Aktuelle Meldungen von EMA, FDA, BfArM und AkdÄ


Veröffentlicht am: 28.11.2019

Bettina Christine Martini, Legau

In dieser Rubrik werden wichtige aktuelle Meldungen nationaler und internationaler Arzneimittelbehörden zusammengefasst, die bis Redaktionsschluss vorliegen. Berücksichtigt werden Meldungen folgender Institutionen:

EMA www.ema.europa.eu

Die European Medicines Agency (EMA) ist für die zentrale Zulassung und Risikobewertung von Arzneimitteln in Europa zuständig. Die vorbereitende wissenschaftliche Evaluation erfolgt für Humanarzneimittel durch das CHMP (Committee for Medicinal Products for Human Use), bei Arzneimitteln für seltene Erkrankungen durch das COMP (Committee for Orphan Medicinal Products). Das PRAC (Pharmacovigilance Risk Assessment Committee) ist für die Risikobewertung von Arzneimitteln, die in mehr als einem Mitgliedsstaat zugelassen sind, zuständig.

FDA www.fda.gov

Die US Food & Drug Administration (FDA) ist die US-amerikanische Arzneimittelzulassungsbehörde.

BfArM www.bfarm.de

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ist eine selbstständige Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit und u.a. zuständig für Zulassung und Pharmakovigilanz in Deutschland.

AkdÄ www.akdae.de

Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) bietet unter anderem unabhängige aktuelle neue Risikoinformationen zu Arzneimitteln (z.B. Risikobekanntgaben, Rote-Hand-Briefe).

IQWiG www.iqwig.de G-BA www.g-ba.de

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) erstellt Gutachten, auf deren Basis der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) den Zusatznutzen eines Arzneimittels gegenüber einer zweckmäßigen Vergleichstherapie gemäß Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) überprüft.

Wichtige Mitteilungen von EMA und CHMP

Zulassung erfolgt für 

  • Dapagliflozin (Forxiga, Bristol-Myers Squibb/AstraZeneca) zur Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2 (siehe Notizen Heft Nr. 6/2012).
  • Linaclotid (Constella, Almirall) zur Behandlung des Reizdarmsyndroms mit Verstopfung (siehe Notizen Heft Nr. 11/2012).
  • Aflibercept (Eylea, Bayer) bei feuchter altersbedingter Makuladegeneration (siehe Notizen Heft Nr. 11/2012)
  • Brentuximab Vedotin (Adcetris, Takeda) als Konjugat von Zytostatikum und monoklonalem Antikörper bei CD30-positivem Hodgkin-Lymphom und bei sALCL (siehe Notizen Nr. 9/2012)

Zulassungsempfehlung für Aflibercept (Zaltrap, Sanofi-Aventis): Der VEGF(Vascular endothelial growth factor)-Hemmer soll in Kombination mit Irinotecan, Fluorouracil und Folinsäure (FOLFIRI-Schema) zugelassen werden zur Therapie bei erwachsenen Patienten mit metastasiertem kolorektalen Karzinom, die zuvor auf eine Oxaliplatin-haltige Chemotherapie nicht angesprochen haben oder unter einer Oxaliplatin-haltigen Therapie progredient waren. Mit der Zulassung muss ein Pharmakovigilanzprogramm implementiert werden.

Mitteilung der EMA vom 16.11.2012


Zulassungsempfehlung für Lixisenatid (Lyxumia, Sanofi-Aventis): Der GLP-1-Agonist soll zugelassen werden bei erwachsenen Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 in Kombination mit oralen Antidiabetika und/oder Basalinsulin, wenn mit diesen bisherigen Therapien zusammen mit Diät und körperlicher Bewegung keine ausreichende Blutzuckerkontrolle erreicht werden konnte. Als Teil der Zulassung muss ein Pharmakovigilanzprogramm implementiert werden.

Mitteilung der EMA vom 16.11.2012


Zulassungsempfehlung für Loxapin (Adasuve, Alexza): Das Antipsychotikum aus der Gruppe der Dibenzoxazepine soll als Pulverinhalation zur Behandlung von leichter bis mäßig schwerer Agitiertheit bei Erwachsenen mit Schizophrenie oder Bipolarstörung eingesetzt werden. Unmittelbar nach der Kontrolle der Agitiertheit sollen die Patienten mit der Standardtherapie weiterbehandelt werden. Die Substanz sollte nur unter stationären Bedingungen unter Überwachung eingesetzt werden. Zur Behandlung von schweren Bronchospasmen sollen kurz wirkende Broncholytika verfügbar gehalten werden. Als Teil der Zulassung muss ein Pharmakovigilanzprogramm implementiert werden.

