Dr. med. Peter Stiefelhagen, Hachenburg
Der Aktivierung des Renin-Angiotensin-Systems (RAS) kommt bei der Pathogenese der arteriellen Hypertonie eine zentrale Bedeutung zu. Die RAS-Blockade durch Angiotensin-Konversionsenzymhemmer (ACE-Hemmer) oder Angiotensin-II-Rezeptorblocker ist heute ein fester Bestandteil der Basistherapie bei der arteriellen Hypertonie. Im Unterschied zu Betarezeptorenblockern oder Diuretika kann mit diesem Therapieansatz eine direkte günstige Beeinflussung der hypertoniebedingten Endorganschäden erreicht werden.
Für Olmesartan (z.B Olmetec®) konnten im Rahmen von experimentellen und klinischen Studien ein antiinflammatorischer Effekt, eine Erhöhung der Anzahl endothelialer Progenitorzellen, eine Normalisierung des Wand-Lumen-Verhältnisses in kleinen Widerstandgefäßen [1] sowie eine Verringerung der Neumanifestation des Typ-2-Diabetes dokumentiert werden.
OLIVUS-Studie
Die arterielle Hypertonie ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für die Arteriosklerose und somit eine wesentliche Ursache für Herzinfarkt und Schlaganfall. Kardiovaskuläre Ereignisse sind Folge einer vaskulären Plaqueruptur. Somit erscheinen Untersuchungen dahingehend, inwieweit Angiotensin-II-Rezeptorblocker das Plaquevolumen beeinflussen können, von klinischer Relevanz.
Studiendesign und -ziel
Im Rahmen der OLIVUS-Studie (Impact of olmesartan on progression of coronary atherosclerosis: evaluation by intravascular ultrasound trial) wurde bei 247 Patienten mit arterieller Hypertonie und stabiler Angina Pectoris, die für eine perkutane Koronarintervention vorgesehen waren, der Einfluss von Olmesartan auf das koronare Plaquevolumen mithilfe des intravaskulären Ultraschalls bestimmt und mit einer Kontrollgruppe verglichen, die keinen Angiotensin-II-Rezeptorblocker erhielt.
Studienergebnisse
Nach 14-monatiger Behandlung fand sich in der mit Olmesartan behandelten Patientengruppe eine niedrigere Progressionsrate von koronaren Atheromen im Vergleich zur Kontrollgruppe (Volumen: –2,6 mm3 vs. +7,1 mm3; p=0,011). Zu schweren kardiovaskulären Ereignissen kam es im Verlauf der 14-monatigen Beobachtungsdauer insgesamt nur sehr selten, sodass auch keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Studienpopulationen dokumentiert werden konnten. Der kombinierte Endpunkt aus kardiovaskulärem Tod, nichttödlichem Herzinfarkt und nichttödlichem Schlaganfall betrug 2,5% in der Kontrollgruppe und 1,6% in der Olmesartan-Gruppe [2].
Nachbeobachtung
Die OLIVUS-Ex-Studie umfasste eine an die OLIVUS-Studie anschließende vierjährige Nachbeobachtungsphase, um den Langzeiteffekt der veränderten Atheromvolumina im Hinblick auf das Auftreten kardio- und zerebrovaskulärer Ereignisse zu erfassen. Der kombinierte Endpunkt (kardio- und zerebrovaskulärer Tod, Herzinfarkt, Schlaganfall, Angina Pectoris und Herz- oder Niereninsuffizienz) trat in der Olmesartan-Gruppe bei 8,0% der Patienten, in der Kontrollgruppe dagegen bei 17,4% der Patienten auf. Dies entspricht einer relativen Risikoreduktion von 54% (p=0,04) [3].
Nach den Ergebnissen der OLIVUS- und OLIVUS-Ex-Studie kann das Plaquevolumen mit Olmesartan günstig beeinflusst werden, was nicht nur eine morphologische Veränderung des Gefäßstatus darstellt, sondern auch von klinischer Relevanz ist.
Fazit
Die arterielle Hypertonie ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für die Arteriosklerose und somit für Herzinfarkt und Schlaganfall. In der OLIVUS- und OLIVUS-Ex-Studie konnte gezeigt werden, dass der Angiotensin-II-Rezeptorblocker Olmesartan das mittels intravaskulären Ultraschalls volumetrisch bestimmte Plaquevolumen bei KHK-Patienten günstig im Sinne einer Stabilisierung beeinflusst und dadurch das Auftreten schwerer kardio- und zerebrovaskulärer Ereignisse verhindern kann. Ungeklärt bleibt, ob es sich dabei um einen substanzspezifischen Effekt handelt oder auch andere Angiotensin-II-Rezeptorblocker diesen therapeutischen Vorteil für sich beanspruchen können.
Quelle
Prof. Heinrich Lambertz, Wiesbaden; Satellitensymposium „Kardiovaskuläres Kontinuum – Moderne Therapiekonzepte zwischen Leitlinien und Erstattung“, veranstaltet von Daiichi-Sankyo Deutschland GmbH im Rahmen des 119. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM), Wiesbaden, 7. April 2013.
Literatur
1. Stumpe KO, et al. Carotid intima-media thickness and plaque volume changes following 2-year angiotensin II-receptor blockade. The Multicentre Olmesartan atherosclerosis Regression Evaluation (MORE) study. Ther Adv Cardiovasc Dis 2007;1:97–106.
2. Hirohata A, et al. Impact of olmesartan on progression of coronary atherosclerosis a serial volumetric intravascular ultrasound analysis from the OLIVUS (impact of OLmesarten on progression of coronary atherosclerosis: evaluation by intravascular ultrasound) trial. J Am Coll Cardiol 2010;55:976–82.
3. Hirohata A, et al. Four-year clinical outcomes of the OLIVUS-Ex (impact of Olmesartan on progression of coronary atherosclerosis: evaluation by intravascular ultrasound) extension trial. Atherosclerosis 2012;220:134–8.
Arzneimitteltherapie 2013; 31(07)