv, dass sie auch dann noch „Dabigatran-positive Werte“ anzeigen, wenn niedrige Dabigatran-Spiegel vorliegen, die kein klinisch relevant erhöhtes Blutungsrisiko darstellen. Dies wäre in etwa mit der Situation eines INR von <1,7 bei Phenprocoumon-Einnahme vergleichbar, bei der beispielsweise in den USA beim Schlaganfall thrombolysiert wird. Bei der individuellen Nutzen-Risiko-Abschätzung sollten unter anderem die Schwere des Syndroms, prognostische Einschätzung des Lyseerfolgs bzw. Faktoren berücksichtigt werden, die ein erhöhtes Blutungsrisiko unter „normalen“ Lysebedingungen darstellen.
- Rivaroxaban und Apixaban: Ist nach Rivaroxaban- bzw. Apixaban-Einnahme der Anti-Xa-Aktivitätstest im Plasma normal, kann nach diesbezüglicher Aufklärung lysiert werden.
- Rivaroxaban und Apixaban: Analog zu Punkt 2 kann bei leicht bis mäßig erhöhter Gerinnungszeit im Anti-Xa-Aktivitätstest (<2-facher oberer Referenzwert) im Plasma bzw. Plasmaspiegel <100 ng/ml für Rivaroxaban und <10 ng/ml für Apixaban bei kalibriertem Testsystem sowie Normalwerten für aPTT und PTZ eine Thrombolyse nach eingehender individueller Nutzen-Risiko-Abschätzung erwogen werden.
- Wenn bekannt ist, dass ein Patient innerhalb der letzten 48 Stunden DOAC eingenommen hat oder wenn eine relevante Nierenfunktionseinschränkung (CrCl <30 ml/min) vorliegt, soll vor intravenöser Thrombolyse über ein erhöhtes Blutungsrisiko aufgeklärt werden.
- Die Entwicklung von sensitiven, aber auch spezifischen Schnelltests für den Nachweis einer wirksamen Antikoagulation mit DOAC und eine Etablierung von Grenzwerten zur Durchführung einer Thrombolysetherapie unter vitaler Indikation ist notwendig.
- Bei distalen Verschlüssen der A. carotis interna oder proximalen Verschlüssen der A. cerebri media kann – analog zum Vorgehen unter Vitamin-K-Antagonisten – eine mechanische Rekanalisation erwogen werden.
Wiederbeginn der oralen Antikoagulation
Ein schwieriges therapeutisches Dilemma ist die Frage nach dem Wiederbeginn einer Antikoagulation nach einer intrakraniellen Blutung (ICB), insbesondere bei Patienten mit Vorhofflimmern oder bei Patienten mit mechanischen Herzklappen und dem damit verbundenen hohen Thromboembolierisiko. Bei Wiederbeginn einer Antikoagulation ist das Risiko einer Nachblutung erhöht, außerdem besteht das Risiko einer Rezidiv-ICB mit einer Letalität von bis zu 50% [56, 57]. Das Risiko einer erneuten Blutung hängt vom Alter des Patienten, der Lokalisation der Blutung, genetischen Dispositionen (z.B. Vorliegen von Apolipoprotein ε2 oder ε4) und der Anzahl der im MRT sichtbaren Mikroblutungen ab [58, 59]. Der optimale Zeitpunkt zum Wiederbeginn der Antikoagulation mit Vitamin-K-Antagonisten nach intrakraniellen Blutungen ist eine Kernfrage, die kontrovers beurteilt wird. Die American Heart Association und American Stroke Association (AHA/ASA) empfehlen den Wiederbeginn der VKA-Therapie 7 bis 10 Tage nach einer intrakraniellen Blutung, wogegen die European Stroke Initiative (EUSI) dies erst nach frühestens 10 bis 14 Tagen empfiehlt und andere Empfehlungen den optimalen Zeitpunkt erst nach 10 bis 30 Wochen sehen [60]. Inwieweit die neuen DOAC eine Alternative bei Wiederaufnahme einer oralen Antikoagulation darstellen, kann aufgrund nicht ausreichender Erfahrungen bzw. Studienlage derzeit nicht beantwortet werden, und noch viel weniger die Frage, wie nach einer intrakraniellen Blutung unter einem der neuen DOAC zu verfahren ist. Mathematische Modellierungen kommen zu dem Schluss, dass sich das Verhältnis von Nutzen zu ICB-Risiko unter Einnahme von DOAC im Vergleich zu Warfarin verbessert [61].