Mitteilung der EMA vom 14.12.2012


Zulassungsempfehlung für Nalmefen (Selincro, Lundbeck): Der Opioidrezeptorantagonist soll zur Behandlung der Alkoholkrankheit in Kombination mit psychosozialer Unterstützung eingesetzt werden. Behandelt werden sollen Erwachsene, die keine sofortige vollständige Entgiftung brauchen und keine körperlichen Abhängigkeitssymptome haben. Durch die Therapie soll der Alkoholkonsum verringert werden.

Mitteilung der EMA vom 14.12.2012


Zulassungsempfehlung für Pertuzumab (Perjeta, Roche): Der monoklonale Antikörper soll zur Therapie von HER2-positivem metastasiertem oder lokal rezidiviertem nicht resektablem Mammakarzinom in Kombination mit Trastuzumab und Docetaxel eingesetzt werden, wenn zuvor noch keine Behandlung mit einem HER2-Antikörper oder einer Chemotherapie erfolgt ist. Pertuzumab sollte nur von Ärzten mit entsprechender Erfahrung eingesetzt werden. Mit der Zulassung muss ein Pharmakovigilanzprogramm implementiert werden.

Mitteilung der EMA vom 14.12.2012


Empfehlung zur Zulassungserweiterung und neue Kontraindikation für Abirateron (Zytiga, Janssen-Cilag): Das Präparat zur hormonellen Behandlung des metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinoms soll nun auch bei Männern eingesetzt werden können, deren Erkrankung nach Versagen einer Androgendeprivationstherapie asymptomatisch oder nur leicht symptomatisch ist und bei denen eine Chemotherapie klinisch noch nicht indiziert ist. Bisher war Abirateron erst indiziert, wenn die Erkrankung während oder nach einer Docetaxel-haltigen Chemotherapie progredient war. Als neue Kontraindikation sollen zukünftig schwere Leberfunktionsstörungen (Child-Pugh Klasse C) aufgeführt werden.

Mitteilung der EMA vom 16.11.2012


Empfehlung zur Zulassungserweiterung für Deferasirox (Exjade, Novartis): Der Chelatbildner soll nun auch für die Behandlung der chronischen Eisenüberladung bei Patienten mit nicht transfusionsabhängigen Thalassämie-Syndromen ab einem Alter von zehn Jahren angewendet werden, wenn eine Chelattherapie benötigt wird und Deferoxamin kontraindiziert ist oder nicht ausreichend wirkt. Bisher war der Chelatbildner nur zugelassen zur Behandlung einer Eisenüberladung infolge von Bluttransfusionen.

Mitteilung der EMA vom 16.11.2012


Empfehlung zur Zulassungserweiterung für Etravirin (Intelence, Janssen-Cilag): Der nichtnukleosidische Reverse-Transcriptase-Hemmer (NNRTI) soll zukünftig in Kombination mit anderen antiretroviral wirksamen Arzneimitteln zur Behandlung von Infektionen durch das humane Immundefizienzvirus 1 (HIV1) auch bei antiretroviral vorbehandelten Kindern ab einem Alter von sechs Jahren angewendet werden. Bisher war die Indikation auf Erwachsene beschränkt.

Mitteilung der EMA vom 16.11.2012


Empfehlung zur Zulassungserweiterung für Aripiprazol (Abilify, Otsuka): Das Antipsychotikum kann nun bis zu 12 Wochen für die Behandlung von mäßig schweren bis schweren manischen Episoden bei Patienten ab 13 Jahren mit Bipolar-I-Störung eingesetzt werden. Bisher war die Anwendung erst ab einem Alter von 15 Jahren zugelassen.

Mitteilung der EMA vom 14.12.2012


Empfehlung zur Zulassungserweiterung für Canakinumab (Ilaris, Novartis): Zukünftig soll die Behandlung von Kindern ab 2 Jahren mit einem Körpergewicht von mindestens 7,5 kg möglich sein. Bisher war die Anwendung bei Erwachsenen und Kindern ab 4 Jahren mit CAPS (Cryopyrin-associated periodic syndromes [CAPS]), einschließlich Muckle-Wells-Syndrom (MWS), NOMID (Neonatal-onset multisystem inflammatory disease), CINCA (Chronic infantile neurological, cutaneous, articular syndrome) und schweren Formen von FCAS (Familial cold autoinflammatory syndrome) zugelassen.

