Endoskopische retrograde Cholangiopankreatikographie

Indometacin-Zäpfchen schützen vor Pankreatitis


Bettina Christine Martini, Legau

Die einmalige rektale Applikation von Indometacin beugt effektiv einer Pankreatitis als Folge einer endoskopischen retrograden Cholangiopankreatikographie (ERCP) vor. Das ergab eine randomisierte, Plazebo-kontrollierte Doppelblindstudie, die an vier US-amerikanischen Zentren durchgeführt wurde.

Eine akute Pankreatitis ist die häufigste schwerwiegende Komplikation einer endoskopischen retrograden Cholangiopankreatikographie (ERCP). Morbidität und Folgekosten sind erheblich, immer wieder kommt es auch zu Todesfällen. Schätzungen zufolge verursacht die Post-ERCP-Pankreatitis in den USA jährlich etwa 300000 Hospitalisierungen mit Kosten von etwa 150 Millionen US-Dollar.

Bisherige Studien einschließlich einer Metaanalyse lieferten Hinweise, dass durch die rektale Gabe des nichtsteroidalen Antiphlogistikums (NSAR) Indometacin einer Post-ERCP vorgebeugt werden kann. Nun liefert eine randomisierte, Plazebo-kontrollierte Studie einen weiteren Beleg.

Methode

Unmittelbar nach dem endoskopischen Eingriff bekamen die Studienteilnehmer randomisiert entweder zwei Zäpfchen mit je 50 mg Indometacin oder ein Plazebo. Die Patienten hatten ein erhöhtes Risiko für die Entstehung einer Post-ERCP-Pankreatitis, beispielsweise hatten 82,3% eine Dysfunktion des Sphincter Oddi.

Primärer Endpunkt der Studie war die Häufigkeit einer Post-ERCP-Pankreatitis. Diese war definiert als neue Oberbauchschmerzen, ein Anstieg von Pankreasenzymen auf mehr als das Dreifache des oberen Normwerts 24 Stunden nach der ERCP oder ein Krankenhausaufenthalt für mindestens zwei Nächte.

Ergebnisse

Die Studie war mit über 900 Patienten geplant, doch bereits nach der Auswertung der ersten 602 Patienten zeigten sich signifikante Vorteile für die NSAR-Gabe, sodass die Studie daraufhin abgebrochen wurde. Während in der Indometacin-Gruppe nur 27 von 295 Patienten (9,2%) eine Pankreatitis entwickelten, waren es in der Plazebo-Gruppe 52 von 307 Patienten (16,9%; p=0,005). Das Risiko für mittlere bis schwerwiegende Formen einer Pankreatitis wurde durch die Indometacin-Gabe annähernd halbiert. In der Plazebo-Gruppe entwickelten 27 Patienten (8,8%) moderate bis schwerwiegende Pankreatitiden gegenüber nur 13 Patienten (4,4%) in der Indometacin-Gruppe (p=0,03). Außerdem wurde die Dauer des Krankenhausaufenthalts im Falle einer Pankreatitis durch Indometacin signifikant verkürzt (3,5 versus 4,0 Tage; p<0,001).

Zusammenfassung und Ausblick

Die vorliegende Studie zeigt in einem Kollektiv mit insgesamt sehr hoher Pankreatitisrate signifikant den Nutzen einer einmaligen Gabe von Indometacin-Zäpfchen nach einer ERCP. Die Kosten für diese Maßnahme sind gering. Es sind auch keine hohen Risiken durch potenzielle unerwünschte Wirkungen bei der einmaligen rektalen Applikation von Indometacin zu befürchten. Die Häufigkeit von Blutungskomplikationen wurde durch die Gabe des NSAR im Vergleich zu Plazebo nicht erhöht.

Quelle

Elmunzer BJ, et al. A randomized trial of rectal indomethacin to prevent post-ERCP pancreatitis. N Engl J Med 2012;366:1414–22.

Arzneimitteltherapie 2012; 30(12)