Der postoperative Wiederbeginn einer Therapie mit DOAC hängt vor allem von der Art des Eingriffs ab und sollte bei Operationen mit erhöhten Nachblutungsrisiko (z.B. nach großen Bauch- oder Beckenoperationen, neurochirurgischen Eingriffen oder Herz/Thoraxoperationen) später erfolgen als bei kleineren Eingriffen. Allgemein sollte die Therapie mit den DOAC erst dann wieder begonnen werden, wenn bedenkenlos mit intravenösem Heparin behandelt werden könnte. Hier liegt ein Unterschied zum Wiederbeginn einer Therapie mit Vitamin-K-Antagonisten, da die DOAC in wenigen Stunden eine volle Antikoagulation bewirken. Demzufolge wird der Wiederbeginn einer oralen Antikoagulation mit DOAC nach weniger invasiven chirurgischen Eingriffen frühestens nach 24 bis 36 Stunden empfohlen, nach Operationen mit erhöhtem Nachblutungsrisiko frühestens nach 2 bis 5 Tagen [62].
Fazit
Die neuen oralen Antikoagulanzien sind zur Prophylaxe von Schlaganfällen bei Patienten mit Vorhofflimmern, bei der Prophylaxe venöser Thromboembolien nach orthopädischen Eingriffen und bei der Behandlung venöser Thromboembolien (tiefe Beinvenenthrombosen und Lungenarterienembolien) der jeweiligen Standardtherapie bei gleicher Sicherheit in der Wirksamkeit nicht unterlegen. Die Anzahl der mit direkten oralen Antikoagulanzien (DOAC) behandelten Patienten wird aufgrund der einfacheren Handhabung und des im Vergleich zu Vitamin-K-Antagonisten oder Enoxaparin günstigeren Nutzen-Risiko-Profils zunehmen.
Derzeit stehen keine sensitiven und spezifischen Schnelltests für den Nachweis einer therapeutisch wirksamen Antikoagulation mit DOAC zur Verfügung. Deshalb sind die Entwicklung solcher Tests und die Etablierung von Grenzwerten zur Durchführung einer Thrombolysetherapie notwendig. Momentan kann der antikoagulatorische Effekt von Dabigatran mittels Thrombinzeit (TT), Hemoclot® oder Ecarin-Gerinnungszeit (ECT) in der Akutsituation zuverlässig abgeschätzt werden. Sind diese Werte im Normbereich, kann eine Thrombolyse durchgeführt werden. Für Rivaroxaban und Apixaban kann der antikoagulatorische Effekt im Anti-Xa-Aktivitätstest sicher nachgewiesen werden. Bei Normalwerten ist eine Thrombolyse möglich. Normalwerte für Prothrombinzeit (PTZ) und aktivierte Prothrombinzeit (aPTT) reichen bei DOAC-Vorbehandlung alleine nicht aus, um die Indikation zur Thrombolyse zu stellen, sie kann aber nach eingehender individueller Nutzen-Risiko-Abwägung erwogen werden.
Zur Vorbeugung einer Blutvolumenzunahme nach intrakranieller Blutung unter DOAC erscheint nach gegenwärtiger Datenlage nach Absetzen des Antikoagulans die Gabe von Hämostyptika wie Prothrombinkomplex-Konzentrat (PPSB) plausibel. Bei intrakranieller Blutung unter Phenprocoumon wird die Normalisierung des INR durch die Gabe von Prothrombinkomplex-Konzentrat und Vitamin K empfohlen. Bei gastroinstestinalen Blutungen unter Einnahme von Vitamin-K-Antagonisten und DOAC sind Ausmaß und Lokalisation der Blutung festzustellen. Bei geringen oder sistierenden Blutungen kann zunächst abgewartet werden, bei protrahierten Blutungen ist die Blutungsquelle mit invasiven Maßnahmen auszuschalten.
