Dr. Susanne Heinzl, Reutlingen
Knochenmetastasen sind bei Patienten mit soliden Tumoren häufig. Sie führen zu sogenannten skelettalen Komplikationen (SRE) wie pathologischen Frakturen, vertebralen Kompressionen und Notwendigkeit von Operationen oder Bestrahlungen. Pathologische Frakturen sind zudem mit einer verkürzten Überlebenszeit verbunden. So erhöht sich das Sterberisiko bei Mammakarzinom-Patientinnen mit pathologischen Frakturen um etwa 50%.
Das Therapieziel bei Patienten mit Knochenmetastasen ist aber nicht primär eine Verlängerung der Überlebenszeit, sondern eine Reduktion der Morbidität mit einer Verlängerung der symptomfreien Zeit. Zur osteoprotektiven Behandlung eignen sich Bisphosphonate und Denosumab.
Der vollhumane monoklonale Antikörper Denosumab ist zur Prävention skelettaler Ereignisse bei Erwachsenen mit Knochenmetastasen solider Tumoren in einer Dosierung von 120 mg subkutan alle vier Wochen zugelassen. In drei großen randomisierten, kontrollierten Studien konnte die Überlegenheit von Denosumab im Vergleich zu Zoledronsäure in der Vermeidung skelettaler Komplikationen von Knochenmetastasen bei Patienten mit Mammakarzinom [1], Prostatakarzinom [2] sowie anderen soliden Tumoren und multiplem Myelom [3] belegt werden.
Eine integrierte Analyse dieser drei vom Design her ähnlich aufgebauten Studien mit über 5700 Patienten ergab, dass Denosumab die Zeit bis zum ersten skelettalen Ereignis signifikant um 8,2 Monate verlängerte, nämlich von 19,4 Monaten unter Zoledronsäure auf 27,6 Monate (Hazard-Ratio 0,83, 95%-Konfidenzintervall 0,76–0,90, p<0,001). Dieser Effekt war unabhängig vom Typ der Komplikation und unabhängig vom Tumortyp [4].
Ein wichtiger praktischer Aspekt bei der Therapie mit Denosumab ist, dass der Antikörper subkutan injiziert wird und damit für die Applikation viel weniger Zeit als für eine Infusion benötigt wird. Allerdings sind organisatorische Änderungen insofern nötig, als zur subkutanen Applikation ein sichtgeschützter Platz erforderlich ist. Wichtig ist zudem, dass die Patienten bei Denosumab-Therapie gleichzeitig mindestens 400 I. E. Vitamin D und 500 mg Calcium erhalten, um das Risiko einer Hypokalzämie zu reduzieren.
Quellen
Prof. Dr. Ingo J. Diel, Mannheim, Priv.-Doz. Dr. Diana Lüftner, Berlin, Amgen MediaDialog „Kann Denosumab bei Patienten mit Knochenmetastasen die symptomfreie Zeit verlängern?“ München, 3. Mai 2013.
1. Stopeck AT, et al. Denosumab compared with zoledronic acid for the treatment of bone metastases in patients with advanced breast cancer: a randomized, double-blind study. J Clin Oncol 2010;28:5132–39.
2. Fizazi K, et al. Denosumab versus zoledronic acid for treatment of bone metastases in men with castration-resistant prostate cancer: a randomised, double-blind study. Lancet 2011;377:813–22.
3. Henry DH, et al. Randomized, double-blind study of denosumab versus zoledronic acid in the treatment of bone metastases in patients with advanced cancer (excluding breast and prostate cancer) or multiple myeloma. J Clin Oncol 2011;29:1125–32.
4. Lipton A, et al. Superiority of denosumab to zoledronic acid for prevention of skeletal-related events: a combined analysis of 3 pivotal, randomised, phase 3 trials. Eur J Cancer 2012;48:3082–92.
Arzneimitteltherapie 2013; 31(07)