Helga Brettschneider, Frankfurt am Main
Die neue Dreifachkombination enthält 40 mg Bismut(III)-oxid, 125 mg Metronidazol und 125 Tetracyclinhydrochlorid in neuer Galenik. In einer äußeren Kapselhülle befinden sich das Bismutsalz und Metronidazol, im inneren Teil befindet sich Tetracyclin. Zusammen mit Omeprazol ist die Dreifachkombination zur Eradikation von H. pylori und zur Prävention rezidivierender peptischer Ulzera bei Patienten mit Ulzera (aktiv oder in der Anamnese), die durch Helicobacter pylori induziert sind oder waren, zugelassen.
Das neue Kombinationspräparat wird während der zehntägigen Behandlung viermal täglich eingenommen – jeweils drei Kapseln nach den Mahlzeiten und vor dem Schlafengehen mit einem vollen Glas Wasser. Zur Frühstücks- und zur Abenddosis kommen noch jeweils 20 mg Omeprazol dazu.
Höhere Eradikationsrate
In einer multizentrischen für die Zulassung relevanten Studie wurde die Wirksamkeit der Kombination plus Omeprazol (O-BMT) über zehn Tage mit der sieben Tage dauernden französischen Dreifachtherapie aus Omeprazol, Clarithromycin und Amoxicillin verglichen. Primärer Endpunkt war die Eradikation von H. pylori.
Im Vergleich zur Standardtherapie war die Eradikationsrate mit der O-BMT-Therapie signifikant höher. In der Per-Protokoll-Analyse wurden mit der Vierfachkombination 93%, mit der Vergleichstherapie 70% (p<0,0001) der Erreger eradiziert. In der Intention-to-treat-Gruppe waren es 80% vs. 55% (p<0,0001).
Auch bei bereits gegen Clarithromycin-resistenten Erregern war der Therapieerfolg mit 91% höher als mit der Standardtherapie (8%). Das galt auch bei Metronidazol-Resistenz (90% vs. 68%) [1].
Häufigste unerwünschte Wirkungen waren gastrointestinale Symptome wie Dyspepsie und Übelkeit. Als Nebeneffekt der Bismut-Einnahme können Stuhlverfärbungen auftreten. Diese haben aber keinen Krankheitswert.
Resistenzprobleme
Resistenzen gegen ein Antibiotikum sind der wichtigste Grund, warum eine Eradikationstherapie nicht wirkt. Zudem gilt eine erfolglose Therapie als Hauptrisikofaktor für eine Resistenzentwicklung. Freiburger Daten zeigen zum Beispiel eine Resistenzrate von 30% gegenüber Metronidazol und 7% gegenüber Clarithromycin bei nicht vorbehandelten Patienten [2]. Je mehr erfolglose Vortherapien sie erhalten hatten, um so schlechter war die Resistenzlage. Schon in Patientengruppen mit nur einmaliger, erfolgloser Vortherapie fanden sich Resistenzraten von 50% (Metronidazol) und 57% (Clarithromycin). Nach mehr als einer Vortherapie betrugen die Raten 82% und 76%. Selbst Doppelresistenzen stiegen von 3% auf 66%.
Maastricht-IV-Konsensus
Passend zu den Ergebnissen der Zulassungsstudie wurde die O-BMT im April 2012 in den europäischen Maastricht-IV-Konsensus-Report aufgenommen, und zwar als Erstlinientherapie zur H.-pylori-Eradikation für Regionen, in denen die Resistenzraten gegen Clarithromycin 20% übersteigen. Für Gebiete mit niedriger Resistenzrate stuft der Report die Vierfachtherapie als weitere Erstlinienoption neben den Standard-Dreifachtherapien ein [3].
Quelle
Prof. Dr. Peter Malfertheiner, Magdeburg; Speed-Dating-Lunch „Zukunftsfähige Helicobacter-pylori-Eradikation mit Pylera®. 45 Minuten – 3 Experten – 3 Perpektiven“, veranstaltet von Aptalis Pharma im Rahmen der 67. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), Hamburg, 21. September 2012.
1. Malfertheiner P, et al. Helicobacter pylori eradication with a capsule containing bismuth subcitrate potassium, metronidazole and tetracycline given with omeprazole vs. clarithromycin-based triple therapy: a randomized, open-lable, non-inferiority phase 3 trial. Lancet 2011;377:905–13.
2. Glocker EO, et al. ResiNet – a nationwide German sentinel study for surveillance and analysis of antimicrobial resistance in Helicobacter pylori. 2011 (cited 17. july), www.uniklinik-freiburg.de/nrzhelicobacter/live/resinet.html
3. Malfertheiner P, et al. Management of H. pylori infection – the Maastricht-IV/Florence Consensus Report. Gut 2012;61:646–64.
Arzneimitteltherapie 2013; 31(03)