CHADS2 |
Score zur Abschätzung des Schlaganfallrisikos bei Patienten mit Vorhofflimmern (C =chronische Herzinsuffienz, H =Hypertonie, A =Alter über 75 Jahre, D =Diabetes mellitus, S =Schlaganfall) |
DOAC |
Direktes orales Antikoagulans |
DNT |
Door-to-Needle-Time (bei Schlaganfallpatienten: Zeitraum vom Betreten des Krankenhauses bis zum Beginn der Lysebehandlung) |
DVT |
Tiefe Beinvenenthrombose (deep vein thrombosis) |
ECT |
Ecarin-Gerinnungszeit (Ecarin clotting time) |
ETP |
Endogenes Thrombin-Potenzial |
FFP |
Fresh frozen Plasma |
ICB |
Intrakranielle Blutung (intracranial bleeding) |
INR |
International normalized Ratio |
NIHSS |
National Institutes of Health stroke scale |
ORW |
Oberer Referenzwert |
PCC |
Prothrombin complex concentrate (=PPSB) |
PPSB |
Prothrombinkomplex-Konzentrat |
PTT |
(=aPTT) Partielle Prothrombinzeit (partial thrombin time) |
PTZ |
Prothrombinzeit |
TT |
Thrombinzeit (thrombin time) |
VKA |
Vitamin-K-Antagonist |
VTE |
Venöse Thromboembolie |
Interessenkonflikterklärung
TS ist Mitglied des Pradaxa Advisory Board für Boehringer Ingelheim; Forschungsprojekte des Universitätsklinikum Heidelberg wurden unterstützt von der Firma Octapharma.
CE erklärt, dass keine Interessenkonflikte vorliegen.
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Corina Epple und Prof. Dr. Thorsten Steiner, Neurologische Klinik, Klinikum Frankfurt Höchst, Gotenstraße 6–8, 65929 Frankfurt, E-Mail: thorsten.steiner@klinikumfrankfurt.de
Treatment of bleeding complications associated with new direct oral anticoagulants
For long time vitamin K antagonists were the only available oral anticoagulants for clinical use. Several studies are now available on the direct thrombin inhibitor dabigatran etexilate, and the two factor Xa inhibitors rivaroxaban and apixaban for the indication of primary and secondary stroke prevention in patients with atrial fibrillation, prevention and treatment of venous thrombembolism and thromboprophylaxis in patients undergoing total hip or knee arthroplasty. The new direct oral anticoagulants (DOAC) seem to be a safe and more convenient replacement for warfarin. Questions arise how to manage emergency situations like the management of intracranial or gastrointestinal bleedings and the indication for thrombolysis in acute stroke. Peak plasma levels of apixaban, dabigatran and rivaroxaban occur about 2 to 4 hours after intake. Elimination is dependent on renal function. There is a risk of accumulation during renal impairment which is highest in dabigatran followed by rivaroxaban, and apixaban leading to different dosing recommendation in case of kidney insufficiency. To date no bed-side tests are available that reliably assess the anticoagulatory effect of DOACs, nor is there an antidote. We recommend the use of the following tests in case of unknown intake of DOAC: Dabigatran-associated bleeding risk is minimized or can be neglected if Ecarin clotting time (ECT), thrombin time (TT), or Hemoclot®-Test is normal. Apixaban and rivaroxaban effects are ruled out if anti-factor-Xa activity is normal. The decision on pro or contra thrombolysis is an individual decision; thrombolysis in these cases is an off-label use. In case of intracranial bleeding the use of procoagulant drugs for example of prothrombin complex concentrates (PCC) seems the most plausible treatment. In case of severe gastrointestinal bleeding with life-threatening blood loss the bleeding source needs to be identified and treated by invasive measures. The use of procoagulant drugs might also be considered. However, there is very limited clinical experience with these products in DOAC.
Key words: New oral anticoagulants, dabigatran, rivaroxaban, apixaban, coagulation tests, side-effects, complications, stroke, intracranial bleeding, gastrointestinal bleeding, thrombolysis, recommendations
Arzneimitteltherapie 2012; 30(11)