Maria Weiß, Berlin
Die juvenile idiopathische Arthritis (JIA) ist eine Erkrankung mit vielen Gesichtern. Die Klassifikation der International League of Associations for Rheumatology (ILAR) umfasst insgesamt sieben JIA-Subtypen mit unterschiedlichen klinischen Verläufen.
Die Oligoarthritis mit Befall von höchstens vier großen Gelenken ist mit einem Anteil von 55% die häufigste Form. Sie ist durch einen frühen Krankheitsbeginn (meist im Alter zwischen 2 und 6 Jahren) gekennzeichnet und betrifft vorwiegend Mädchen. Kommen im Verlauf weitere Gelenke hinzu, spricht man von einer erweiterten oder „extended“ Oligoarthritis. Anders als die Kinder, die von vornherein eine Polyarthritis aufwiesen, waren diese Kinder bisher von der Therapie mit Etanercept ausgenommen.
Dies galt auch für die Enthesitis-assoziierte Arthritis, die etwa 15% der JIA-Fälle ausmacht. Neben der Gelenkentzündung findet man hier eine Enthesitis, die meist im Bereich von Achillessehnenansatz, Plantaraponeurose oder Beckenkamm lokalisiert ist.
Auch für die juvenile Psoriasis-Arthritis, die etwa 8% aller JIA-Fälle ausmacht, war Etanercept bisher nicht zugelassen. Hier wird die Diagnose oft dadurch erschwert, dass nur in 10% der Fälle die Arthritis zeitgleich mit den typischen Hauterscheinungen auftritt.
Frühe Diagnose entscheidend
Bei allen Formen der JIA ist eine möglichst frühzeitige Diagnose und effektive Therapie entscheidend. Nur so lassen sich irreversible Knorpel- und Knochenschäden und damit verbundene Kontrakturen und Wachstumseinschränkungen verhindern. Oberstes Therapieziel ist eine altersgerechte körperliche und psychosoziale Entwicklung. Wie in der Erwachsenen-Rheumatologie kommen Biologika dann zum Einsatz, wenn die Standardtherapie mit Krankheits-modifizierenden Substanzen (DMARDs) – vor allem Methotrexat – nicht greift.
Wirksamkeit von Etanercept gut belegt
Die Zulassungserweiterung von Etanercept beruht auf den Ergebnissen der multizentrischen CLIPPER-Studie (Clinical study in pediatric patients of etanercept for treatment of ERA, psA, and extended oligoarthritis) [1], an der 60 über zweijährige Kinder mit erweiterter Oligoarthritis, 38 Jugendliche (12 bis 17 Jahre) mit Enthesitis-assoziierter Arthritis und 29 mit Psoriasis-Arthritis teilnahmen, die vorher nur unzureichend auf die Standardtherapie angesprochen oder diese nicht vertragen hatten. Alle Patienten erhielten über mindestens 12 Wochen Etanercept (0,8 mg/kg Körpergewicht einmal wöchentlich – maximal 50 mg). Zum Vergleich wurden aus ethischen Gründen zwei historische Plazebo-Kontrollgruppen [2, 3] und eine Verum-Gruppe mit Etanercept [4] herangezogen. Primärer Endpunkt war der PedACR (Besserung um mindestens 30% in drei der sechs Kriterien Anzahl eingeschränkter Gelenke, Anzahl aktiver Gelenke, visuelle Analogskala Arzt und Patient, Childhood Assessment Questionnaire). Dies konnte in der zwölften Woche bei 88,6% (95%-Konfidenzintervall 81,6–93,6) aller Patienten unabhängig vom Subtyp erreicht werden – in der historischen Plazebo-Kontrolle waren es nur 42,8 bzw. 28,9%. Auch die sekundären Endpunkte PedACR50, PedACR70, PedACR90 und PedACR100 wurden deutlich häufiger erreicht. Bei vielen Kindern konnte bereits innerhalb der drei Monate eine vollständige Remission beobachtet werden.
Die kinderfreundliche einmal wöchentliche Etanercept-Dosierung wurde gut vertragen. Es kam zu keinen unerwarteten Sicherheitsproblemen. Insbesondere schwere Infektionen traten sehr selten auf und führten nur in zwei Fällen zum Therapieabbruch. Malignome, Autoimmunerkrankungen oder demyelinisierende Erkrankungen wurden nicht beobachtet.
Quellen
Dr. Betina Rogalski, Bensheim; Prof. Dr. Gerd Horneff, St. Augustin; Dr. Ivan Foeldvari, Hamburg; Pressegespräch „Etanercept – Zulassungserweiterungen für Subtypen der Juvenilen Idiopathischen Arthritis (JIA)“, Berlin, 5. September 2012, veranstaltet von Pfizer Inflammation Care.
1. Horneff G, et al. Ann Rheum Dis 2012;71 (Suppl 3):705.
2. Ruperto N, et al. Arthritis Rheum 2003;48 (Suppl 9):S90.
3. Burgos-Vargas R, et al. Ann Rheum Dis 2008; 67(Suppl 2):69.
4. Lovell DJ, et al. N Engl J Med 2000;342:763–9.
Arzneimitteltherapie 2012; 30(12)