Aktuelles zur Pharmakotherapie von Schwindel und Nystagmus


Michael Strupp, Olympia Kremmyda, Tatiana Bremova und Julian Teufel, München

Grundvoraussetzung für eine wirksame medikamentöse Therapie der verschiedenen Schwindelsyndrome und Nystagmusformen ist eine präzise Diagnose, da für die jeweiligen Formen und zugrunde liegenden Erkrankungen inzwischen spezifische Medikamente zur Verfügung stehen. Ziele der Behandlung sind eine Symptomlinderung, Verbesserung der Funktion und zentralen Kompensation und/oder Verhinderung von Schwindelattacken. Chronisch rezidivierende Schwindelsyndrome wie vestibuläre Migräne, Morbus Menière oder Vestibularisparoxysmie bedürfen einer langdauernden prophylaktischen Behandlung mit einer ausreichenden Dosierung; dies erfordert auch regelmäßige Verlaufskontrollen, um die Wirkung der Therapie unter anderem mittels eines Schwindelkalenders zu überprüfen, mögliche unerwünschte Wirkungen zu eruieren und die Dosis individuell anzupassen. Zur Pharmakotherapie kommen im Wesentlichen sieben Wirkstoffgruppen zum Einsatz (die „Sieben As“): Antivertiginosa, Antikonvulsiva, Antidepressiva, Antiphlogistika, Anti-Menière-wirksame Substanzen, Migräneprophylaktika und – als neues Therapieprinzip – Aminopyridine als Kaliumkanalblocker. Antivertiginosa sind nur zur kurzzeitigen symptomatischen Behandlung indiziert. Zur kausalen Therapie der einzelner Schwindel- und Nystagmusformen werden folgende Medikamente eingesetzt: Glucocorticoide bei der akuten Neuritis vestibularis zur Verbesserung der Erholung der peripheren vestibulären Funktion, Betahistin in hoher Dosierung und als Langzeittherapie beim Morbus Menière, Carbamazepin bei der Vestibularisparoxysmie, Betablocker, Topiramat oder Valproinsäure zur prophylaktischen Behandlung der vestibulären Migräne und 4-Aminopyridin (auch in der Retardform) bei Downbeat- und Upbeat-Nystagmus, episodischer Ataxie Typ 2 und zerebellären Gangstörungen. Auch wenn in den letzten zehn Jahren substanzielle Fortschritte in der Pharmakotherapie gemacht worden sind, besteht weiterhin ein hoher Bedarf an randomisierten Plazebo-kontrollierten Studien.
Arzneimitteltherapie 2013;31:147–55.

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