Metastasiertes Kolorektalkarzinom

Längeres Gesamtüberleben mit Cetuximab plus FOLFIRI


Veröffentlicht am: 28.11.2019

Dr. Annette Junker, Wermelskirchen

Die Kombination des EGFR-Antikörpers Cetuximab (Erbitux®) mit FOLFIRI (Folinsäure, Fluoruracil, Irinotecan) verlängert bei K-ras-Wildtyp-Patienten mit leberüberschreitendem metastasiertem Kolorektalkarzinom (mCRC) das mediane Gesamtüberleben um 5,1 Monate. Dies zeigt eine retrospektive Subgruppenanalyse der Phase-III-Studie CRYSTAL, die auf einem Satellitensymposium von Merck Serono beim Deutschen Krebskongress 2012 in Berlin vorgestellt wurde.

Das mediane Überleben beim mCRC konnte in den letzten 20 Jahren von gut einem Jahr auf nun über zwei Jahre verlängert werden. Verbesserte Chemotherapie-Protokolle, Kombinationen mit Antikörpern und die Resektion von Lebermetastasen haben hierzu beigetragen.

Patienten mit nichtresektablen mCRC können in drei Gruppen eingeteilt werden:

  • Gruppe 1: Patienten mit initial nichtresektablen Lebermetastasen
  • Gruppe 2: Patienten mit nichtresektablen Metastasen, hoher Tumorlast oder tumorbedingten Symptomen
  • Gruppe 3: Patienten mit definitiv nichtresektablen Metastasen, asymptomatischem und weniger aggressivem Verlauf der Erkrankung.

Nur Patienten der Gruppe 1 können potenziell kurativ behandelt werden, aber nur dann, wenn ihre Lebermetastasen durch eine präoperative Therapie resektabel werden und eine R0-Resektion möglich ist. Für Patienten der beiden anderen Gruppen verbleiben palliative Therapieansätze. In der CRYSTAL- und der OPUS-Studie wurden Patienten mit mCRC mit Kombinationen aus FOLFIRI + Cetuximab bzw. FOLFOX4 (Folinsäure, Fluoruracil, Oxaliplatin) + Cetuximab jeweils im Vergleich zur jeweiligen Chemotherapie allein behandelt. Zielkriterien waren Ansprechraten des CRC und R0-Resektionsraten. Neben einem verbesserten Ansprechen konnten durch Zugabe von Cetuximab zur jeweiligen Chemotherapie die R0-Resektionsraten im FOLFOX-Regime von 4,3% auf 16% und im FOLFIRI-Regime von 5,6% auf 13,2% gesteigert werden [1].

In der CRYSTAL-Studie waren 1198 therapienaive mCRC-Patienten entweder mit FOLFIRI in Kombination mit Cetuximab oder FOLFIRI allein behandelt worden. Bei den Patienten mit K-ras-Wildtyp (n=666) ergaben sich dabei im Versuchsarm insgesamt signifikante Verbesserungen im medianen Gesamtüberleben (23,5 vs. 20,0 Monate; p=0,0093), im medianen progressionsfreien Überleben (9,9 vs. 8,4 Monate; p=0,0012) und im Gesamtansprechen (57,3 vs. 39,7%; p<0,001).

Patienten mit leberüberschreitender Metastasierung

Bei 70 bis 80% der Patienten mit einem mCRC ist die Metastasierung über die Leber hinaus bereits fortgeschritten (non liver-limited disease, non-LLD). Da eine kurativ intendierte Therapie dann nicht mehr möglich ist, steht bei dieser Patientengruppe neben der Symptomlinderung die Verlängerung des Überlebens im Vordergrund. So zeigte eine retrospektive Subgruppenanalyse der CRYSTAL-Studie [2], dass K-ras-Wildtyp-Patienten mit non-LLD unter der Cetuximab-Kombination (n=248) im Vergleich zur alleinigen Chemotherapie (n=278) einen signifikanten Vorteil im medianen Gesamtüberleben von 5,1 Monaten erzielten (22,5 vs. 17,4 Monate, HR: 0,79; p=0,013). Mit einer Ansprechrate von 71 vs. 44% (p<0,001) und einem progressionsfreien Überleben von 11,8 vs. 9,2 Monaten (p=0,035) ergaben sich auch bei K-ras-Wildtyp-Patienten mit auf die Leber beschränkter Metastasierung (Liver-limited disease, LLD) signifikante Vorteile für die Cetuximab-Kombination.

Cetuximab in Kombination mit FOLFOX bei K-ras-Wildtyp-Patienten etabliert

Die Kombination von Cetuximab mit FOLFOX ist mittlerweile in der Erstlinientherapie bei K-ras-Wildtyp(WT)-Patienten mit mCRC etabliert. Grundlage hierfür waren die Ergebnisse der OPUS-Studie (n=337), in der mit dieser Kombination bei den 179 K-ras-WT-Patienten gegenüber der alleinigen Chemotherapie signifikante Vorteile im medianen Gesamtüberleben (22,8 vs. 18,5 Monate; p=0,39), im medianen progressionsfreien Überleben (8,3 vs. 7,2 Monate; p=0,0064) und in der Gesamtansprechrate (57,3 vs. 34%, p=0,0027) erzielt wurden [3]. Diese Ergebnisse zeigten sich auch dann, wenn man die Daten der 845 K-ras-WT-Patienten aus CRYSTAL und OPUS zusammen analysierte. So betrug das mediane Gesamtüberleben bei den 398 mit den Cetuximab-Kombinationen behandelten Patienten 23,5 Monate im Vergleich zu 19,5 Monaten bei den 447 Patienten der Vergleichsarme (p=0,006). Auch das mediane progressionsfreie Überleben (9,6 vs. 7,6 Monate) und die Gesamtansprechrate (57,3 vs. 38,5%) waren mit Cetuximab signifikant besser (beide p<0,001) [4]. Betrachtete man in der gepoolten Analyse ausschließlich die Subgruppe der Patienten mit non-LLD, betrug das mediane Gesamtüberleben 22,0 Monate im Versuchsarm versus 17,3 Monate im Chemotherapiearm. Im medianen progressionsfreien Überleben (9,4 vs. 7,4 Monate; p<0,001) und in der Gesamtansprechrate (52,8 vs. 37,2%; p<0,001) ergaben sich ebenfalls signifikante Vorteile für die Cetuximab-Therapie [5].

Die Kombination von Cetuximab mit FOLFIRI oder FOLFOX ist heute ein Standard in der Erstlinienbehandlung von mCRC-Patienten mit K-ras-Wildtyp. Offensichtlich profitieren insbesondere Patienten mit leberüberschreitender Metastasierung.

Quellen

T. Seufferlein, W. Bechstein, H. Lenz, V. Heinemann, C. Bokemeyer, Assoziiertes Symposium Personalisierte Erstlinientherapie des mCRC mit Erbitux®, veranstaltet von Merck Serono GmbH, beim 30. Deutschen Krebskongress, Berlin, 23. Februar 2012.

1. Van Cutsem E, et al. ASCO-GI 2011: Abstract 472.

2. Köhne C, et al. J Clin Oncol 2011;29(Suppl): Abstract 3576.

3. Bokemeyer C, et al. Ann Oncol 2011;22:1535–46.

4. Bokemeyer C, et al. J Clin Oncol 2010;28(Suppl 7): Abstract 3506.

5. Köhne C, et al. J Clin Oncol 2012;30(Suppl 4): Abstract 96.

Arzneimitteltherapie 2012; 30(12)