Mitteilung der EMA vom 14.12.2012


Keine Zulassungsempfehlung für Iloperidon (Fanaptum, Vanda): Das Neuroleptikum war vorgesehen für die Behandlung von Patienten mit Schizophrenie, aber die Wirksamkeit war aus Sicht des CHMP nicht ausreichend belegt.

Mitteilung der EMA vom 14.12.2012


Keine Zulassungsempfehlung für Mipomersen (Kynamro, Genzyme): Der für die Behandlung der familiären Hypercholesterolämie vorgesehene Apolipoprotein-B-Hemmer wurde nicht zur Zulassung empfohlen, weil unerwünschte Wirkungen wie grippeähnliche Symptome, Reaktionen an der Injektionsstelle und Leberfunktionsstörungen auftreten, die bei der vorgesehenen Langzeitanwendung relevant sind. Zudem traten bei einem Teil der Patienten schwere kardiovaskuläre Ereignisse auf. Dieses erhöhte kardiovaskuläre Risiko wurde durch den Nutzen der Cholesterolsenkung nicht aufgehoben.

Mitteilung der EMA vom 14.12.2012


Hinweis zum sicheren Umgang mit Fibrinkleber-Sprays (Evicel und Quixil, Omrix): Nach einer Überprüfung der Sicherheit und Wirksamkeit der Fibrinkleber-Sprays beurteilt die EMA deren Nutzen-Risiko-Verhältnis nach wie vor positiv, sie gibt jedoch eine Reihe von Hinweisen zur sicheren Anwendung, um das Risiko für Luft- oder Gasembolien zu verringern. Auf der Homepage der EMA findet sich eine Pressemitteilung mit den genauen Hinweisen (www.ema.europa.eu/docs/en_GB/document_library/Referrals_document/Fibrinogen/WC500134844.pdf, Zugriff am 4.12.2012).

Mitteilung der EMA vom 16.11.2012


Neue Kontraindikation zu Thrombin- und Fibrinogen-haltigem Schwamm (TachoSil, Nycomed): Zusätzlich zu entsprechenden Hinweisen unter „Art und Dauer der Anwendung“ und „Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung“ soll zukünftig auch als Kontraindikation aufgeführt werden, dass der wirkstoffhaltige Schwamm nicht intravaskulär angewendet werden darf. Grund für diese Hinweise ist, dass es bei versehentlicher intravaskulärer Anwendung zu lebensbedrohlichen thromboembolischen Komplikationen kommen kann. Der kollagenhaltige Schwamm wird als lokales Hämostyptikum in der Chirurgie eingesetzt.

Mitteilung der EMA vom 16.11.2012


Neue Kontraindikation für Dabigatranetexilat (Pradaxa, Boehringer Ingelheim): Zukünftig darf das orale Antikoagulans nicht angewendet werden bei Patienten mit Herzklappenprothese, die eine Antikoagulanzientherapie benötigen.

Mitteilung der EMA vom 14.12.2012

Wichtige Mitteilungen der FDA

Zulassung für Paclitaxel-freisetzenden Stent (Zilver PTX Stent, Cook Incorporated) zur Wiedereröffnung der Oberschenkelschlagader (femoropopliteale Arterie) bei einer Verengung oder einem Verschluss dieses Gefäßes infolge peripherer arterieller Verschlusskrankheit. Es ist der erste Wirkstoff-freisetzende Stent, der für die Behandlung dieser Arterie zugelassen wurde.

Mitteilung der FDA vom 15.11.2012


Zulassung für Cabozantinib (Comtriq, Exelixis, Inc): Der Multikinasehemmer soll zur Behandlung von Patienten mit progressivem metastasiertem medullären Schilddrüsenkarzinom eingesetzt werden. Die Substanz hemmt unter anderem RET, MET und VEGF-Rezeptor 2.

Mitteilung der FDA vom 29.11.2012


Zulassung für Ponatinib (Iclusig, Ariad): Der BCR-ABL-Hemmer wurde beschleunigt zugelassen für Patienten mit chronisch myeloischer Leukämie (CML) oder Philadelphia-Chromosom-positiver akuter lymphoblastischer Leukämie (ALL) in der chronisch akzelerierten Phase oder Blastenkrise, deren Erkrankung resistent gegen Tyrosinkinasehemmer ist.

Mitteilung der FDA vom 14.12.2012


Zulassung für Raxibacumab (GSK): Das monoklonale Antitoxin kann die Toxine von Bacillus anthracis neutralisieren und wurde beschleunigt als Orphan-Drug zusätzlich zur adäquaten Antibiotikatherapie zugelassen zur Behandlung von Erwachsenen und Kindern mit Lungenmilzbrand (Anthrax).

Mitteilung der FDA vom 14.12.2012


Sicherheitshinweis zu Natriumoxybat (Xyrem, Jazz Pharmaceuticals): Die FDA warnt bei der Anwendung von 4-Hydroxybutansäure (Natriumoxybat) vor der gleichzeitigen Anwendung von Alkohol und von Substanzen, die atemdepressiv wirken wie Opioidanalgetika, Benzodiazepine, sedierende Antidepressiva oder Antipsychotika, Anästhetika und Muskelrelaxanzien, weil hierdurch das Risiko von Atemstörungen weiter erhöht werden kann. Zugelassen ist das Arzneimittel zur Behandlung der Kataplexie bei Erwachsenen mit Narkolepsie.

Mitteilung der FDA vom 17.12.2012


Sicherheitshinweis zu Vareniclin (Champix, Pfizer): Das Mittel zur Raucherentwöhnung kann das Risiko für schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse nach den Ergebnissen einer neuen Metaanalyse leicht erhöhen. Die FDA empfiehlt eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung bei der Verordnung.

Mitteilung der FDA vom 12.12.2012

Wichtige Mitteilungen des BfArM

Empfehlungen zum Vorgehen bei Blutungen unter Dabigatran (Pradaxa, Boehringer Ingelheim): Für das Antikoagulans Dabigatran gibt es kein spezifisches Antidot und seine antikoagulierende Wirkung kann nicht durch die Gabe von Vitamin K, Prothrombinkomplexfaktoren-Konzentraten (PPSB-Konzentraten) oder gefrorenem Frischplasma (FFP) aufgehoben werden. Das BfArM hat Informationen, Hinweise und Empfehlungen zur Therapie von Blutungen, dem perioperativen Management und der Interpretation von Gerinnungstests unter Dabigatran publiziert (www.bfarm.de/DE/Pharmakovigilanz/blutPradaxa/blutPradaxa-inhalt.html, Zugriff am 4.12.2012).

Mitteilung des BfArM vom 11.12.2012

Wichtige Mitteilungen der AkdÄ

Informationsbrief zu Lapatinib (Tyverb, GlaxoSmithKline) wegen Kombinationstherapien: Lapatinib kann in Kombinationstherapien in bestimmten Behandlungssituationen weniger wirksam sein als Trastuzumab (Herceptin). Zwei kürzlich durchgeführte klinische Studien zeigten eine signifikant höhere Wirksamkeit von Trastuzumab im Vergleich zu Lapatinib. Besonders ausgeprägt war dies bei Patientinnen, die zuvor noch keine Therapie mit Trastuzumab erhalten hatten. Der Hersteller erinnert daran, dass gemäß dem genehmigten Indikationswortlaut Lapatinib in Kombination mit Capecitabin nur Patientinnen verschrieben werden sollte, deren Brustkrebserkrankung in der metastasierten Situation nach einer vorangegangenen Trastuzumab-Therapie progredient verläuft.

Mitteilung des BfArM vom 11.12.2012


Rote-Hand-Brief zu Lenalidomid (Revlimid, Celgene) wegen des Risikos von Lebererkrankungen: Bei Patienten mit multiplem Myelom, die eine Lenalidomid-Behandlung in Kombination mit Dexamethason erhielten, wurde über einige Fälle von schweren Leberschäden, darunter Fälle mit tödlichem Verlauf, berichtet. Lenalidomid wird über die Nieren ausgeschieden. Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ist es wichtig, die Lenalidomid-Dosis anzupassen, um hohe Plasmaspiegel zu vermeiden, die das Risiko für häufigere schwerwiegende hämatologische Nebenwirkungen oder Hepatotoxizität erhöhen könnten. Die Mechanismen der Hepatotoxizität sind nach wie vor unbekannt. Eine vorbestehende virale Lebererkrankung, erhöhte Ausgangswerte der Leberenzyme und möglicherweise eine Antibiotikabehandlung könnten Risikofaktoren sein. Eine Überwachung der Leberfunktion wird daher empfohlen, insbesondere bei einer gleichzeitig bestehenden oder in der Vorgeschichte vorkommenden viralen Leberinfektion oder wenn Lenalidomid in Kombination mit Medikamenten verabreicht wird, von denen bekannt ist, dass sie mit Leberfunktionsstörungen assoziiert sind, z.B. Paracetamol.

Drug-Safety-Mail der AkdÄ Nr.234 vom 10.12.2012

Arzneimitteltherapie 2013; 31(01)